Aufregung

Roche-Abgang kostet Graz rund 400 Jobs

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Gründungsmitglied des Humantechnologieclusters Steiermark bricht weg.

Der weltweite Stellenabbau beim Schweizer Pharma- und Diagnostikkonzern Roche wirkt sich gravierend auf den Humantechnologie-Standort Steiermark aus: Bis 2013 soll die Grazer Roche Diagnostics mit rund 400 Beschäftigten geschlossen werden, ein Teil der Mitarbeiter könnte am künftigen Kern-Standort Rotkreuz im Kanton Zug unterkommen. Für den Humantechnologiecluster (HTS), der ambitionierte Ziele verfolgt, kommt die Nachricht von der Schließung "überraschend".

Rotkreuz
In Rotkreuz befindet sich das weltweite Zentrum der Roche-Geschäftseinheit Professional Diagnostics. Durch die Verlagerung des Bereichs Blutgasdiagnostik von Graz in die Schweiz sollen im Kanton Zug rund 130 neue Stellen geschaffen werden. "Dort, wo es möglich ist, wird man den Mitarbeiterin Graz ein Angebot machen, in der Schweiz zu arbeiten", so eine Sprecherin von Roche Austria. Mit den Schritten zur Schließung des Unternehmens in der Kratkystraße auf den Reininghaus-Gründen werde nicht vor dem zweiten Quartal 2011 begonnen.

Roche-Besitz
Das Gebäude selbst wurde vom Konzern errichtet und ist in Roche-Besitz. Die Nachvermietung bzw. ein möglicher Verkauf sei aktuell noch nicht geklärt und Teil des Transferplans, hieß es. Genaueres zum Transferplan könne man noch nicht sagen, man wolle erst die Mitarbeiter informieren.

Beim HTS gab man sich zurückhaltend: Der Geschäftsführer befindet sich gerade in den USA, hieß es. Roche sei eines der Gründungsmitglieder (mit u.a. dem Hörgeräte-Unternehmen Schinko-Neuroth, der Joanneum Research und der Med-Uni Graz, Anm.) und eine der wichtigsten Firmen im Cluster. "Was das in der Praxis bedeutet, wissen wir noch nicht", hieß es.

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Humantechnologie
Für die Bestrebungen der steirischen Landesregierung, das Land zu einem Zentrum der Humantechnologie zu machen, dürfte der Roche-Abgang nicht förderlich sein: Gerade vergangenes Monat hatten SPÖ und ÖVP in ihrem Regierungsübereinkommen beschlossen, dass Health Tech neben Mobilität und Öko-Technologie eines der drei Leitthemen von Forschung und Wirtschaft sein soll.

Kritik an der Absiedelung kam u.a. von der Arbeiterkammer Steiermark: Er sei empört über die "Kaltschnäuzigkeit" des Pharmakonzerns Roche, so AK-Präsident Walter Rotschädl. Er erinnere daran, dass dem Konzern in Form von Wirtschaftsförderungen und der Bereitstellung eines Grundstücks im Süden von Graz der rote Teppich ausgerollt worden sei und forderte die Prüfung von Rückzahlung von Förderungen. Seitens des Gewerkschaftlichen Linksblocks (GLB) hieß es, es gehe nur um Gewinnmaximierung.

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