Rewe Touristik überholt Thomas Cook

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Rewe hat Thomas Cook als Branchenzweiten in Deutschland abgelöst und will auch weiterhin mit Kampfpreisen Marktanteile gewinnen. "Rewe Touristik senkt im Sommer 2010 die Preise um durchschnittlich 6 %", sagte Vertriebschef Ralph Schiller. Ziel sei es, auch im Sommer 2010 stärker zu wachsen als der Markt.

In dem Ende Oktober endenden Jahr 2008/09 steigerte die Pauschalreise-Sparte mit den Marken ITS, Tjaereborg und Jahn Reisen ihre Erlöse um sechs Prozent. Damit dürfte sich der in Deutschland erzielte Umsatz von Rewe Touristik - zu der etwa noch Dertour gehört - auf knapp 3 Mrd. Euro erhöht haben. Thomas Cook dürfte hingegen unter die Vorjahresmarke von 2,8 Mrd. Euro fallen.

Der Markt habe insgesamt ein Minus von vier Prozent verbucht, sagte Schiller. Marktführer TUI und Thomas Cook hatten in Erwartung einer sinkenden Nachfrage ihre Angebote deutlich verknappt. Damit wollten sie verhindern, in einer "Last-Minute"-Schlacht in großen Stil Pauschalreisen verramschen zu müssen. Allein im Sommergeschäft betrug das Buchungs-Minus bei TUI und Thomas Cook 12 %.

Rewe hatte hingegen erheblich mehr Hotelzimmer und Flugsitze fest eingekauft sowie die Vertriebsanstrengungen verstärkt. Dem Unternehmen kam dann zugute, dass sich viele Urlauber kurzfristig für Reisen entschieden und Rewe anders als manche Konkurrenten Kunden bis zum Schluss eine breite Auswahl anbieten konnte. Reisebüros verbuchten den Marktforschern von GfK zufolge im September ein Fünftel mehr Umsatz als im Vorjahresmonat.

Keine Gewinndetails

Der im Vorstand der Rewe-Gruppe für das Touristikgeschäft zuständige Norbert Fiebig hat allerdings eingeräumt, dass die Erhöhung der Kapazitäten zulasten von Marge und Auslastung geht. "Unser Gewinn wird in diesem Jahr zwar ordentlich, aber entsprechend der Rahmenbedingungen ausfallen", hatte er Mitte September im Reuters-Interview erklärt.

"Für 2010 sehen wir für die deutsche Reisebranche keine Entspannung", sagte Schiller. "Für den Gesamtmarkt gehen wir bestenfalls von einem Nullwachstum aus." Die Sorge um den Arbeitsplatz und die Erwartung höherer Steuern bremse die Reisefreude. Die Gäste-Zahlen für die anlaufende Wintersaison lägen derzeit 2,4 % unter Vorjahresniveau.

Aufgrund ihres Wachstumskurses wurde Rewe nach der Insolvenz des Thomas Cook-Mutterkonzerns Arcandor auch als Käufer für deren Tourismusgeschäft gehandelt. Letztlich sah das vor allem in Deutschland aktive, genossenschaftlich organisierte Unternehmen jedoch von einer Übernahme ab. "Es hätte zu viele Überschneidungen gegeben, und dann hätten wir die nächsten zwei bis drei Jahre mit der Restrukturierung unseres Geschäfts verbracht", hatte Fiebig erläutert. Die Arcandor-Gläubigerbanken verkauften die Thomas-Cook-Aktien schließlich am Markt - auch weil ein Einzelkäufer nicht in Sicht war.

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