Zahlreiche hochrangige Politiker nahmen an der Gotthard-Feier teil.
In der Schweiz haben die Feiern zur Einweihung des längsten Eisenbahntunnels der Welt begonnen - rund 17 Jahre nach Baubeginn. Vor dem Staatsakt für den 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnel, zu dem auch Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) erwartet wird, stand eine Segnungszeremonie auf dem Programm.
Im Berg kamen am Mittwoch ein Pater, eine Pfarrerin, ein Imam, ein Rabbiner und Vertreter der Konfessionslosen zusammen. Die Zeremonie fand aus Sicherheitsgründen nicht im Gotthard-Tunnel selbst, sondern in einem sogenannten Mustertunnel etwas entfernt davon statt.
Quantensprung
Im Vergleich zum alten Gotthard-Tunnel ist die neue Alpen-Verbindung schneller und mit mehr Zügen befahrbar. Sie soll die Verlagerung großer Teile des Güterverkehrs auf die Schiene ermöglichen. Als Herzstück der "Neuen Eisenbahn-Alpentransversale" soll der neue Tunnel wesentlich dazu beitragen, Industriezentren und Ballungsräume nördlich und südlich der Alpen effektiver miteinander zu verbinden.
Zu den ersten Passagieren der Eröffnungszüge gehören 1.000 per Los ermittelte Schweizer. Damit danken Regierung und die Schweizerischen Bundesbahnen der Bevölkerung symbolisch dafür, dass sie das umgerechnet elf Milliarden Euro teure Bauwerk mit ihrer Zustimmung bei einem Volksentscheid sowie als Steuerzahler möglich gemacht hat.
3.000 Personen stehen im Einsatz, damit der Anlass glatt über die Bühne geht, 300 in- sowie ausländische Medienvertreter werden über ihn berichten. Für die Sicherheit der Gäste sorgen neben der Polizei bis zu 2.000 Armeeangehörige. Rund acht Millionen Franken (7,24 Mio. Euro) sollen die Eröffnungsfeierlichkeiten kosten. Über dem "Großraum Gotthard" gilt eine Verkehrssperre für die Zivilluftfahrt und die Luftwaffe.
Die ersten zwei Züge
Danach fahren die ersten zwei Züge mit Passagieren durch den 57 Kilometer langen Tunnel. Je ein Zug wird von Norden und von Süden her den Tunnel einweihen. An Bord werden jene 1.000 Personen sein, die in der Verlosung Anfang des Jahres ein Ticket ergattert haben.
Wie wichtig die neue Verbindung durch die Alpen für die Nachbarländer ist, zeigt die Gästeliste für die Eröffnungsfeier. Sowohl die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch der französische Präsident Francois Hollande, Italiens Premier Matteo Renzi und Bundeskanzler Kern werden der Eröffnung beiwohnen. Im Namen der EU wird Verkehrskommissarin Violeta Bulc anreisen. Auch zahlreiche Infrastrukturminister sind vertreten. "Der Gotthard-Tunnel bringt uns die Chance, einen Teil des Lkw-Transits von der Brenner-Route auf die Bahn zu verlagern. Das heißt weniger Lärm und auch weniger Schadstoffe für die Tirolerinnen und Tiroler", betonte Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ).
Den hochrangigen Politikern wird - neben dem offiziellen Teil - auch Kulturelles und Kulinarisches geboten: Mit 600 Darstellern hat der Theaterregisseur Volker Hesse ein Spektakel zum Mythos Gotthard und dem hochmodernen neuen Tunnel inszeniert. Auch Musiker, darunter Alphornbläser, das Armeespiel und lokale Chöre, haben ihre Auftritte.
Seit 1999
Die offiziellen Arbeiten für das Jahrhundertbauwerk begannen im November 1999 mit dem Tunnelanstich. Insgesamt schufteten in den folgenden rund 17 Jahren 2.400 Arbeiterinnen und Arbeiter bei Temperaturen von bis zu 50 Grad im Berg. Neun Menschen verloren bei den Bauarbeiten ihr Leben.
28,2 Millionen Tonnen Material wurden aus dem Berg gebrochen. Ein großer Teil des Gesteinsausbruchs kam in Form von Beton wieder in den Berg hinein. Im Oktober 2010 erfolgte der Hauptdurchschlag.