Smart Grids

Milliarden-Invesitionen in smarte Netze notwendig

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Weil die Stromerzeugung durch den verstärkten Einsatz von Wind- und Sonnenenergie immer weniger steuerbar wird, muss der Stromverbrauch besser gesteuert werden. "Spitzen im Stromverbrauch wird man in Zukunft glätten müssen, wir werden uns das nicht mehr leisten können", sagte BEWAG-Vorstandssprecher Hans Lukits.

Der Aufbau der dafür notwendigen intelligenteren Stromnetze wird nach einer Schätzung der Europäischen Technologieplattform Smart Grids bis zum Jahr 2030 Investitionen von rund 390 Mrd. Euro erfordern - auf Österreich umgelegt wären das 6,3 Mrd. Euro, rechnete VEÖ-Generalsekretärin Barbara Schmidt vor.

Darüber hinaus seien in Österreich bis 2020 bereits Investitionen in die Netze im Ausmaß von 6 Mrd. Euro geplant, sagte Schmidt. Der Aufbau der Smart Grids sei die wichtigste Innovation der E-Wirtschaft seit Jahrzehnten und vergleichbar mit den Auswirkungen des Internet auf die Kommunikation.

BEWAG-Vorstand Lukits sieht eine "zunehmende Verstromung der Gesellschaft" - laut Schätzungen werde Strom bis 2050 die Hälfte des Endenergieverbrauchs abdecken. Ein weiterer Trend sei eine weitere massive Zunahme der dezentralen Versorgung: Anfang 2009 habe es in Österreich 617 Windräder mit einer Gesamtleistung von fast 1.000 MW gegeben. Diese Anlagen hätten mit rund 2 Mrd. kWh drei Prozent des österreichischen Strombedarfs abgedeckt. Das bis 2020 zusätzlich nutzbare Windkraft-Potenzial betrage 4,3 Mrd. kWh.

Mehrkosten für Haushalte

Ein Teilaspekt der IT-Vernetzung von Stromerzeugern, Kunden und Stromnetzen ist das "Smart Metering". Stromverbrauch zu Spitzenzeiten werde in Zukunft mehr kosten müssen als heute, sagte Lukits. Die Umstellung auf diese neuen Stromzähler - die etwa doppelt soviel kosten wie die alten - wird laut Lukits im Burgenland 50 Mio. Euro kosten. Wenn man davon ausgehe, dass auf das Burgenland 3 % des österreichischen Stromverbrauchs entfallen, dann werde das Smart Metering für ganz Österreich etwa 1,6 Mrd. Euro kosten. Für den einzelnen Haushalt bedeute das Mehrkosten von 20 bis 30 Euro im Jahr, "aber er kann sich ein Mehrfaches dessen ersparen in Zukunft".

Michael Strebl von der Salzburg Netz GmbH geht davon aus, "dass in den nächsten zehn Jahren ein Totalumbau unserer Stromversorgung stattfinden wird". Die klassische Strukturversorgung nach dem Muster "zentraler Erzeuger verteilt den Strom auf viele kleine Abnehmer" werde gerade auf den Kopf gestellt. Die Kunden von morgen werden auch selbst Strom erzeugen und in die Netze einspeisen, dazu müssen die Netze aber viel mehr können als bisher, so Strebl.

Die österreichischen Stromnetzbetreiber wollen bis 2015 zuerst 7 bis 10 Mio. Euro pro Jahr in die Forschung für Smart Grids investieren, danach sollen Investitionen von 50 bis 100 Mio. Euro in bis zu 10 Demo-Projekte folgen, erklärte der VEÖ-Spartensprecher Netze, Reinhard Brehmer, der auch Geschäftsführer der Wien Energie Stromnetz GmbH ist. Dafür wünschen sich die Netzbetreiber vor allem eine Anerkennung der Forschungskosten bei den Netztarifen.

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