Gazprom will Verträge mit E.ON beibehalten

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Der deutsche Energiekonzern E.ON trifft einem Zeitungsbericht zufolge bei seinen Verhandlungen mit der russischen Gazprom über eine Anpassung der Gaslieferverträge auf Ablehnung. "Gazprom besteht darauf, dass die Verträge erfüllt werden", zitierte die Zeitung "Die Welt" eine mit dem Vorgang vertraute Person.

E.ON Ruhrgas will die langfristigen Verträge mit den Russen dem in Folge der Wirtschaftskrise gesunkenen Bedarf anpassen und spätere Lieferungen vereinbaren. Ein Sprecher von E.ON Ruhrgas wollte den Bericht nicht kommentieren.

Der Gasabsatz von E.ON Ruhrgas ist in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 15 Prozent gesunken. Grund dafür ist unter anderem die schwache Nachfrage der Industrie im Zuge der Wirtschaftskrise. Ruhrgas ist bei E.ON Teil der Sparte Pan European Gas. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) der Sparte war in den ersten neun Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 33 Prozent gefallen.

Es werde damit gerechnet, dass der Gewinn vor Zinsen und Steuern bei Ruhrgas in diesem Jahr vor allem aufgrund der Gasverträge um über 30 Prozent einbricht, berichtet die Zeitung unter Berufung auf einen E.ON-Aufsichtsrat. Die Mindereinnahmen aufgrund vertraglich festgelegter Mindestabnahmemengen lägen in einem hohen dreistelligen Millionen-Euro Bereich.

Fallende Tarife

Auf den europäischen Handelsmärkten sorge derzeit ein Gas-Überangebot für fallende Tarife. An den Spotmärkten habe sich der Gaspreis sogar von den Ölpreisen abgekoppelt. Die Tarife für Schweröl ziehen wieder an, während die Gaspreise niedrig bleiben. Die langfristigen Gas-Lieferverträge sind meist an Ölpreise gebunden. Das bedeutet: Trotz niedriger Gaspreise müssen wegen der anziehenden Ölpreise höhere Summen an Gazprom überwiesen werden. Sinken wie nun die Börsenkurse unter die Importpreise aus Russland, kaufen unabhängige Versorger ihr Gas zum Weitervertrieb an Stadtwerke und Industriekunden nicht mehr bei E.ON Ruhrgas, sondern über die Spotmärkte. Um im Wettbewerb mithalten zu können, ist E.ON Ruhrgas gezwungen, entweder überschüssiges russisches Gas unter den Einkaufspreisen über die Börsen zu verkaufen oder aber Kunden zu verlieren, schreibt "Die Welt".

Es gebe nur eine Alternative: Wenn E.ON Ruhrgas die Gasimporte aus Russland reduziere, könne der Teufelskreis durchbrochen werden. Doch aufgrund einer vertraglich garantierten Mindestabnahmemenge müsse E.ON selbst in diesem Fall das Gas aus Russland weiter bezahlen, ohne auch nur ein Molekül einzuführen. Mittlerweile sei die Rede von mehr als 2 Mrd. Kubikmeter Gas, die so bezahlt wurde, aber nicht in den Westen floss. Daraus errechneten sich die Mindereinnahmen in einem hohen dreistelligen Millionen-Euro Bereich.

Ein Gazprom-Insider verwies der Zeitung zufolge darauf, dass E.ON Ruhrgas auf Strafzahlungen bestanden habe, als der Gasfluss wegen des Streits mit der Ukraine im vergangenen Frühjahr gestoppt worden sei. "Da hieß es auch, Verträge müssten erfüllt werden." Man sei allenfalls bereit, über den sogenannten Basispreis zu sprechen, der den Ausgangspunkt für die Anpassung nach dem Ölpreis definiert. Sollte dieser Basispreis gesenkt werden, könnten die Tarife im Vertrieb leicht reduziert werden. An den grundsätzlichen Problemen würde sich dadurch allerdings nichts ändern.

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