Moser Holding stellt "Rundschau am Sonntag" ein

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Ein Jahr nachdem die Tiroler Moser Holding ("Tiroler Tageszeitung") die "Oberösterreichische Rundschau" übernommen hat, wird eines der Nachfolgeprodukte - die "Rundschau am Sonntag" eingestellt. Letzter Erscheinungstermin ist bereits der kommende Sonntag, 15. November. 55 der insgesamt 100 Mitarbeiter der "Rundschau am Sonntag" verlieren durch die Einstellung ihren Job. Das teilte die Moser Holding in einer Aussendung mit.

Grund für die Einstellung der Rundschau seien konjunkturbedingte Umsatzeinbußen, vor allem im Bereich der Stellenmarktumsätze und bei nationalen Werbern. Die Moser Holding spricht von einer "Kräftebündelung" zugunsten der "Bezirksrundschau am Donnerstag", die weiter erscheinen soll. "Bewertet man zum heutigen Zeitpunkt alle Aspekte für die 'Rundschau am Sonntag' so liegt eine Zusammenführung der beiden Modelle eindeutig nahe", so Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding. Die "Bezirksrundschau" soll dementsprechend nun redaktionell ausgebaut werden und einen stärkeren auch überregionalen Schwerpunkt erhalten. Die Aufträge der "Rundschau am Sonntag" und ein Großteil der Kooperationen werden von der "Bezirksrundschau" fortgeführt.

Die Moser Holding hat die "Oberösterreichische Rundschau" erst vor rund einem Jahr übernommen und anschließend in zwei Gratisprodukte umstrukturiert. Mehr als 100 Mitarbeiter verloren dabei ihre Stelle. Ein rund 7,5 Millionen Euro schwerer Sozialplan wurde aufgestellt. Die Neuordnung der "Rundschau", die seit Jänner unter der Führung der Tiroler als "Rundschau am Sonntag" und "Bezirksrundschau am Donnerstag" erschien, sorgte für große Proteste seitens der Gewerkschaft.

Die "Rundschau am Sonntag" kam laut aktueller Reichweitenmessung Regioprint zuletzt auf eine Reichweite von 43 Prozent und 512.000 Leser in Oberösterreich. Sie erschien in sechs Regional-Ausgaben mit einer Gesamtauflage von 320.000 Stück. Bereits im Sommer zeichneten sich bei der "Rundschau am Sonntag" wirtschaftliche Probleme ab. Seit Anfang August wurde das Sonntags-Blatt daher nicht mehr gratis abgegeben. Petz sagte damals, dass eine Gratisabgabe unter betriebswirtschaftlichem Fokus in Zeiten wie diesen "nicht erfolgreich" sei. Anders sei es bei den regionalen Gratis-Wochenblättern, die die Moser Holding gemeinsam mit der Styria im Gratiszeitungsring betreibt. Diese Lokalprodukte seien mit der Sonntags-"Rundschau" nicht zu vergleichen, Bezirksberichterstattung funktioniere weiterhin gratis, so Petz.

Bundesweiter Gratiszeitungsring mit Styria

Die Moser Holding ist mit einem Jahresumsatz von 221 Mio. Euro und rund 1.230 Mitarbeitern der viertgrößte Medienkonzern Österreichs. Neben ihrem Flaggschiff, der "Tiroler Tageszeitung", ist das Unternehmen vor allem am Gratiszeitungssektor aktiv. Seit April machen die Tiroler gemeinsame Sache mit der Styria Medien AG und haben den bundesweiten Gratiszeitungsring Regionalmedien Austria AG gegründet. Die Moser Holding hat neben der "Rundschau am Sonntag" und "Bezirksrundschau am Donnerstag" vor allem die "Bezirksblätter" (Tirol, Salzburg, Niederösterreich und Burgenland) in das gemeinsame Unternehmen mit eingebracht.

Die Moser Holding ist zu 85,4 Prozent in der Hand der Familie Moser, knapp 15 Prozent gehören seit einem Jahr zur Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Vor der Übernahme durch die Tiroler war die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich unter Generaldirektor Ludwig Scharinger mit 40 Prozent bei der "Oberösterreichischen Rundschau" an Bord. Im kommenden Jahr soll die Moser Holding mit den Regionalmedien der Styria Media Group fusionieren. Ein entsprechender Antrag wird derzeit vom Kartellgericht geprüft.

MoHo sah keine Zukunft mehr

"An den wirtschaftlichen Realitäten kommt niemand vorbei", sagt Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding, über das Aus für die oberösterreichische "Rundschau am Sonntag". Man habe alle Möglichkeiten geprüft und alle Modelle durchgerechnet, allerdings seien "die Anlaufverluste nicht mehr zu rechtfertigen gewesen", so Petz zur APA. Die oberösterreichische Journalistengewerkschaft sieht das naturgemäß anders. "Die Beschäftigten zahlen damit zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres für offensichtliche Managementfehler der Moser Holding unter Hermann Petz", so Gewerkschaftsvorsitzender Klaus Buttinger.

Laut Petz sei es der Plan der Moser Holding gewesen, mit den beiden Oberösterreich-Produkten im Jahr 2011 den Break Even zu erreichen. Das wäre mit dem Sonntag aber "bei weitem nicht realistisch" gewesen. Am Sonntag brauche man die Umsätze aus dem Anzeigenbereich, die mit der Krise drastisch weggebrochen sind. "Ich rechne auch nicht damit, dass sich dieser Markt so schnell erholen wird", daher habe man sich für die Einstellung des Sonntags entschieden.

Für die Moser Holding sei es "strategisch wichtig" gewesen, im Rahmen des gemeinsamen Gratiszeitungsrings mit der Styria Media Group in Oberösterreich mit einem Gratistitel vertreten zu sein - in Zukunft sei das nicht mehr auf zwei, sondern nur mehr auf einer Schiene, nämlich donnerstags, der Fall. Die "Oberösterreichische Rundschau" sei laut Petz ohnehin den Großteil ihrer Erscheinungszeit lediglich mit einer Ausgabe am Markt präsent gewesen. Die Sonntagszeitung sei erst vor zehn Jahren eingeführt worden - jetzt kehre man wieder zur ursprünglichen Form zurück.

Die oberösterreichische Journalistengewerkschaft in der GPA-djp reagierte "mit großer Betroffenheit" auf die Einstellung der Sonntags-"Rundschau". Es sei in schwierigen Zeiten wie diesen eine Katastrophe, wenn - wie von der Moser Holding angekündigt - tatsächlich 55 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren würden, erklärte Vorsitzender Buttinger in einer Presseaussendung und machte Managementfehler beim Tiroler Medienunternehmen dafür verantwortlich.

Buttinger geht davon aus, dass die betriebswirtschaftlich funktionierende Kaufwochenzeitung "Oberösterreichische Rundschau" vor einem Jahr auf ein nicht funktionierendes Gratisblattkonzept auf Basis völlig falscher Markteinschätzungen umgestellt worden sei. "Vor drei Monaten ruderte Petz wieder zur Kaufzeitung zurück", so Buttinger. "Es kann nicht gut gehen, für etwas Geld zu verlangen, das man vorher verschenkt hat." Jedenfalls dürften nicht erneut die Mitarbeiter für ein Management bezahlen, das die Basics nicht begriffen habe.

Gewerkschaft fordert Mitarbeiterübernahme

Die Gewerkschaft fordert daher die Übernahme aller Sonntags-"Rundschau"-Mitarbeiter in die weiterbestehenden "Bezirksrundschauen" am Donnerstag. "Unumgänglich ist zudem ein neuer Sozialplan oder eine Weiterführung der bestehenden Stiftung", betonte Buttinger. Man werde überprüfen, ob bei den "Rundschau"-Mitarbeitern die rechtlichen Bestimmungen nach dem Journalistengesetz und -kollektivvertrag eingehalten worden sind. "Rechtliche Schritte sind nicht ausgeschlossen", so der Vorsitzende der oberösterreichischen Journalistengewerkschaft.

Laut Petz werde es für die 55 Mitarbeiter, die durch die Einstellung ihre Stelle verlieren, ähnlich wie schon bei der Übernahme der "Oberösterreichischen Rundschau" durch die Moser Holding vor rund einem Jahr einen Sozialplan geben. Dieser werde in den nächsten Tagen von Moser Holding-Vorstand Silvia Lieb mit dem Betriebsrat ausverhandelt. Neben den 55 geplanten Kündigungen sollen 45 Mitarbeiter das Angebot bekommen, zur "Bezirksrundschau" zu wechseln.

Eike-Clemens Kullman, Mitglied des Verhandlungsteams der Gewerkschaft für den Tageszeitungs-Kollektivvertrag, übte in einer Aussendung ebenfalls Kritik. Es sei fraglich, ob Petz, der für den Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) den neuen Tageszeitungs-Kollektivvertrag verhandelt und dabei "massive Verschlechterungen" der Arbeitsbedingungen fordere, für diese Verhandlungen der richtige Mann sei. "Es ist nicht akzeptabel, dass betriebswirtschaftliche Fehler einzelner Unternehmer auf dem Rücken aller beschäftigten Journalisten ausgetragen werden", so Kullmann.

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