China-Milliardär Richard Liu will anders als Alibaba, Temu und Shein mit Geschäftslokalen direkt vor Ort sein.
Die große Wette. JD.com kennt in Österreich bisher kaum jemand, dabei ist das Unternehmen in China ein Elektronik-Gigant. Der Konzern beschäftigt fast eine Million Mitarbeiter. Viele davon Lieferanten, die Waren in ländlichen Gebieten Chinas ausliefern.
Jetzt greift der chinesische Tech-Gigant JD.com nach den rund 1.000 Elektronikmärkten von MediaMarkt und Saturn, um in Europa vor Ort zu sein. Auch in Österreich gibt es rund 50 Mediamarkt-Geschäfte. Das Closing der großen Übernahme soll 2026 erfolgen.
Ceconomy-Übernahme
JD.com will dazu die Muttergesellschaft der beiden Einzelhandelsketten, die deutsche Holding Ceconomy, übernehmen. Zusammen mit der deutschen Patrizierfamilie Kellerhals haben sich die Chinesen nach eigenen Angaben eine Gesamtbeteiligung von 57,1 Prozent gesichert. Weitere Zukäufe: Sehr wahrscheinlich.
Milliarden-Deal
Insgesamt wird Mediamarkt- und Saturn-Mutter Ceconomy jetzt mit gut 2,2 Mrd. Euro bewertet. JD.com konkurriert mit Onlineriesen wie Amazon und Alibaba und verfügt durch die Übernahme über Filialen und ein breites Logistik-Netzwerk in Europa.
Der Konzern wird durch den Schritt auch unabhängiger vom zuletzt immer wieder kriselnden chinesischen Markt.
Boss mit Seitenhieb auf Temu und Shein
Der JD.com-Boss und chinesische Milliardär Richard Liu hält von den Billig-Online-Händlern nicht allzu viel. „Diese Welle des grenzüberschreitenden E-Commerce-Modells kann nur billige Waren verkaufen, und billige Waren schaden dem Ruf unseres Landes erheblich“, sagte Liu. Während die chinesischen Billighändler Temu und Shein online eine große Rolle spielen, will JD.com eben mit echten Filialen Fuß im europäischen Markt fassen.
Großer Traum von Richard Liu
Seit den US-Zolldrohnungen gegen die EU wird es noch attraktiver, direkt vor Ort zu sein – in seinen Träumen möchte der JD.com-Boss Richard Liu sogar das von Jeff Bezos gegründete Amazon-Imperium überholen.
Mediamarkt-Mutter auf Wachstumskurs
Aufbau. Mediamarkt- und Saturn-Mutter Ceconomy erzielte mit rund 50.000 Beschäftigten zuletzt einen Jahresumsatz von 22,4 Mrd. Euro – 5,1 Mrd. Euro davon fuhren die Onlineshops ein.
Mit chinesischem Knowhow und „unschlagbaren Lieferketten“ – so ein Insider – will man jetzt schnell wachsen. Ceconomy-Chef Kai-Ulrich Deissner könnte auch unter den Chinesen weiter am Ruder bleiben.