Fehlinvestitionen, Großkundenwegfall und hohe laufende Kosten als Ursachen.
Die Gartenbaufirma Herneth Gartenbau KG hat am Grazer Handelsgericht am Dienstagvormittag Insolvenz angemeldet. Betroffen sind bis zu 210 Gläubiger. Laut den Kreditschützern AKV, Creditreform und KSV wurde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt, den Gläubigern wird eine 30-prozentige Quote binnen zwei Jahren angeboten. Insolvenzverwalter ist der Grazer Advokat Heimo Hofstätter.
Bei der Weiterführung des Familienunternehmens werde allerdings eine Reduktion der Zahl der Dienstnehmer von rund 140 um 35 Beschäftigte unumgänglich sein. Auch will man die Pachtflächen verkleinern und in Hinkunft die Produktion stärker nach Fixbestellungen ausrichten. Mit einer Lebensmittelkette will man den Handel mit Gemüse- und Gewürzpflanzen ausweiten.
Die Firma hatte sich auf die Aufzucht und den Großhandel mit Blumen und Pflanzen und Jungpflanzen - auch im Biobereich - konzentriert. Nach eigenen Angaben sei man der führende Pflanzenvermarkter Österreichs gewesen. Mit fast 200.000 Quadratmetern Gesamtkulturfläche in Form von Glashäusern und Freiflächen ist man zumindest einer der größten Gartenbaubetriebe Österreichs.
Hauptkunden des 1973 gegründeten und 2005 zu einer KG umfirmierten Unternehmens sind laut Creditrefom sämtliche Baumarktketten und auch Lebensmittelketten. In den vergangenen drei Jahren hatte der Betrieb schon nicht mehr gewinnbringend produziert: Bei Jahresumsätzen zwischen 13,2 Mio. und 15,8 Mio. Euro wurden erhebliche Verluste verbucht, im letzten Wirtschaftsjahr im Ausmaß von einer Million Euro.
Eine der Insolvenzursachen ist der Wegfall des bisherigen Großkunden bauMax - in diesem Bereich machte Herneth rund 40 Prozent des Umsatzes. Darüber hinaus musste man die Hydroponik-Kultur (Wurzeln der Pflanzen in einem anorganischen Substrat statt in Erdboden) als Fehlinvestition im Ausmaß von 0,7 Mio. Euro aufgeben. Zusätzlich habe man mit Billiganbietern aus dem Ausland und mit steigenden Energie- und Personalkosten zu kämpfen gehabt. Vor allem aber ist der Wegfall von bauMax Mitgrund für die Pleite, weil ein Großteil der Lieferung für 2014 kompostiert werden musste. Nur ein kleiner Teil konnte anderweitig - und das unterpreisig - verkauft werden. Umsatzeinbußen im Kerngeschäft Gartenbau sind zur Gänze liquiditätswirksam, da man auf bereits produzierter Ware nicht nur sitzen bleibt, sondern diese auch entsorgt werden muss. Zudem erfolgte die Fälligstellung der Kredite durch die Hausbank im September.
Die auf den Einzelhandel fokussierte HG Plantation Plants GmbH und die Herneth Transport GmbH sind derzeit von der Sanierung nicht betroffen, wie die Creditreform mitteilte.
Von den Passiva entfallen 13,65 Mio. Euro auf Bankverbindlichkeiten, 3,5 Mio. Euro auf Lieferanten, Finanzamt und GKK kommen auf etwa eine Mio. Euro. Die offenen Gehälter inklusive Beendigungsansprüche kommen auf rund 0,75 Mio. Euro.
Hauptasset der Herneth KG sind die Liegenschaften im Südosten von Graz sowie in Judendorf-Straßengel nördlich von Graz, deren Wert mit 8,6 bzw. 1,7 Mio. Euro angegeben werden. Bezüglich des Werts bestehen jedoch Einschätzungsunterscheide mit der Hausbank, weshalb eine Bewertung in Auftrag gegeben wurde. Zudem sind die Liegenschaften mit Hypotheken überbelastet.