Der Krieg in der Ukraine führt auch in Österreich zunehmend zu Lieferengpässen in den Supermärkten. Speiseöl (insbesondere Sonnenblumen) ist nach wie vor knapp. Bei anderen Produktgruppen - etwa Butter und Konserven - verzeichnen Händler eine angespannte Situation.
Die Situation sei jedoch noch nicht als kritisch zu bezeichnen, da es glücklicherweise Ausweichprodukte gebe, erläutert Handelsverbands-Geschäftsführer Rainer Will gegenüber BUSINESS-LIVE.
Dass einige Produkte knapp und vor allem extrem teurer werden, liege auch nicht immer an den Rohstoffen, sondern auch an den extremen Preissprüngen beim Verpackungsmaterial (Papier, Karton).
Industrie liefert weniger
Aktionsstreichungen und Mengenkürzungen gebe es seitens der Industrie vor allem im Frischebereich, bei Molkereiprodukten, Wurst sowie vereinzelt Brot und Gebäck. Großflächige Sonderangebote seien teils wegen der extrem gestiegenen Kosten (Energie, Verpackung, Rohstoffe) für die Produzenten nicht mehr leistbar.
Branchen-Experte Will rechnet damit, dass die Lage in den nächsten Wochen eher noch angespannter wird - wenn sich nämlich die Lager für Produkte, Rohstoffe und Verpackungsmaterialien weiter leeren.
Noch keine Rationierungen
Einige deutsche Supermärkte begrenzen bereits die erlaubten Mengen pro Kunde bei gewissen Produkten. "Solche Rationierungen gibt es in Österreich noch nicht." Es werde aber darauf geachtet, dass die Kunden "haushaltsübliche Mengen" kaufen.
Einkauf im Großhandel 25,6 % teurer
Schwer zu schaffen macht nicht nur den Kunden, sondern auch den Händlern die massive Teuerung. Rainer Will: "Es gibt im Lebensmittelhandel de facto keinen Bereich, der nicht von massiven Preissteigerungen betroffen ist. Eine derartige Situation habe viele Handelsbetriebe noch nie erlebt." Die Händler kaufen im Großhandel im Schnitt um 25,6 Prozent teurer ein als vor einem Jahr - die Endkundenpreise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stiegen im März aber "nur" um 5,8 % - für viele Handelsbetriebe ist das schwer zu stemmen..
Was demnächst noch teurer wird
Die Konsumenten müssen sich jedenfalls auf weitere Preissteigerungen einstellen. Will rechnet damit, dass in den nächsten Wochen insbesondere die Preise für für Brot und Gebäck, aber auch Teigwaren noch deutlich ansteigen. "Bei Obst und Gemüse werden die Erntehelfer aus der Ukraine fehlen, sodass es bei den betroffenen Produkte ebenfalls zu substanziellen Preissteigerungen kommen wird", so der Handelsverbands-Chef.
Stärkung der Kaufkraft
Von der Politik fordert Will dringend weitere Maßnahmen zur Entlastung der Verbraucher: "Jede Preissteigerung bei Grundnahrungsmitteln ist vor allem für Geringverdiener eine Herausforderung. Daher fordern wir dringend strukturelle Maßnahmen zur Stärkung der Kaufkraft der Bevölkerung. Hier gilt es insbesondere bei den astronomischen Energiepreisen anzusetzen. Das 4 Milliarden Euro schwere Energiepaket der österreichischen Bundesregierung war ein erster wichtiger Schritt. Weitere müssen folgen, insbesondere die Abschaffung der kalten Progression sowie eine substanzielle Senkung der Lohnnebenkosten."