Knapp 1100 Stellen sind von der Insolvenz betroffen
Osnabrück. Der Osnabrücker Schuhhändler Reno ist nur sechs Monate nach dem Eigentümerwechsel insolvent. Am Amtsgericht Hameln wurde sowohl gegen den Mutterkonzern Reno Schuhcentrum GmbH als auch die Tochter Reno Schuh GmbH ein Insolvenzverfahren eröffnet, wie das Gericht am Mittwoch bestätigte. Der eingereichte Insolvenzantrag betrifft demnach nur die deutschen Filialen, nicht die Schwester-Firmen in Österreich und der Schweiz. In Österreich ist Reno mit rund 30 Filialen vertreten.
1.000 Mitarbeiter betroffen
Eigentümerin der österreichischen Gesellschaft ist die deutsche Reno Schuhcentrum GmbH. Reno betreibt laut Unternehmensangaben derzeit rund 180 Filialen in Deutschland und beschäftigt insgesamt rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen selbst bestätigte die Insolvenz über eine Medienagentur. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Immo Hamer von Valtier bestellt. Zuvor hatte die "Wirtschaftswoche" berichtet.
Die kriselnde Schuhhandelskette hatte erst vor einem halben Jahr einen neuen Eigentümer bekommen. Ende September hatte die HR Group den Schuhhändler an die cm.sports GmbH in Kooperation mit GA Europe verkauft.
Bereits vor der Übernahme durch einen neuen Gesellschafter im Herbst 2022 sei eine Insolvenz nicht auszuschließen gewesen, hieß es in einer Mitteilung. Das Unternehmen befinde sich derzeit in Abstimmung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter, um aus der Insolvenz heraus einen Neustart zu ermöglichen, sagte der für Finanzen zuständige Reno-Geschäftsführer, Dieter Metz.
Kosteneinsparungen hätten nicht gereicht
Versuche, das Unternehmen etwa durch Kosteneinsparungen wieder in die Gewinnzone zu bringen, seien nicht ausreichend erfolgreich gewesen. "Wir hatten eigentlich vor, mit etwas verkleinerter Mannschaft, einem guten Grundbestand an Filialen und neuem Sortiment durchzustarten", sagte Metz. In den vergangenen Monaten seien Umsätze allerdings hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Immer mehr Unternehmen betroffen
Reno ist kein Einzelfall. Große Teile des Schuhhandels stecken durch die Folgen der Corona-Pandemie und die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Preisexplosion in der Krise. Mehr als jedes zehnte Schuhgeschäft habe im vergangenen Jahr seine Türen für immer geschlossen, berichtete kürzlich der Hauptgeschäftsführer des deutschen Handelsverbandes Textil Schuhe Lederwaren (BTE), Rolf Pangels. Insgesamt verringerte sich die Zahl der Schuhgeschäfte in Deutschland nach Berechnungen des Verbands binnen Jahresfrist um 1.500 oder 13 Prozent auf rund 10.000.
Auch bekannte Namen haben zu kämpfen. So musste der Hamburger Schuhhändler Görtz schon im vergangenen September Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen. Das Unternehmen mit damals noch 160 Filialen in Deutschland und Österreich begründete den Schritt mit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges, der hohen Inflation und den steigenden Energiepreisen, die zu "enormer Kaufzurückhaltung" in den Filialen und im Online-Geschäft geführt hätten.
Inzwischen hat sich zwar ein neuer Investor gefunden, der die Zukunft von Görtz sichern soll. Doch dürfte sich die Zahl der Filialen im Zuge der Sanierungsmaßnahmen halbieren.