oe24.TV-Reporterin Uschi Güntner flog mit einem der ersten Flieger nach dem Lockdown.
Nach 90 Tagen coronabedingter Flugpause betrete ich den Flughafen Wien-Schwechat. Mein Ziel: der Eurowings-Jet EW 9751 nach Düsseldorf. Schwechat ist ein Geisterflughafen. Menschenleer. Die wenigen Passagiere halten sich strikt an die Vorgaben: Maske rauf und Abstand halten.
Speed: Check-in, Security - alles geht sehr schnell
Eines fällt auf: Alles geht jetzt rasend schnell: der Check-in, sogar die Sicherheitskontrollen. Drei Minuten brauchen wir dafür, sogar mit unserer Kameraausstattung. In der Duty-free-Zone haben die Geschäfte alle zu. Immerhin: Ein paar Lokale schenken zumindest Kaffee aus.
Der Flug: Alles voll - die Luft im Flieger ist schlecht
Im Flugzeug fällt als Erstes auf: Die Luft steht, es ist heiß. Nach und nach füllen sich die Plätze. Keine Rede mehr von Abstand. Der Flieger ist komplett ausgebucht. Wir heben mit dem Hinweis auf Überbuchung sogar verspätet ab.
Kein Service an Bord: Aufklapptisch verschmutzt
Wir sitzen so eng, dass ich kurz sogar den Kopf meines Nachbarn spüre, als dieser einnickt. Bordservice gibt es keinen. Gegen Aufpreis gibt es ein Getränk, kein Sandwich. Als ich den Tisch aufklappe, ist der voller Brösel. Keine Rede von Reinigung oder gar Desinfektion. Dann endlich die Landung in Düsseldorf. Auch hier ist der Airport verwaist.
AUA fliegt wieder: Neustart mit 30 Zielen und Maskenpflicht
„Das war ein sehr emotionaler Moment“, beschreibt es AUA-Chef Alexis von Hoensbroech: Montag um 6.30 Uhr hob die Airline in Wien zu ihrem „Jungfernflug“ nach München ab – nach fast dreimonatiger Zwangspause wegen der Coronakrise. Am Gang zum Gate hatten AUA-Mitarbeiter ein Spalier gebildet, jubelten und schwangen Fähnchen.
AUA bis Jahresende bei 50 % des Normalangebots
„Wir sind so froh, dass es wieder losgeht“, so der einhellige Tenor. Wenngleich auf niedrigem Niveau, gerade mal 5 % des Vorjahresangebots hat die AUA im Juni im Programm. „Das ist immer noch fast gar nichts“, so Hoensbroech. Rund 30 Ziele stehen auf dem Plan, analog zu den Grenzöffnungen. Vor allem Deutschland, plus u. a. Amsterdam, Paris, Athen, Genf, Brüssel.
Im Juli soll das AUA-Angebot auf 20 % steigen, inklusive ersten Langstreckenflügen (USA, Bangkok) und Ferienchartern. Bis Jahresende sind 50 % gegenüber Normalzeiten geplant. Am gestrigen Comeback-Tag habe die Auslastung 70 % betragen, hauptsächlich Geschäftsreisende. Insgesamt seien die Menschen noch unsicher, zeitlich entfernt werde erst wenig gebucht, so der AUA-Chef.
Im Juli wird auch Laudamotion wieder abheben, etliche andere Airlines nehmen den Flugbetrieb ab Wien ebenfalls auf. Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger rechnet im Juli
August mit 10.000–20.000 Passagieren täglich. Zum Vergleich: Letzten Sommer waren es im Schnitt 100.000 pro Tag …
Wien als Test-Airport für Covid-19-Schutz ausgewählt
Fluggäste müssen sich an strenge Regeln gewöhnen (siehe Reportage rechts), allen voran die Maskenpflicht am Flughafen wie an Bord. Der Airport hat ein detailliertes Schutzkonzept umgesetzt (u. a. Fiebermessen per Wärmebildkamera) und wurde von der Flugsicherheitsbehörde EASA als Testflughafen für Covid-19-Sicherheitsmaßnahmen ausgewählt. A. Sellner