"Zweite Sparkasse" jetzt auch im Burgenland

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Die "Zweite Sparkasse" und deren kostenloses Habenkonto stehen nun auch im Burgenland für Menschen zur Verfügung, die in finanzielle Notlagen geraten sind und bei "traditionellen" Banken kein Konto mehr bekommen. Partnerorganisationen wie Caritas, Hilfswerk, aber auch Schuldnerberatungsstellen können Betroffene künftig an die "Zweite" verweisen. "Wir haben schon sehr viele Anfragen", zeigte sich Konsumentenschutz-Landesrätin Verena Dunst (S) bei der Eröffnungsveranstaltung in Eisenstadt erfreut.

Neben Bankdienstleistungen, die anderen alltäglich erscheinen - Girokonto, Netbanking und Bankomatkarte, um Bankgeschäfte kostenlos an den Selbstbedienungsautomaten in Filialen der Erste Bank und Sparkassetätigen zu können - steht den Betroffenen auch ein Versicherungsangebot der Wiener Städtischen offen. Die insgesamt 400 Mitarbeiter der Zweiten Sparkasse arbeiten ehrenamtlich, was Zweite-Sparkasse-Vorstand Evelyn Hayden nicht müde wird zu betonen: "Man fühlt sich einfach willkommen."

Österreichweit hat die von der Erste Bank vor drei Jahren ins Leben gerufene Initiative bereits etwa 5.000 Kunden - und Monat für Monat werden es laut der Vorstandschefin um 200 mehr. Der bei weitem größte Bedarf herrscht in der Bundeshauptstadt, schilderte sie. Allein in Wien, wo es die Möglichkeit seit 2006 gibt, nehmen demnach bereits rund 3.500 Kunden das kostenlose Girokonto und in Anspruch, darunter viele mit Migrationshintergrund. "Aber auch Graz ist leider sehr dynamisch", so Hayden. "Wir sehen schon eine Konzentration im städtischen Bereich. Im ländlichen Raum werden die Menschen noch besser aufgefangen."

Im Burgenland stieg die Zahl der Privatinsolvenzen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,3 Prozent. Mit den Worten: "Wir brauchen Sie", sei das Land an die Zweite Sparkasse herangetreten, betonte Landesrätin Dunst: "In unseren Zuständigkeiten bemerken wir sofort, wenn sich die Banken zurückziehen." Caritas Burgenland-Direktor Markus Glatz-Schmallegger sieht neue Formen der Armut im Kommen: "Armutslagen, wenn auch kurzfristiger, reichen bis in die Mitte der Gesellschaft hinein."

Dass "Kein-Konto-haben" heute ein drängendes und gravierende Folgen nach sich ziehendes Problem ist, waren sich die Podiums-Diskutanten einig: Von "Stigmatisierung am Arbeitsmarkt", "Menschen zweiter Klasse" und "im gesellschaftlichen Abseits stehen" war die Rede. Schon vor zwei Jahren forderte die Arbeiterkammer Niederösterreich von den Bankinstituten das Recht auf ein Habenkonto - und zwar auch unabhängig von Betreuungseinrichtungen. Sie führte damals geschätzte 12.000 Menschen österreichweit auf, die keinen Job fänden, weil sie ihrem Arbeitgeber kein Konto vorweisen können.

Bis zu 40.000 Menschen betroffen

Franz-Karl Prüller von der "Erste Stifung", früher Leiter der Caritas-Auslandshilfe, setzt die Zahl aller Menschen in Österreich ohne Konto noch höher an: Bis zu 40.000 Menschen könnten betroffen sein, denn so vielen zahle das AMS die Leistungen bar aus. Die Schuldnerberatung des Landes Burgenland hat laut dem Leiter des Konsumentenschutzreferates Peter Zinggl jedes Jahr 600 bis 700 Neukunden, von ihnen hätte jeder zehnte kein Konto.

Auf den positiven Einfluss der "Zweiten" auf die "Erste" wies Franz Ratz, Burgenland-Direktor der Ersten Bank, hin. Die laufende Initiative "Helping Hands" erlaubt es, Kunden die Kontogebühren zu erlassen, wenn das AMS deren Arbeitslosigkeit bestätigt. "Aber auch bei Menschen, die bei Kreditrückzahlungen in Verzug geraten, haben wir spezielle Betreuer, damit die Kunden nicht sofort in die Schuldenfalle tappen", schloss Ratz.

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