Das 100-Millionen-Euro-Loch im ORF-Budget führt zu drastischen Sparmaßnahmen bei Programm, Personal und Organisation des ORF.
Köpferauchen und hektische Beratungen im ORF-Zentrum am Küniglberg. Denn die Finanzkrise hat ein Loch von 100 Millionen Euro ins ORF-Budget gefressen. „Jetzt stehen alle wie Ochsen vor der geschlossenen Scheune und wissen nicht, was zu tun“, so ein Insider über das höchste ORF-Gremium, den Stiftungsrat, der am Mittwoch zu einer Sondersitzung zusammentraf, um das Finanzdebakel zu besprechen. Klar ist: Die Sparmaßnahmen im ORF werden dramatisch und sie betreffen das Publikum massiv. Die Details:
Sparstift beim Programm
Für die Gebührenzahler augenscheinlich wird der Sparstift beim ORF-Programm schon im Dezember: Erstmals wird es aus Kostengründen keine Licht-ins-Dunkel-Gala geben. „Zu teuer“, heißt es. Ein Licht-ins-Dunkel-Tag, der weitaus kostengünstiger ist, soll die Gala ersetzen. Weitere geplante Einsparungen:
- Fußballfans müssen um die Übertragung der Champions League (der ORF zahlt für die Rechte etwa 7 Millionen Euro pro Jahr) bangen. „Wenn die Champions League nicht deutlich billiger wird, werden wir sie uns nicht mehr leisten können“, so ORF-Sprecher Pius Strobl zu ÖSTERREICH
- Zweiter Schlag: Auch die Formel 1 (Vertrag läuft aber noch bis 2011) wackelt!
- Im Unterhaltungsbereich steht die geplante Krimiserie Schnell ermittelt an der Kippe. Und die zweite Staffel von EX mit Michael Niavarani ist fixes Opfer des Sparkurses. Eine eigene Show für Dorian Steidl wurde zwar geplant, liegt aber auf Eis.
- Im Informationsbereich wird es jedenfalls Einschnitte beim Minderheitenprogramm geben: Heimat, fremde Heimat soll künftig von einem Wochen- zu einem Monatsmagazin umgewandelt werden. Die Wochenschau steht überhaupt zur Disposition. Und der längst überfällige Relaunch des wichtigsten Polit-Magazins im ORF Report wird seit Monaten verschoben.
Ende der Landesstudios?
Massivster Einschnitt, der angedacht wird, um die Kosten im ORF zu minimieren: eine Auslagerung der 9 Landesstudios, das heißt nicht mehr der ORF, sondern die Bundesländer würden die Landesstudios in Zukunft finanzieren. Die jeweiligen Landeshauptleute bekämen dadurch volle Durchgriffsmöglichkeit.
Diese Variante könnte gleichzeitig mit einem Verkauf von ORF1 an den Raiffeisenkonzern schlagend werden. Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad hatte erst Anfang der Woche öffentlich Interesse an ORF1 bekundet. „Der ORF braucht derzeit auch dringend Geld“, so Konrad im Branchenmagazin Der Journalist.
Personalkürzungen
Dritter Brocken für Einsparungen ist das Personal: 250 Mitarbeiter sollen bis 2010 abgebaut werden, indem Dienstverträge nicht verlängert und natürliche Abgänge nicht nachbesetzt werden. Erstmals steht auch das Wort „Kündigung“ im Raum. Fazit: „Es muss eben alles deutlich billiger werden“, so ORF-Sprecher Strobl.