Siemens-Deal

Züge für Londoner U-Bahn wohl aus Wien

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Britischer Abgeordneter fürchtet um Jobs und fordert den Auftrag zu entziehen.

Siemens wird die im vergangenen Sommer bestellte neue Zugflotte für die Londoner U-Bahn großteils in Wien und Graz bauen - das berichtete die britische Regionalzeitung "The Northern Echo" am Freitag. In England hatte man gehofft, dass Siemens die neuen Züge in seiner neuen Fabrik im ostenglischen Goole produzieren würde und fühlt sich von Siemens getäuscht.

Die deutsche Siemens Mobility hatte im Juni 2018 bei der Ausschreibung der Londoner Verkehrsbetriebe (Transport for London, TfL) für den Großauftrag im Wert von 1,7 Mrd. Euro die beiden Mitbewerber Hitachi und Bombardier ausgestochen, die gemeinsam geboten hatten.

Dabei ging es um 94 U-Bahn-Züge, die ab 2023 die aus den 1970er Jahren stammenden Züge auf der Picadilly-Linie ersetzen sollen. Geplant sei, danach auch die Züge für drei weitere Linien bei Siemens zu bestellen, hieß es damals. Produziert werden sollte in einer neuen Siemens-Fabrik in Goole im Nordwesten Englands - das war jedenfalls die Hoffnung der britischen Auftraggeber.

Kein Kommentar

In einem mit 31. Jänner 2019 datierten Brief an den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan kritisiert der britische Unterhausabgeordnete Phil Wilson jedoch, dass Siemens zwei Drittel der Züge in Wien bauen wolle. Außerdem habe Siemens bestätigt, sämtliche Drehgestelle in Graz produzieren zu wollen, schreibt Wilson, in dessen Wahlbezirk die Hitachi-Fabrik im nordenglischen Newton Aycliffe liegt. Siemens wollte den Bericht gegenüber der APA nicht kommentieren.

"Siemens hat sich verpflichtet, eine neue Fabrik in Goole zu bauen, die aber nicht rechtzeitig fertig wird, um die Zugflotte für die Piccadilly-Linie in Großbritannien zu Bauen", schreibt der Abgeordnete Wilson. Die neue Siemens-Fabrik in Goole werde nicht vor 2023 in Betrieb gehen. Nur einen Tag zuvor hatten Gewerkschafter ihre Sorge um die Zukunft des Hitachi-Werks ausgedrückt, das eine Stammbelegschaft von 750 Leuten hat. Die Bestellungen für neue Züge würden im nächsten Frühjahr abgearbeitet sein und derzeit gebe es für Hitachi keine neuen Aufträge in der Pipeline, heißt es.

Schadenersatz gefordert

"Ich bin zutiefst enttäuscht zu hören, dass die Fabrik in Goole nicht in der Lange sein wird, den Auftrag vollständig auszuführen, während es in meinem Wahlbezirk eine Zugfabrik gibt, die über die notwendigen Arbeitskräfte, die Erfahrung und die Zulieferkette verfügt, um den Auftrag gemeinsam mit Bombardier auszuführen", heißt es im Brief des Abgeordneten Wilson an den Londoner Bürgermeister.

Hitachi fordert Schadenersatz von den Londoner Verkehrsbetrieben. Man sei in der Lage, die Züge in England zu bauen und so mehr Wertschöpfung in London und im Rest des Landes zu generieren, hieß es seitens des Unternehmens.

Ein Sprecher von Bürgermeister Khan erklärte, der Bürgermeister sei in den Vergabeprozess nicht involviert gewesen. Die TfL seien überdies an EU-Bestimmungen gebunden gewesen, wonach britische Hersteller oder Produktionsstandorte nicht direkt bevorzugt werden dürften. Die EU-Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs soll plangemäß am 29. März 2019 enden.

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