Erstmals unter einem Prozent - Leitzins im Euroraum ist auf Rekordtief.
So günstig war es seit der Einführung des Euro noch nie, sich Geld auszuborgen – zumindest für Banken. Am Donnerstag senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins um 0,25 Punkte auf 0,75 Prozent. Zu diesem Satz bekommen die Banken Geld von der EZB.
Hintergrund der historischen Zinssenkung: Das billige Geld soll bei Unternehmen und Konsumenten ankommen und damit die schwächelnde Konjunktur ankurbeln. Zuletzt parkten die Banken lieber gigantische Summen bei der EZB – das lohnt sich für die Institute nun nicht mehr.
Hauptaufgabe der EZB ist an und für sich, die Inflation im Zaum zu halten. Die ist zwar nach wie vor nicht niedrig – aber die Währungshüter sehen offenbar jetzt die größere Gefahr im fehlenden Wirtschaftswachstum. EZB-Präsident Mario Draghi sagte, er sehe nach wie vor erhebliche Risiken für die Konjunktur in den 17 Eurostaaten.
Einen Leitzins unter einem Prozent hat es in der Eurozone noch nie gegeben. In anderen wirtschaftlich schwer gebeutelten Ländern wie USA und Japan sehr wohl. „Die Senkung jetzt war ein notwendiger Schritt“, sagt Bank-Austria-Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer zu ÖSTERREICH. „Es ist wichtig, dass das Wachstum zurückkommt.“
Sparzinsen werden noch weiter nach unten gehen
Die Auswirkungen für Konsumenten: Sparer werden für ihr Geld künftig noch weniger bekommen. Bei einer aktuellen Inflationsrate von über zwei Prozent bedeutet das: Unsere Ersparnisse verlieren noch mehr an Kaufkraft.
Kredite sind in Österreich ohnehin billig wie nie. Dass die Zinsen hier jetzt noch weiter sinken, glaubt Experte Bruckbauer nicht. Bei der Bank Austria etwa ist ein Hypothekarkredit derzeit bei bester Bonität ab 2,625 % zu haben. A. Sellner