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Abschluss erzielt

Gewerkschafter Binder zu Metaller-KV: "Einem Nackerten kannst keinen Pullover wegnehmen"

Bei der diesjährigen Metaller-Lohnrunde haben sich die Verhandler am Montagnachmittag nach nur wenigen Stunden auf einen neuen Kollektivvertrag für die rund 190.000 Beschäftigten geeinigt.   

PRO-GE-Bundesvorsitzender Reinhold Binder verteidigte im Interview mit oe24.TV den „Krisenabschluss auf Zeit". Die Metallindustrie befinde sich in der „größten Krise seit 80 Jahren". 

Nulllohnrunden verhindert, Löhne steigen 

Der Gewerkschafter zeichnet ein düsteres Bild: Man sei derzeit im dritten Rezessionsjahr, bereits 10.000 Arbeitsplätze seien in der Branche verloren gegangen, zahlreiche Betriebsschließungen zeichneten die wirtschaftlich schwierige Lage im Land.

Trotz dieser Krisensituation habe man mit dem Abschluss Nulllohnrunden abgewehrt und einen Zweijahresvertrag ausgehandelt, der „Planbarkeit und Sicherheit" für die Zukunft biete. Die Grundbotschaft Binders lautet: "Die Nulllohnrunden seien verhindert worden und die Löhne steigen". 

Schneller Poker um Gehaltsabschluss

Im Vergleich zu den KV-Verhandlungen 2023 kam die heutige Einigung doch überraschend schnell. Das liege daran - so Binder - dass die gesamtwirtschaftliche Lage nach wie vor angespannt sei. "Einem Nackerten kannst keinen Pullover wegnehmen. Es ist einfach völlig arg. Wir sind in einer Situation, wo wir die gesamtwirtschaftliche Lage in der Metallindustrie seit den letzten zwei Jahren intensiv verfolgen. Sie dürfen nicht vergessen, 2023 waren nicht nur die Auftragsbücher voll, sondern da wurde massiv in die Dividenden eingegriffen. Da hat man sich ziemlich bedient und wir haben eine extrem hohe Teuerungsrate gehabt", so Binder im oe24.TV-Interview.

Man sei mit Verhandlern und Unternehmen in engstem Kontakt gewesen - so habe man den gesamten "Werkzeugkoffer bei den Kollektivverhandlungen einsetzen haben können". Für Binder ist klar: "Das Hauptproblem ist die unglaubliche Teuerung, die was überproportional ist in diesem Land und die kehrt endlich runter. Das ist der Auftrag natürlich auch auf die Lebensmittelpreise, auf jene Produkte, die man tagtäglich zum Leben braucht, die müssen endlich runter. Das ist eine Frechheit, wie da die Preise gestiegen sind."

Weiters appelliert der Chef-Verhandler der Gewerkschaft, dass es eine Zukunftsperspektive in neue Technologien braucht. Ob der schnelle Verhandlungsabschluss richtungsweisend für andere Branchen sei, sieht Binder nicht so: "Man muss immer jede Branche für sich selber belasten. Wir sind seit 80 Jahren in der größten Krise in der Metallindustrie. Das kann man nicht vergleichen mit anderen Branchen. Und das ist die hohe Kunst auch bei uns in Österreich mit der Kollektivvertragspolitik, dass die jeweiligen Ergebnisse maßgeschneidert für die jeweiligen Branchen werden. Und nein, das ist mit Sicherheit nicht ein Vormarschieren, sondern das ist jetzt ein notwendiger Schritt, um endlich auch die Arbeitsplätze zu sichern, die Wirtschaft zu stabilisieren."

So sieht der "Krisenabschluss" aus

Ab 1. November 2025 steigen die Ist-Löhne und Gehälter um 1,41 Prozent, die Mindestentgelte werden um 2 Prozent angehoben. Ab dem 1. November 2026 steigen die Ist-Löhne und Gehälter um 1,9 Prozent und die kollektivvertraglichen Mindestentgelte um 2,1 Prozent. Dazu gibt es Einmalzahlungen.

Der Zweijahresabschluss sieht außerdem vor, dass die Beschäftigten im Zeitraum November 2025 bis Juni 2026 entweder zweimal zwei Tage zusätzliche Freizeit oder zweimal 500 Euro in Form einer Einmalprämie zur Sicherung der Kaufkraft bekommen. Die konkrete Ausgestaltung und Umsetzung soll auf betrieblicher Ebene sozialpartnerschaftlich entschieden werden. Die Lehrlingseinkommen steigen ab 1. November 2025 ebenfalls um 2 Prozent, dazu gibt es eine Einmalzahlung von 250 Euro. Ab 1. November 2026 steigen die Lehrlingseinkommen um 2,1 Prozent.

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