OMV: Staatsanwaltschaft prüft FMA-Anzeige

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Die OMV hat den von der Finanzmarktaufsicht (FMA) erhobenen Vorwurf des Insiderhandels gegen OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer am 6. August neuerlich zurückgewiesen. Ruttenstorfer habe die am 23. März 2009 gekauften 26.500 OMV-Aktien nicht zu Spekulationszwecken erworben, sondern im Rahmen des von der OMV AG im März eingeführten langfristigen Incentive-Programms, das eine mindestens dreijährige Behaltefrist vorsehe, erklärte OMV-Sprecherin Michaela Huber auf Anfrage.

Ruttenstorfer selbst hält sich derzeit in London auf, wo er an einer Investor-Relations-Roadshow teilnimmt. Das Stock-Options-Programm der OMV sei an ein bestimmtes Eigeninvestment der Vorstandsmitglieder geknüpft, heißt es in der OMV-Stellungnahme. Da Ruttenstorfer nicht über die erforderliche Aktien-Anzahl verfügt habe, habe er Aktien zugekauft.

Der Hintergrund: Ruttenstorfer hatte noch am 23. März dem Nachrichtenmagazin "profil" gegenüber erklärt, die OMV habe nicht vor, ihre Beteiligung am ungarischen Öl- und Gaskonzern MOL in diesem Jahr zu verkaufen. Am 30. März verkaufte die OMV ihre MOL-Anteile doch, worauf die OMV-Aktie um 3,33 Prozent auf 25,10 Euro zulegte, während der ATX 4,16 Prozent und der europäische Ölbranchenindex 4,2 Prozent verloren. Das brachte dem OMV-Chef nun die Anzeige wegen Insiderhandels ein.

Vorgangsweise noch offen

Nachdem die FMA ihre Anzeige gegen Ruttenstorfer erstattet hat, ist nun die Staatsanwaltschaft am Zug. Sie muss prüfen, ob weitere Einvernahmen oder gar Hausdurchsuchungen notwendig sein werden, will sich aber nicht in die Karten schauen lassen, was ihre weitere Vorgangsweise betrifft. Vom Ergebnis der laufenden Prüfung werde es dann abhängen, ob ein Strafantrag gegen Ruttenstorfer eingebracht wird, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Gerhard Jarosch, im Gespräch mit der APA.

Da die FMA personell aufgestockt worden sei, hätten die Anzeigen wegen Insiderhandels zwar zugenommen, sie seien aber noch immer selten, erklärte Jarosch.

Die OMV-Aktie hat auf die Berichte über die FMA-Anzeige gegen Ruttenstorfer empfindlich reagiert - sie gab heute bis gegen 12.45 Uhr um 6,11 Prozent auf 26,12 Euro nach. Ruttenstorfer hatte am 23. März zum Kurs von 23,84 Euro gekauft, darauf ergibt sich mit heutigem Datum ein Buchgewinn von gut 60.000 Euro - den er der OMV-Argumentation zufolge allerdings wegen der Behaltefrist von drei Jahren ohnehin nicht realisieren kann.

Im Folgenden eine Chronologie der Ereignisse:

- Im August 2008 gesteht die OMV offiziell ein, dass ihre Pläne zur Übernahme der ungarischen MOL gescheitert sind. Die Fünftel-Beteiligung der OMV an der MOL wird als Finanzierungsinstrument genutzt. Investmentbanken informierten die OMV seit damals über potenzielle Interessenten. Verkaufsverhandlungen oder einen Verkaufsbeschluss gab es nach OMV-Angaben damals nicht.

- 14./15. März 2009: Erste Kontakte mit dem russischen Ölkonzern Surgutneftegas bei einem OPEC-Treffen in Wien. Dabei äußerten die Russen Interesse, sich an einem mitteleuropäischen Unternehmen einzukaufen, ohne konkret über den MOL-Anteil zu sprechen.

- 18. März: Ruttenstorfer gibt dem "profil" ein Interview, in dem er den Verkauf der MOL-Anteile für 2009 ausschließt: "Das gilt nicht für die Ewigkeit, aber heuer werden wir sie durchaus behalten."

- 23. März: Das "profil"-Interview wird veröffentlicht. Am selben Tag erwirbt Ruttenstorfer 26.500 OMV-Aktien zum Kurs von 23,84 Euro - insgesamt knapp 632.000 Euro - und meldet dies ordnungsgemäß der FMA.

- 26. März: Erste Verhandlungen mit Surgutneftegas in Moskau über den Verkauf der MOL-Aktien. Diese enden nach Angaben der OMV ohne Einigung.

- 27. März: Der OMV-Vorstand informiert den Aufsichtsrat über das Treffen mit Surgutneftegas. Das Zustandekommen einer Transaktion mit den Russen sei unwahrscheinlich, heißt es in dem Bericht an das Aufsichtsgremium.

- 28. März: Surgutneftegas nimmt von sich aus und laut OMV "überraschend" wieder Kontakt auf und übermittelt einen Vertragsentwurf, allerdings ohne Preisvorstellungen. Daraufhin beginnen erneut Verhandlungen.

29./30. März: In der Nacht kommt es zu einer Einigung mit Surgutneftegas über den Verkauf der MOL-Aktien. Die OMV informiert in einer Ad-hoc-Mitteilung über die Transaktion. Die OMV-Aktien legen daraufhin um 3,33 Prozent auf 25,10 Euro zu, während der ATX 4,16 Prozent und der europäische Ölbranchenindex 4,2 Prozent verlieren. Das entspricht einem Buchgewinn für Ruttenstorfers OMV-Aktienpaket von mehr als 33.000 Euro an dem einen Tag.

4. August: Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hegt einen "begründeten Verdacht", dass der OMV-Chef sich des Insiderhandels schuldig gemacht hat und erstattet Anzeige bei der Staatsanwaltschaft.

6. August: Die OMV-Aktie rutscht an der Börse um mehr als 6 Prozent ab - nach den schlechten Zweitquartalszahlen vom Vortag. Ruttenstorfers am 23. März erworbenes Aktienpaket ist heute 692.000 Euro wert, sein theoretischer Gewinn beträgt rund 60.000 Euro. Nach OMV-Darstellung war sein Aktienkauf aber Teil eines Langfristigen Incentive-Programms, er muss die Aktien also mindestens drei Jahre behalten.

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