Petrus Advisers wirft BAWAG-Managern vor, sich über die Bank privat billig zu finanzieren - Umek schätzt Kreditqualität wesentlich schlechter ein als von der Bank dargestellt
Der aktivistische Hedgefonds-Manager Klaus Umek von Petrus Advisers verstärkt seinen Druck auf das Management der BAWAG. Seine Kritik von Ende Juni habe die Bank ignoriert, weitere negative Entwicklungen im Sommer hätten die Nachhaltigkeit des BAWAG-Geschäftsmodells zusätzlich in Frage gestellt, sagte Umek am Donnerstag. Den Managern wirft er vor, sich selbst über die Bank zu niedrigsten Zinsen zu finanzieren - selbst die Republik Österreich müsse höhere Zinsen bezahlen.
Die Privatkredite der Bank-Manager stünden außerdem im keinem Verhältnis zu ihren Einlagen und könnten einen Verstoß gegen den Österreichischen Corporate Governance Kodex darstellen, meint Umek. Ein weiterer Kritikpunkt sind die Käufe von Aktien durch das Management der BAWAG: Der Zeitpunkt dieser Käufe würde bei anderen Banken und Aufsichtsbehörden als Compliance-Verstoß angesehen.
Die Kreditqualität der BAWAG ist nach Ansicht von Petrus Advisers fragwürdig und hoch riskant. Umek monierte das Wachstum in den Bereichen Konsumfinanzierung und strukturierte gewerbliche Immobiliengeschäfte. Dass die ausgewiesene Risikodichte der BAWAG-Bilanz viel schneller gesunken sei als bei der Konkurrenz, obwohl die BAWAG den Risikogehalt ihres Kreditbuchs erhöht habe, kommt Umek verdächtig vor: "Wir vermuten, dass die Bilanz entsprechend massiert wird."
Darüber hinaus habe die BAWAG seit dem Börsengang im Jahr 2017 rund 25 Prozent ihres Kundenstamms verloren, was die Einlagenfinanzierung gefährde. Zahlreiche VKI-Klagen gegen die BAWAG seien Zeichen von mangelnder Kundenbetreuung und "verkommener BAWAG-Kultur". Der Verschuldungsgrad der BAWAG (Bilanzsumme/Sachbuchwert) habe sich seit dem Börsengang deutlich erhöht.
Zuletzt prangerte Umek die "physische Abwesenheit" des BAWAG-Managements vom Hauptsitz und das große Gehaltsgefälle an, das viele Führungskräfte - insbesondere aus den Bereichen Risikomanagement, Produkt- und Kundendienst - dazu veranlasst habe, die Bank seit Dezember 2020 zu verlassen. Die BAWAG wollte die diversen Vorwürfe auf APA-Anfrage nicht kommentieren.
Petrus Advisers hält laut einem Sprecher eine Short Position von unter einem Prozent an der BAWAG, das heißt die Investoren würden von fallenden Aktienkursen bei der Bank profitieren.