UniCredit: Preisanstieg bei CO2-Rechten ab 2011

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Um die Treibhausgase zu reduzieren, hat die EU Anfang 2005 den Handel mit Emissionszertifikaten eingeführt. Ein solches Papier berechtigt energieintensive Firmen zum Ausstoß 1 t CO2. Um die Zertifikate ist bereits ein großer Markt entstanden. Aktuell beträgt das Handelsvolumen mit den EU Allowances (EUAs) an der Börse etwa 10 Mio. t pro Tag, sagte Heiko Siemann, CO2-Experte bei der Bank-Austria-Mutter UniCredit in München.

Etwa dieselbe Menge handelten Unternehmen untereinander. Der Preis für 1 t CO2 dümple seit etwa 8 Monaten bei 12 bis 16 Euro dahin. "Größere Schübe" noch oben seien erst ab 2011 zu erwarten.

Rund die Hälfte der Treibhausgasemissionen der EU werden im Zertifikatehandel erfasst. Betroffen sind etwa die Stahl- und Papierindustrie, Energiekonzerne sowie Zement- und Keramik-Unternehmen, ab 2012 wird auch die Luftfahrt erfasst. Die Idee hinter dem System: Die Menge an Emissionsrechten wird verknappt, wodurch die Unternehmen gezwungen werden sollen, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren. Stoßen sie mehr aus als ihnen jährlich zusteht, müssen sie Zertifikate zukaufen. Umgekehrt können Firmen, die auf klimafreundliche Technologien umsteigen, ihre überschüssigen Papiere auf den Markt werfen.

Versteigerung statt Gratis-Verteilung

Momentan wird der Großteil der Zertifikate noch kostenlos vergeben. In der Phase 3 von 2013 bis 2020 wird die Gratis-Zuteilung dann nach und nach durch Versteigerungen ersetzt. Außerdem nimmt das Gesamtvolumen der Zertifikate schrittweise ab. Beispielsweise müssen Stromkonzerne dann ihre Papiere zu 100 % kaufen. Politisch sei das damit begründet worden, dass die Energieversorger während der Gratis-Zuteilung sogenannte "windfall profits" gemacht hätten, also den Kunden höhere Strompreise verrechnet hätten. Für die sonstigen Industrie-Branchen sinkt der Anteil der kostenlosen Zuteilung von 80 Prozent im Jahr 2013 auf 30 % 2020.

Die Preisentwicklung der Emissionsrechte sei in der Vergangenheit "sehr volatil" gewesen und habe unter anderem mit dem Ölpreis zusammengehangen, an den wiederum der Gaspreis - mit etwa einem halben Jahr Verzögerung - gekoppelt ist, so Siemann. Wenn Gas teuer war, seien die Energiekonzerne nämlich von der relativ CO2-armen Gas-Verstromung auf Kohle-Verstromung umgestiegen und hätten daher mehr CO2-Zertifikate gebraucht.

Heuer seien größere Preissteigerungen aufgrund der Krise "unwahrscheinlich". Die Industrie bunkere momentan ihre EUA. "Die Firmen scheinen genug Liquidität zu haben", glaubt der Experte. Im Juli 2008, als die Krise schon im Anmarsch war und die Produktion zurückgefahren wurde, seien viele Unternehmen mit dem Verkauf ihrer EUAs vor dem Ruin geflohen, weil ihnen die Papiere "sofort Cash" eingebracht hätten.

Jetzt aber wisse die Industrie, dass das Kontingent künftig immer knapper wird, weswegen sie ihre Papiere behalte und in die dritte Phase mitnehme. Einzig die Stromkonzerne könnten ab Frühjahr für einen leichten Preisschub sorgen. EVU kauften ihren Strom nämlich drei Jahre im Voraus und sicherten den dafür erforderlichen CO2-Ausstoß durch den zeitgleichen Kauf von Emissionsrechten ab.

Dass sich der Markt momentan "geradezu langweilig" entwickle, liege auch an Unsicherheit in Sachen Klimapolitik zusammen. Der Gipfel in Kopenhagen von Dezember 2009 sei "relativ ernüchternd" gewesen, nun liege die Hoffnung auf dem Weltklimagipfel in Cancun (Mexiko) Ende 2010. Für den Zertifikatepreis erwarten die UniCredit-Experten daher für heuer eine Seitwärtsbewegung von 13 bis 16 Euro.

Knappheit ab 2013

Langfristig rechnet Siemann mit steigenden EUA-Preisen. Ab 2013 komme die Knappheit der Ausstoß-Rechte voll zum Tragen. Bis 2020 entstehe eine kumulierte Unterdeckung von rund 2,7 Mrd. EUAs - inklusive des Imports von sogenannten Certified Emission Reductions (CER). Das sind Emissionsreduktionsgutschriften, die Industriestaaten mit Klimaschutzprojekten in armen Ländern erwirtschaften können.

Auch private (und risikofreudige) Anleger können in den CO2-Markt einsteigen. So bietet etwa die UniCredit seit zwei Jahren ein Zertifikat an, das die Kursentwicklung der EU-Emissionsrechte an der europäischen CO2-Börse ECX abbildet. Grundlage dieses Papiers sind Terminkontrakte (Futures). Das Risiko für den Anleger: Wird in der EU krisenbedingt oder aufgrund sauberer Technologien weniger CO2 emittiert, sinken die Preise und somit der Wert des Zertifikats. Allgemein steckt der Markt mit solchen Futures "noch in den Kinderschuhen", sei "illiquide", räumte Siemann ein. Wenn in Cancun etwas vorwärtsgeht, könnte dies den Markt beflügeln, hofft die Bank.

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