100. Sendung bei "Schauplatz Gericht"

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Das nervige Gekläffe vom Hund in der Wohnung oberhalb oder der Kampf mit dem Nachbar um ein paar Meter Grund: Bereits zum 100. Mal wird am Freitag (7. August) das ORF-Format "Schauplatz Gericht" über die Bildschirme flimmern. Die Redaktion begleitet seit zwölf Jahren Menschen und deren Schicksale. Moderator Peter Resetarits erzählte zum Jubiläum im APA-Interview, warum er als promovierter Jurist doch lieber in der unparteiischen Beobachterrolle bleibt, was er über Gerichtsshow der deutschen Privatsender denkt und weshalb es manchmal besser ist, sich im Leben doch mit 80 Prozent zufriedenzugeben.

Was geht einem routinierten Gerichtsreporter auch nach 100 Sendungen und unzähligen Fällen immer noch nahe? "Grausame Schicksale, die junge Menschen betreffen", so die spontane Antwort von Peter Resetarits, der seit 1997 die Sendung moderiert. Der längste Prozess, den er begleitet hat, dauerte neun Jahre lang. Ein Achtjähriger war auf einem Zebrastreifen von einem Bus niedergefahren und schwer verletzt worden. "Der Bub war Sonderschüler und die Frage war 'was bekommt er'", schilderte Resetarits. Der Anwalt der gegnerischen Partei hatte damals gemeint, "der bekommt eh nie einen Job, den kann man nicht entschädigen". In der Bevölkerung hat die Ausstrahlung des Falls eine derartige Empörung ausgelöst, dass es eine Abfindung und sogar einen Job beim geklagten Unternehmen für den inzwischen jungen Erwachsenen gab. Erfolge wie diese, machen den Moderator stolz.

Ob es einem promovierten Juristen wie Resetarits schwer fällt neutraler Berichterstatter zu bleiben und sich nicht auf die Seite der Betroffenen zu schlagen? "Ich bin froh, Journalist und Beobachter zu sein und nicht der Richter. Ich würde mir oft sehr schwertun, wenn man mit zwei Wahrheiten konfrontiert ist und danach entscheiden muss", sagte er.

Persönlich angegriffen wurde der Moderator noch nicht, "manchmal hat es Klagedrohungen von Anwälten reicher Menschen gegeben", wenn es um Geldgeschäfte ging, meinte er. Manchmal ereilt ihm aber dennoch ein Gefühl der Angst. Etwa wenn einer sagt "wenn die Polizei kommt und mir die sieben Quadratmeter Grund wegnehmen will, dann schieße ich". Angst machen "Leute, die den Boden unter den Füßen verloren haben und rechts und links nichts mehr sehen", so der Moderator.

Einfluss auf Unternehmen, nicht auf Gerichte

Ob er nach 100 Sendungen den Glauben in die Gerechtigkeit verloren hat? "Ich habe bei einer Verhandlung einmal einen guten Satz von einem Richter gehört, der mit zum Himmel gestreckten Armen meinte: 'Schaun's Gerechtigkeit kriegen's da oben, von mir bekommen Sie ein Urteil". "Ich glaube nicht, dass wir mit der Sendung Justiz oder Richter beeindrucken. Sondern große Konzerne, die sich Sorgen um ihr Image in der Öffentlichkeit machen", meinte Resetarits. Erfolge für das Team gibt es immer wieder bei Prozessen "kleiner Mann gegen übermächtigen Gegner", wie Banken, Versicherungen oder Großkonzernen. "Dann passiert es, dass sich die Versicherung geniert, ein Opfer so zu zermürben und man einigt sich schon bei den Dreharbeiten oder nach der ersten Sendungen auf einen Vergleich."

Warum man nicht daran denkt, Gerichtsshows nach deutschen Vorbild zu machen? "Wir hatten seinerzeit die Wahl: Entweder wir stellen das Ganze nach oder wir drehen am Gerichtsgang", sagte Resetarits. Diese "hirtenspielhafte Peinlichkeit durch Laiendarsteller wollten wir nicht", daher habe man den zweiten Weg gewählt. "Ich dachte auch nicht, dass sich diese Shows halten werden, aber es geht wie die Hölle. Da habe ich mich getäuscht", seinen Weg hat er aber dennoch nicht bereut. Auch nach 100 Sendungen will man das Format beibehalten. Man komme beim Publikum immer noch gut an.

Was Resetarits selbst aus den vielen Prozessen gelernt hat? "Dass man in Situationen, wo der Konflikt zum Greifen ist, einen Schritt zurückgeht und sich mit 80 Prozent zufriedengibt", sagte er. Nur so kann man den unangenehmen Begleiterscheinungen, die ein jahrelang dauernder Prozess mit sich bringt - etwa, dass der Nachbar die Straßenseite wechselt - ausweichen.

Zur Person - Peter Resetarits wurde 1960 in Wien geboren, studierte Rechtswissenschaften und begann neben dem Studien als Moderator beim ORF. Zehnmal im Jahr moderiert er die Sendung "Schauplatz Gericht".

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