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Siemens setzt auf Digital-Geschäft

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Siemens-Chef Roland Busch beschleunigt den Umbau des Geschäftsmodells des Münchner Technologiekonzerns: "Wir müssen neu denken."

Unter dem Namen "Siemens Xcelerator" soll eine digitale, auch für andere Software- und Hardware-Anbieter offene Plattform entstehen, die die Steuerung von industriellen Anlagen und deren Datenaustausch erleichtert. Es gehe darum, die reale und die digitale Welt zu verbinden - "je enger, desto besser", sagte Busch am Mittwoch in München.

Plattform "Siemens Xcelerator"

Damit könnten Kunden und Partner ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit steigern und Innovationen vorantreiben. Es gebe Bedarf für ein "industrielles Metaversum", in dem der Bau, die Steuerung und die Umrüstung von Anlagen, Gebäuden oder Zügen erst mit einem "digitalen Zwilling" im Computer simuliert wird, ehe sie in der Praxis umgesetzt werden.

Siemens öffnet dafür alle Schnittstellen. Busch sieht in der Plattform-Strategie "deutlich mehr Chancen als Risiken". Nicht alle Kunden seien bereit, ausschließlich mit Siemens-Produkten zu arbeiten. "Wir müssen neu denken, wie wir unser Geschäft betreiben." Vor einem Jahr hatte der Siemens-Chef angekündigt, das Software-Geschäft in der Automatisierungssparte Digital Industries auf ein Abonnement-Modell ("Software-as-a-Service", SaaS) umzustellen, um die Rendite nach oben zu treiben. Nun soll das Modell auf Hardware und auf die Gebäudetechnik-Sparte Smart Infrastructure ausgeweitet werden. "Mit SaaS bleiben sie immer im Kontakt mit dem Kunden", sagte Busch.

10 Prozent mehr Digital-Umsatz

Vor allem für kleinere Unternehmen will Siemens auf diese Weise attraktiver werden. "Das unterstützt unsere Strategie und wird sie hoffentlich beschleunigen", sagte der Vorstandschef. Am Ziel, den Digital-Umsatz im Schnitt um zehn Prozent pro Jahr zu steigern - das ist mehr als bisher -, ändert Busch aber zunächst nichts. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 (Ende September) erwirtschaftete Siemens mit digitalen Angeboten 5,6 Milliarden Euro, etwa ein Zehntel des Konzernumsatzes.

Grafik-Spezialist Nvidia dockt an

Einer der ersten externen Technologie-Partner ist der US-Grafik-und KI-Chip-Spezialist Nvidia. Die 3D-Design-Plattform "Nvidia Omniverse" soll an die Siemens-Plattform angedockt werden. Anlagen oder ganze Fabriken können damit in einer realistischen Darstellung im Internet gespiegelt werden, genauer als bisher und in Echtzeit. Einer der ersten Kunden dafür ist der Münchner Autobauer BMW. "Damit stellen wir sicher, dass Produkte funktionieren, bevor wir sie in der realen Welt bauen, wenn Änderungen richtig teuer und schwierig werden", sagte Tony Hemmelgarn, Chef der Software-Sparte von Siemens Digital Industries. "Vor fünf Jahren wäre das noch nicht möglich gewesen", sagte Nvidia-Chef Jensen Huang. Der "digitale Zwilling" werde ein Produkt über seinen kompletten Lebenszyklus begleiten.

Für die Gebäude- und Infrastruktur-Technik hat Siemens nun die auf dem "Siemens Xcelerator" fußende Anwendung "Building X" im Angebot. Sie sammelt Daten aus vernetzten Gebäuden - vom Energieverbrauch bis zur Einlasskontrolle -, wertet sie aus und soll damit zur Klimaneutralität beitragen. Dafür hatte Siemens am Montag die Übernahme der US-Firma Brightly Software für bis zu 1,8 Milliarden Euro angekündigt.

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