1,11 Mio. Zuschauer zum Start, nur noch 1,01 Mio. bei der zweiten Folge in der vergangenen Woche - die Suche von Moderatorin und Schauspielerin Giulia Siegel nach dem Mann ihres Lebens scheint sich für den deutschen Privatsender ProSieben als Schuss nach hinten zu entwickeln. Denn kaum mehr als eine Mio. Zuschauer pro Folge sind auch für die eher schwächere Sommerzeit eine magere Ausbeute. Der Sender will trotzdem die bereits fertig gedrehte Show (ab Donnerstag, 20.15 Uhr) vollständig in sieben Teilen ausstrahlen.
Die Castingshows, die es in Deutschland auf den TV-Olymp geschafft haben, heißen "Deutschland sucht den Superstar" (RTL) und "Germany's next Topmodel" (ProSieben) - sie profitierten von der Glaubwürdigkeit ihrer Kandidaten und wirken weniger konstruiert als Giulia Siegels Männerfangshow. Nach Siegel startet ProSieben im August wieder seine Reihe "Popstars", auch ein Klassiker unter den Castingshows, wenn auch mit wechselndem Erfolg.
Das TV-Format Castingshow gerät zusehends in die Krise, wenn zu inflationär davon gebraucht gemacht wird: Vor Glamour-Frau Giulia Siegel hatte der Schweizer Musiker DJ Bobo den Donnerstagabend-Sendeplatz bei ProSieben inne, weil er "Germany's next Showstar" als Begleitung für seine Bühnenshow suchte. Zum Finale am 25. Juni waren 1,54 Mio. Zuschauer (5,7 Prozent Marktanteil) beim Spektakel dabei, weniger als noch die 1,89 Mio. zum Start.
Und nicht nur ProSieben hat momentan Pech im Casting, auch andere trifft es: RTL musste "Mission Hollywood" mit Til Schweigers Suche nach einer Nachwuchsschauspielerin ins Nachmittagsprogramm verlegen. Auch das auf zwei Termine begrenzte ZDF-Polit-Casting "Ich kann Kanzler" entpuppte sich in der ersten Folge als Flop, in der zweiten als mäßig interessanter Stoff fürs Publikum.
Kopierwerk Fernsehen
Die Ursache für die Zuschauer-Unlust liegt im Kopierwerk Fernsehen. Schlägt ein neues Format beim Publikum ein, funktionieren auch noch ein, zwei weitere gleichen Stils. Wird aber immer mehr vervielfältigt, nimmt der Erfolg ab. Ein gutes Beispiel dafür ist Günther Jauchs erfolgreiches RTL-Quiz "Wer wird Millionär?". Auch Jörg Pilawas tägliche Quizshow in der ARD ist ein Quotengarant. Doch die meisten anderen Formate des um das Jahr 2000 herum wieder entdeckten Modegenres scheiterten.
Für ProSieben und die Protagonistin Siegel drängt sich neben der Formatkrise auch das Problem der Glaubwürdigkeit auf. Nach einem Bericht der Zeitschrift "Die Aktuelle" hat die 34-jährige Tochter des Grand-Prix-Komponisten Ralph Siegel eine Beziehung mit einem 44-jährigen Münchner Unternehmensberater, der nicht aus der TV-Reihe kommt. Über die "Bild"-Zeitung ließ Siegel jedoch die Nation wissen: "Er war mein letzter Freund. Wir teilen einen Freundeskreis - aber nicht mehr das Bett." Und laut ProSieben wird die letzte Folge der Reihe eindeutig zeigen, dass sie derzeit ganz bindungslos ist.
ProSieben ergänzt, dass es im Vertrag mit Siegel zur Bedingung gemacht worden sei, sie müsse während der Dreharbeiten solo sein. Mit einem Happy-End zum Ende der Reihe sei zu rechnen. Ob aber die Zuschauer einer glitzernden Szene-Frau trauen, die sich - glaubt man den Bildern der Boulevard-Presse - auf zahlreichen Promi-Partys tummelt, darf indes bezweifelt werden. Ob es da Desiree Nick, Sabrina Setlur und Maya von Hohenzollern, die im Herbst für Sat.1 ihren Traummann suchen, besser gehen wird, bleibt offen.