ÖVP und ORF sind offenbar unterschiedlicher Meinung darüber, was unabhängige Berichterstattung bedeutet. Nach ÖVP-Klubchef Karlheinz Kopf erhebt nun auch Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll Vorwürfe, wonach der öffentlich-rechtliche Sender ein "Zeit im Bild 2"-Interview mit dem ÖVP-Chef "manipulativ gekürzt" habe.
Laut Pröll seien in dem voraufgezeichneten Interview zu den Staatsgeld-Veranlagungen die wichtigsten Gesprächspassagen herausgeschnitten worden, klagte er im Wochenmagazin "News". Der ORF weist dies zurück. Selbstverständlich sei "keine wesentliche Aussage, und schon gar nicht eine der 'wichtigsten Gesprächspassagen' weggeschnitten worden, erklären die "Zeit im Bild"-Redakteure in einer Aussendung.
Um ihren Standpunkt zu untermauern haben die Redakteure das Interview sowohl in Lang- als auch in der gesendeten Kurzversion auf der "ZiB"-Homepage unter http://zib.orf.at/zib2 online gestellt. Dort könne sich jeder selbst davon überzeugen, "wie substanzlos der Vorwurf der Manipulation ist".
Wie "News" berichtete, soll ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser über den Vorfall "ziemlich unglücklich" gewesen sein. Dem widersprechen die Nachrichtenredakteure. Oberhauser habe ihnen mitgeteilt, "dass er - entgegen der Berichterstattung in 'News' - voll hinter der Vorgangsweise der Redaktion steht".