AK schlägt Alarm

Diese Unternehmer-Taktik kostet Arbeitnehmer halbe Milliarde Euro pro Jahr

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Arbeiterkammer kritisiert "Hire und Fire"-Taktik. Laut AK wurden 2023 rund 200.000 Personen bei einer kurzen Flaute zum AMS geschickt und dann wieder angestellt. Das koste 550 Millionen Euro.

Arbeitnehmer bei Flauten kündigen und sie kurze Zeit später wieder einstellen: Laut Arbeiterkammer (AK) ist dies eine gängige Vorgehensweise von Unternehmen, um Geld zu sparen. Der Arbeitslosenversicherung habe diese "Recall"-Praxis alleine im vergangenen Jahr bis zu 550 Mio. Euro an AMS-Kosten verursacht, kritisiert die Interessenvertretung.

"Zwischenparken" bei Bau, Tourismus und Arbeitskräfte-Leasing

Vor allem von Baubetrieben, im Tourismus und von Arbeitskräfteüberlassern würden Beschäftigte häufig beim AMS "zwischengeparkt".

Grundlage der Arbeiterkammer-Berechnung ist ein Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo, die 2018 veröffentlicht wurde. Beleuchtet werden darin Unternehmen, die Arbeitnehmer kündigen und sie innerhalb eines Jahres wieder anheuern.

"Konservative Berechnung"

Von der Arbeiterkammer wurde auf dieser Basis nun kalkuliert, welche Kosten für diese Personen bei der Arbeitslosenversicherung im Jahr 2023 angefallen sind. Bei den 550 Millionen handle es sich allerdings um eine konservative Rechnung, da nur das Arbeitslosengeld und die Notstandshilfe, nicht etwa administrative Kosten einbezogen wurden, erklärte Silvia Hofbauer von der Arbeiterkammer.

200.000 Personen von instabilen Arbeitsverhältnissen betroffen

2023 seien von solchen instabilen Arbeitsverhältnissen in Österreich gut 200.000 Personen betroffen gewesen, so Hofbauer weiter.

Sie räumte zwar ein, dass sich in den Zahlen auch Effekte saisonaler Arbeitslosigkeit niederschlagen würden, in vielen Fällen seien die Zeitintervalle zwischen Kündigung und Wiedereinstellung jedoch wesentlich kürzer. Außerdem gebe es für die Betriebe genügend Modelle und Förderungen, um die Effekte von saisonaler Arbeitslosigkeit abzufedern.

"Risiko nicht auf Allgemeinheit abwälzen"

Geht es nach der Arbeiterkammer, sollten die Betriebe ihre "Hire and Fire"-Praxis einstellen und in Zeiten, wo die Arbeitskraft nicht gebraucht wird, auf Qualifizierungsmaßnahmen setzen. Dies umso mehr, wenn wie aktuell über Arbeits- und Fachkräftemangel geklagt werde, findet Hofbauer. Und: "Man sollte nicht jedes unternehmerisches Risiko sofort auf die Allgemeinheit abwälzen."

AK fordert: Unternehmen sollen höhere Arbeitslosenbeiträge zahlen, wenn sie mehr Arbeitslosigkeit verursachen

Überlegenswert ist aus Sicht der Arbeiterkammer auch eine Art Kostenbeteiligungsmodell für Unternehmen. Nach ihrer Vorstellung zahlt ein Unternehmen dabei höhere Arbeitslosenbeiträge, wenn es mehr Arbeitslosigkeit verursacht. "Statt im Zuge einer Lohnnebenkosten-Kürzung über einen Kahlschlag bei der Arbeitslosenversicherung nachzudenken, sollten jene Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden, die sich durch diese Praxis aus ihrer Verantwortung stehlen", sagte AK-Präsidentin Renate Anderl dazu.
 

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