Wirtschaftsbarometer

US-Industrie gerät deutlich ins Stocken

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Der Konjunkturindex rasselte im Mai von 60,4 auf 53,5 Punkte hinunter.

Überraschend starker Dämpfer für die US-Wirtschaft: Die Industrie hat im Mai so stark an Fahrt wie seit Jahren nicht mehr verloren. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager fiel auf den niedrigsten Stand seit September 2009. Das Barometer sank auf 53,5 von 60,4 Punkten im Vormonat, wie das Institute for Supply Management (ISM) am Mittwoch mitteilte. Experten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 57,7 Punkte gerechnet. Ab Werten von 50 Punkten wird Wachstum signalisiert. An den Börsen wurden die Daten mit Kursverlusten aufgenommen.

Stärkster Einbruch seit 27 Jahren

Der Einbruch des Barometers sei so stark wie seit 27 Jahren nicht mehr, sagte UniCredit-Experte Harm Bandholz. Die Schwäche der Industrie sei keine gute Nachricht für die US-Wirtschaft, die im zweiten Quartal möglicherweise weniger stark wachsen könne als bisher angenommen. Zu schaffen machte den Unternehmen der Umfrage zufolge eine deutlich geringere Nachfrage: Das entsprechende Barometer fiel auf 51 Punkte von 61,7 Zählern im Vormonat und signalisierte damit nur noch geringe Zuwächse. In der Folge fuhren die Firmen die Produktion deutlich weniger stark nach oben als im April und stockten ihre Belegschaften mit gedrosseltem Tempo auf.

Schlechte Arbeitsmarktzahlen erwartet
Am Freitag werden die Arbeitsmarktdaten für Mai vorgelegt. Dabei könnte es zu einer negativen Überraschung kommen, sagte Joel Prakken von Macroeconomic Advisers. Die Zahl der Jobs in der Privatwirtschaft stieg im Mai lediglich um 38.000 und damit so wenig wie zuletzt im September 2010, wie das Serviceunternehmen ADP mitteilte. Einige Analysten senkten daraufhin ihre Prognose für die monatlichen Daten. Eine Erholung am Arbeitsmarkt gilt für eine Belebung der US-Wirtschaft als besonders wichtig, denn sie ist besonders stark vom Konsum abhängig.

Leichte Erholung in Baubranche
Etwas Entspannung ist dagegen am Bau in Sicht: Die Bauausgaben stiegen im April um 0,4 Prozent und damit so stark wie seit sechs Monaten nicht mehr, wie das Handelsministerium mitteilte. Dabei spielten vermutlich Renovierungen eine wichtige Rolle, weil der Neubau im April ins Stocken geriet. Vor allem private Bauherren und Unternehmen investierten mehr in ihre Gebäude. Schlechter sieht es im öffentlichen Bau aus: Wegen der Finanznot bei Bund, Staaten und Kommunen gaben öffentliche Bauherren 1,9 Prozent weniger aus als im Vormonat.

Dennoch dürfte es noch lange dauern, bis auch die Schwäche am Bau überwunden ist: Verglichen mit dem Vorjahr gaben die Bauausgaben um 9,3 Prozent nach. Der Immobilienmarkt in den USA leidet immer noch unter den Folgen einer geplatzten Blase, welche als Auslöser der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise gilt.

 

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