Große Spannung, als Benko von zwölf breitgebauten Justizwachebeamten und Polizisten zu seinem ersten öffentlichen Prozess gebracht wird.
Es war mucksmäuschenstill, als alle im prall gefüllten Gerichtssaal darauf warteten, dass der einstige Immo-Tycoon und Multimilliardär René Benko in den großen Schwurgerichtssaal geführt wird. Wie haben sich die neun Monate U-Haft ausgewirkt? Wie geht Benko, der einst schillernde Signa-Gründer, seine Verteidigung an?
Da betreten dann zuerst sechs starke Justizwachebeamte den Saal, einer nach dem anderen. Erst dann kommt Benko. Gefolgt von noch einmal sechs Polizisten und Justizbeamten. Benko wirkt schmächtig, geht leicht gebückt, in der U-Haft hat er stark abgenommen. Er ist blass und hat teils einen leeren Blick: Ein starker Kontrast zu den forschen Augen, die funkelten, als er auf der Höhe seiner Macht war.
oe24-Reporter Marvin Bergauer und Aaron Brüstle im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Innsbruck
Benko muss das demütigende Blitzlichtgewitter vier Minuten lang über sich ergehen lassen, die Polizei drängt die Fotografen zurück, wenn sie dem Angeklagten zu nahe kommen. Benko schaut manchmal zu Boden, aber er nimmt auch Augenkontakt auf. Einmal sehen wir uns beide an. Ob er oe24.TV im Gefängnis schaut? Im Gegensatz zum Internet ist TV ja erlaubt. Dann werden die Fotografen und Kameraleute schließlich von der Richterin aus dem Saal gewiesen. Sie spricht freundlich, aber bestimmt, und ist für konsequente Urteile bekannt.
Benko kommt in die Mitte, erzählt von sich
Schnell wird Benko von Richterin "Gnadenlos" Dr. Andrea Wegscheider in die Mitte gebeten, er spricht zu seinen persönlichen Verhältnissen: Mit ruhiger, leiser Stimme. Kein eigenes Einkommen. Vier Kinder, drei davon minderjährig. Zu Vermögen oder Schulden macht er keine Angaben, nur so viel: "Ein Konkursverfahren läuft".
Während die Anklägerin spricht, bleibt Benko in der Mitte sitzen. Die Staatsanwältin wendet sich an die Schöffen, Laienrichter aus dem ganz normalen Leben: "Lassen Sie sich nicht täuschen oder von einer vorgegebenen Komplexität verwirren", sagt die Staatsanwältin. Ich vermute, Benko hat den Schöffen leid getan.
Sein vifer Verteidiger Dr. Norbert Wess zerreißt später die Anklage, nennt sie "in mehreren Punkten falsch" und stellt Benko als Kämpfer dar, der vor der Insolvenz im November (Signa-Holding), im September und Oktober nochmals alles versucht habe, um das Unternehmen zu retten und "Ruhe für die Familie" zu schaffen.
Benko spricht erneut: Enttäuschend
Später spricht Benko erneut, alle 70 Journalisten im Saal hören aufmerksam hin. Er bekennt sich "nicht schuldig" und sagt, die "Unterstellungen" der WKStA seien falsch. Viel mehr sagt er dann aber nicht. Es ist etwas enttäuschend, dass sein Statement so kurz ausfällt.
oe24.TV-Reporter Marvin Bergauer, Aaron Brüstle und Mike Vogl vor Ort.
Die "Benko-Tour"
Nach der Verhandlung, die schon zu Mittag auf den nächsten Tag vertagt wird, fährt das oe24.TV-Team noch die "Benko-Tour" durch Innsbruck. Die Gegend der besagten Villa bei der Hungerburg sehen wir persönlich. Hoch oben, über Innsbruck, mit traumhaftem Blick auf den Bergisel. Die Villa liegt in einer ruhigen Privatstraße. Es ist ein weißer, kubischer Bau, abgeschirmt mit Sichtschutzwand und bestückt mit Außenkameras: Besucher unerwünscht.
oe24-Reporterteam vor dem "Promi-Gefängnis" Ziegelstadl. In der Justizanstalt Innsbruck ist René Benko derzeit in U-Haft, Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser verbüsst hier eine Haftstrafe. Beide haben den selben Anwalt: Dr. Norbert Wess.
Die Tour geht weiter zum Gefängnis. Hier soll Benko heute zu Mittag Zwiebelsuppe und Palatschinken gegessen haben. Morgen wird er von dort wieder zum Gericht geführt. Begleitet von einem Dutzend schwerbewaffneter Polizisten und Justizwachebeamten. Morgen schon entscheidet sich wohl der erste Benko-Prozess. Es ist spannend, dabei zu sein. Für Benko gilt die Unschuldsvermutung.