50 Jobs in Österreich weg

Job-Kahlschlag bei Alcatel-Lucent

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Telekommunikationsausrüster will weltweit 10.000 Arbeitsplätze streichen.

Der französische Telekommunikationsausrüster Alcatel-Lucent setzt erneut zum Kahlschlag an. Um sich aus den roten Zahlen zu arbeiten, streicht der Anbieter von Telefon- und Daten-Netzen weltweit 10.000 Jobs - fast jede siebente Stelle. Damit soll bis Ende 2015 eine Milliarde Euro eingespart werden, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. "Jeder weiß, dass das die letzte Chance ist", sagte der neue Konzernchef Michel Combes der Tageszeitung "Le Monde". Das Unternehmen sei in einer sehr ernsten Lage.

Alcatel-Lucent will mit den radikalen Kürzungen die Wende schaffen: "Bei den Plänen geht es darum, dass das Unternehmen wieder Herr über sein Schicksal wird", ergänzte Combes. Die Einschnitte dürften sein Haus zunächst 1,2 Milliarden Euro kosten. Experten erwarten, dass für die Finanzierung ganze Sparten verkauft werden.

In der Region Europa, Nahost und Afrika sollen 4.100 Jobs wegfallen, der Rest betrifft Asien und die amerikanischen Märkte. Noch am Dienstag soll ein Treffen mit den Gewerkschaften stattfinden. Demnach seien bereits Anfang Oktober 50 Alcatel-Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice Wien zur Kündigung vorgemerkt worden. Offiziell werde das in der Firmenzentrale nicht bestätigt.

50 Jobs in Österreich gestrichen
In Österreich werden laut Geschäftsbericht 2012 knapp 480 Mitarbeiter beschäftigt, der Großteil davon in Wien. Hier sollen mindestens 50 Jobs gestrichen werden, schreibt "die Presse".

Widerstand kündigte bereits die französische Gewerkschaft CFDT an: "Wieder einmal zahlen die Mitarbeiter die Zeche. Wir werden den Plan bekämpfen und Vorschläge machen, um ihn zu ändern." In Frankreich, wo die Arbeitslosigkeit ohnehin schon steigt, sind wohl 900 Jobs betroffen.

Die Börse reagierte zunächst mit Kursgewinnen, Alcatel-Aktien drehten dann aber ins Minus und verloren in Paris mehr als ein Prozent. Das Papier hat sich dieses Jahr in seinem Wert fast verdreifacht, weil Investoren hoffen, dass die Franzosen mit dem Ex-Vodafone-Manager Combes die Kurve kriegen. "Der Konzern verbrennt viel Cash und kann sich nicht rentabel halten. Daher musste etwas passieren, damit er langfristig eine Zukunft hat", sagte ein Pariser Analyst.

Gespräche mit Nokia
Der Stellenabbau könnte auch Spekulationen über ein Zusammengehen mit Nokia anheizen. Zuletzt hatten sich Alcatel-Lucent und die Finnen zu losen Gesprächen getroffen, nachdem Siemens aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit Nokia ausgestiegen war. Manche Experten erwarten allerdings, dass ein Unternehmen, das gerade mitten im Umbruch ist, nicht attraktiv genug ist.

Alcatel-Lucent beschäftigt weltweit rund 72.000 Mitarbeiter und schreibt seit fünf Quartalen Verluste. Im vergangenen Jahr summierte sich der Fehlbetrag auf satte 1,2 Milliarden Euro, vor allem wegen Abschreibungen im Mobilfunkgeschäft und Kosten für den vorangegangenen Abbau von 5.000 Arbeitsplätzen. Nun will Alcatel-Lucent allein Frankreich fünf Werke schließen oder verkaufen.

Die französische Regierung beobachtet die Entwicklung bei der einstigen Vorzeigefirma genau. "Sie investiert, um die Maschine zum Laufen zu bekommen", hieß es in Regierungskreisen. "Die Situation ist schwierig, aber es ist verständlich, dass die Gewerkschafter sich aufregen."

Harter Preiskampf
Der vor sieben Jahren aus der französischen Alcatel und der amerikanischen Lucent entstandene Konzern leidet ähnlich wie Nokia unter dem harten Preiskampf durch die chinesischen Rivalen Huawei und ZTE. Auch die Dominanz des schwedischen Marktführers Ericsson macht dem früheren DSL-Pionier zu schaffen. Zudem gilt die Kundschaft der Netzbetreiber rund um die Welt als äußerst sparsam. Die kanadische Nortel war 2009 dem Druck nicht mehr gewachsen - und musste schließlich Insolvenz anmelden.

Um wieder Tritt zu fassen, will Combes die Investitionen in die Netztechnik der neuesten Generation nach oben schrauben. Rund 85 Prozent des Entwicklungsbudgets würden in Zukunftstechnologien gepumpt, die Ausgaben für ältere Technik würden um 60 Prozent gekürzt, kündigte er an. Bis Ende 2015 werde zudem die Zahl der Niederlassungen rund um den Globus halbiert.


 

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