Fußball-Sponsoring ist in Kärnten offenbar Bestandteil von Geschäften mit öffentlichen Unternehmen gewesen. Das zeigt sich nicht nur an den aktuellen Turbulenzen bezüglich des Verkaufs der Kärntner Hypo an die BayernLB, wo der damalige Landeshauptmann Jörg Haider Millionenforderungen gestellt hat, sondern hatte offenbar System.
Die Verbundgesellschaft wollte 2001 die Mehrheit am Kärntner Energieversorger Kelag übernehmen. Der damalige Verbund-Chef Hans Haider wollte aber kein Fußballgeld herausrücken, worauf der Deal platzte, wie es in Medienberichten heißt.
Der Verbund wollte vor neun Jahren seinen 35-Prozent-Anteil an der Kelag aufstocken, die Verhandlungen waren im Frühjahr 2001 weit fortgeschritten. Im Mai verkaufte das Land aber überraschend an den deutschen Stromkonzern RWE.
Hans Haider berichtet nun, dass die Transaktion bereits mehr oder weniger unter Dach und Fach gewesen sei. Doch dann habe er einen Anruf des Kärntner Landeshauptmannes erhalten. Haider: "Er hat sich von uns ein Sponsoring für den FC Kärnten erwartet." Der Verbundchef lehnte das Ansinnen seines Namensvetters ab, und die Übernahme der Kelag platzte.
Der Verbund war neben der steirischen EStAG und der RWE-Tochter RWE Plus in die Endausscheidung gekommen. Jörg Haider begründete die Entscheidung für die deutschen Käufer damit, dass sich diese mit einer 49-Prozent-Beteiligung an der Kärntner Energieholding zufriedengegeben habe, der Verbund hingegen 51 % hätte kaufen wollen. Die RWE bezahlte 304 Mio. Euro, der Verbund hatte 327 Mio. Euro geboten.
RWE bekam den Zuschlag
Wie viel der Landeshauptmann für den Verein, der in der Spielsaison 2000/2001 Meister in der zweithöchsten Spielklasse geworden war und ab Sommer 2001 in der Bundesliga spielte, haben wollte, daran kann sich Hans Haider nicht mehr genau erinnern. Es dürfte sich um rund 1 Mio. Euro gehandelt haben. Einen Monat nach dem Zuschlag für die RWE stieg übrigens die Kelag als Hauptsponsor beim FC Kärnten ein.
Inzwischen sponsert der Energieversorger den SK Austria Kärnten, für den Jörg Haider die Lizenz aus Pasching gekauft hatte. Der FC Kärnten war 2004 wieder in die zweite Liga abgestiegen und ging nach der Etablierung des oberösterreichischen Vereins als neuer Kärntner Bundesligist mit der Kelag als Hauptsponsor Ende 2008 in Konkurs.
Inzwischen ist der SK Austria Kärnten ebenfalls finanzmarod, zuletzt konnten die Gehälter für Spieler und Mitarbeiter nicht mehr bezahlt werden. Die 5 Mio. Euro, welche die Kärntner Hypo 2007 für die Namensrechte am Fußballstadion bezahlt hat, sind längst weg. Jene 2 Mio. Euro, welche die BayernLB laut ihrem damaligen Vorstandschef Werner Schmidt an Sponsorgeldern bezahlt hat, sind laut Vereinspräsident Mario Canori nie beim SK Austria eingelangt.
Kelag weist Mutmaßungen zurück
Dass die Mehrheitsübernahme der Kärntner Kelag durch den Verbund geplatzt sei, weil der damalige Verbund kein Sponsorgeld für den FC Kärnten herausgerückt hat, lässt der Aufsichtsratschef des Kärntner Energieversorgers so nicht stehen. Die "Mutmaßungen", dass beim Verkaufsverfahren von Anteilen an der Kärntner Energieholding (KEH) durch das Land Kärnten vor knapp 10 Jahren Fußballsponsoring eine Rolle gespielt habe, seien "unrichtig", stellte Kelag-Aufsichtsratschef Günther Pöschl fest. Pöschl war damals mit Hermann Egger und Heinz Taferner in der Geschäftsführung der KEH. "Im Verkaufsverfahren von Anteilen an der KEH war Fußballsponsoring kein Kriterium", so Pöschl. Er ist bis heute in der KEH-Geschäftsführung.
Pöschl erklärte, dass damals ein "objektives, internationales Ausschreibungsverfahren" für 49 % an der KEH durchgeführt worden sei. Alle damit zusammenhängenden Schritte seien in den Protokollen umfassend dokumentiert und nachlesbar. "Das Angebot des Verbundes wurde in den Gremien der KEH und vom Kollegium der Landesregierung einstimmig abgelehnt, weil es nicht ausschreibungskonform war - der Verbund wollte die Mehrheit an der KEH", erklärte Pöschl. Die Entscheidung sei für den Bestbieter RWE gefallen. Die Partnerschaft mit RWE habe sich seither sehr gut bewährt.
In der "Presse" hat der frühere Verbund-Chef Hans Haider die Sache so geschildert: Die Verhandlungen über die Transaktion seien tatsächlich mehr oder weniger unter Dach gewesen - bis Jörg Haider kurzerhand zum Telefonhörer griff, um den Verbund-Chef zu kontaktieren: "Er hat sich von uns ein Sponsoring für den FC Kärnten erwartet. Ich habe das aber abgelehnt", was dem Zustandekommen des Deals offenbar abträglich war. Um welchen Betrag es genau ging, weiß Hans Haider heute nicht mehr, Gerüchten zufolge soll 1 Mio. Euro gefordert worden sein. |