Emir Kusturica über kroatischen TV-Sender verärgert

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Ein gescheitertes Interview mit dem in Serbien lebenden Regisseur Emir Kusturica sorgt für Aufsehen in Belgrad und Zagreb. Verärgert über Fragen eines Journalisten des kroatischen TV-Senders HRT unterbrach Kusturica am 4. November ein Gespräch.

Der Vorfall ereignete sich in Mokra Gora, einer vom Regisseur vor Jahren im Südwestserbien errichteten Filmsiedlung. Kusturica forderte das Fernsehteam auf, den Ort zu verlassen. Die Gesprächsaufnahmen musste das Team nach einer Diskussion mit dem Regisseur allerdings zurücklassen.

Der HRT-Journalist Aleksandar Stankovic, der das Gespräch für eine beliebte Wochenendsendung vorbereitete, erklärte am 5. November für den Sender B-92, dass Kusturica offenbar über die Fragen zum einstigen Präsidenten Jugoslawiens Slobodan Milosevic und zum früheren bosnisch-serbischen Chef Radovan Karadzic - die zwei bekanntesten Angeklagten des Haager Kriegsverbrechertribunals - verärgert gewesen sei.

"Böse Absichten"

Kusturica sieht die Situation anders. Er warf dem kroatischen Journalisten "böse Absichten" vor. Er habe das Gespräch mit dem Journalisten unterbrochen, um zu verhindern, dass er diese umsetze, erläuterte Kusturica seinen Standpunkt gegenüber serbischen Medien, ohne Details zu erläutern. Nach Darstellung des Regisseurs hat das Fernsehteam die Gesprächsaufnahmen "in der Eile" in Mokra Gora vergessen.

Der aus Sarajevo stammende Regisseur, Sohn eines einstigen bosnischen Kommunistenfunktionärs, hatte im September einen langen Prozess gegen das unabhängige montenegrinische Magazin "Monitor" gewonnen, das Kusturica per Gerichtsurteil 12.000 Euro Schmerzensgeld zahlen musste. Kusturica fühlte sich beleidigt wegen eines vor fünf Jahren in "Monitor" erschienenen Artikels. Darin wurde dem Regisseur unter anderem vorgeworfen, dass er sich auf die Seite der serbischen Täter des Massakers an Muslimen in Srebrenica 1995 gestellt habe.

Kusturica hatte Sarajevo nach dem Kriegsbeginn 1992 verlassen. Der als "Jugonostalgiker" geltende Regisseur, der einer muslimischen Familie entstammt, hatte sich wiederholt auf die serbische Seite in den Jugoslawien-Kriegen gestellt.

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