Insolvenzen

Krisenjahr 2009 bedeutet 29 Pleiten täglich

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Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist heuer mit plus 9,2 % auf 6.893 Fälle oder 29 Pleiten täglich deutlich gestiegen. Die Krise werde aber erst 2010 voll durchschlagen, so der Leiter der Insolvenzabteilung im Kreditschutzverband von 1870 (KSV), Hans-Georg Kantner.

Kantner rechnet für das kommende Jahr mit einem deutlichen Zuwachs von 12 % auf den Rekord von 7.500 Pleiten. Denn bis jetzt haben noch keine notwendigen Kapazitätsanpassungen stattgefunden. So sei erstaunlicherweise weltweit noch keine einzige Autofabrik geschlossen worden.

Das Plus bei den Privatkonkursen ist mit einem Anstieg von 7 % auf 9.076 Fälle etwas geringer ausgefallen. Als Grund nannte Kantner Probleme am Arbeitsmarkt. Bei Unsicherheiten mit dem Job sei es nicht so leicht möglich ein 7-jähriges Schuldenregulierungsverfahren durchzustehen.

Im Detail wurden von den insgesamt 6.891 (3.270) Firmenpleiten 3.742 Verfahren eröffnet, das waren um 14,4 % mehr als vor einem Jahr. Der Löwenanteil von 3.701 Fällen entfiel auf Konkurse (+14,7 %), die Zahl der Ausgleiche war mit 41 (42) Fällen traditionell sehr gering. Bei den mangels Masse abgewiesenen Konkursen gab es im Jahresvergleich ein Plus von 3,5 % auf 3.151 Fälle.

28.400 Jobs bei 6.891 Pleiten betroffen

Dramatisch gestiegen sind die Verbindlichkeiten: Die Passiva legten gegenüber 2008 um 36,7 % auf 4,1 (3,0) Mrd. Euro zu. Die Zahl der von einer Pleite betroffenen Dienstnehmer explodierte um 34 % auf 28.400 (21.200) Beschäftigte.

Größte Pleite des laufenden Jahres war der Konkurs der Wiener Unternehmensberatung Marta mit Passiva von 136,7 Mio. Euro, gefolgt von dem Metallpulverhersteller non ferrum mit 100 Mio. Euro Verbindlichkeiten. Die Insolvenz des Versandhändlers Quelle rangiert mit Passiva von 88 Mio. Euro an dritter Stelle vor der Holzindustrie Theresia Häupl mit 79 Mio. Euro an Verbindlichkeiten.

Am stärksten von Pleiten betroffen waren heuer die unternehmensbezogenen Dienstleistungen mit 1.246 Verfahren und 968,9 Mio. Euro Passiva. Die Bauwirtschaft verzeichnete heuer 1.089 Verfahren und Passiva von 425,3 Mio. Euro. Die Bauwirtschaft habe vor allem von den Privaten profitiert. Diese hätten heuer verstärkt investiert und Förderungen wie die thermische Sanierung in Anspruch genommen, so Kantner.

Regional gab es die meisten Pleiten in Wien mit 2.181 Fällen, gefolgt von Niederösterreich (1.018), Oberösterreich (950) und der Steiermark(895). Die wenigsten Pleiten gab es im Burgenland mit 195 Fällen.

Für 2010 zeichnet Kantner ein düsteres Bild. Im kommenden Jahr mit einem Aufschwung zu rechnen sei verfrüht, da die notwendige Marktbereinigung noch nicht stattgefunden habe. Die Unternehmen werden die Nachwirkungen der Verschrottungsprämie zu spüren bekommen. Problematisch könnte es auch werden, wenn die Zinsen wieder auf ein normales Niveau angehoben werden.

Wien hat die meisten Privatkonkurse

Bei den Privatkonkursen kletterten die Verbindlichkeiten im Jahresvergleich um 8,8 % auf 1,13 Mrd. Euro. Die meisten der insgesamt 9.076 Privatkonkurse gab es traditionell in Wien mit 3.634 Fällen. Besonders stark betroffen, seien Personen mit Migrationshintergrund so Kantner. Für 2010 erwartet der KSV eine Zunahme um 7 bis 9 %.

Kritik übte Kantner am Urteil des OGH vom Oktober 2008, das den unbegründeten Widerspruch nach dem Datenschutzgesetz auch bei Bonitätsdaten bestätigt. Danach müssen bei einem Widerspruch die Daten binnen acht Wochen gelöscht werden. Es kann sich also jeder aus einer Bonitätsdatenbank löschen lassen.

Der KSV, der eine Bonitätsdatenbank mit 2,8 Mio. Einträgen, davon 280.000 negativen, betreibt, hofft, dass mit "diesem Unfug" mit einem in Vorbereitung befindlichen Verbraucherkreditgesetz "aufgeräumt" werde. An der Umsetzung dieses Gesetzes werde derzeit im Justizministerium gearbeitet, so der KSV. Ein ausgearbeiteter Entwurf solle demnächst in die Begutachtung gehen.

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