Euro-Stabilisierung

Wiener Börse feiert 750 Mrd.-Rettungsschirm

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EU und IWF haben in einer bisher beispiellosen Aktion einen 750 Mrd. Euro schweren Rettungsschirm für strauchelnde Euro-Länder beschlossen. Spekulationsangriffen auf den Finanzmärkten wurde damit der Wind aus den Segeln genommen. Nach vier Handelstagen mit mehr als 3 % Minus zelebriert das Wiener Parkett heute einen eindrucksvollen Rebound.

Die wichtigsten europäischen Aktienmärkte sind am Montag mit massiven Gewinnen aus dem Handel gegangen und konnten zugleich die größten Aufschläge seit 17 Monaten verbuchen. Damit konnten die Börsen ihre schon zur Eröffnung starken Gewinne bis zum Börsenschluss halten bzw. sogar weiter ausbauen. Der in der Nacht zum Montag angekündigte Rettungsschirm für angeschlagene Länder der Eurozone sorgte für deutliche Erleichterung an den Aktienmärkten. In Summe soll das Auffangnetz von der EU und dem IWF 750 Mrd. Euro ausmachen. Zudem kündigte die EZB an, durch den Kauf von Anleihen der strauchelnden Länder stabilisierend in den Markt eingreifen zu wollen.

Euro-Stoxxsprang hoch

Der Euro-Stoxx-50 sprang um 10,35 Prozent auf 2.758,89 Zähler nach oben. Der DAX in Frankfurt schloss um 5,30 Prozent höher bei 6.017,91 Einheiten. Der CAC-40 in Paris verbuchte einen Zugewinn von 9,66 Prozent auf 3.720,29 Zähler. Der IBEX-35 in Madrid katapultierte sich um 14,43 Prozent auf 10.351,90 Punkte nach oben und erzielte damit den größten Tagesgewinn in seiner Geschichte. Vor allem Bankenwerte profitierten von den versprochenen insgesamt 750 Mrd. Euro für Kredite, die im Notfall fließen könnten. Der Branchenindex sprang um rund 19 Prozent nach oben. Größter Gewinner im Euro-Stoxx-50 waren ING mit plus 24,59 Prozent auf 6,87 Euro. Societe Generale lagen dahinter mit plus 23,89 Prozent auf 40,60 Euro. Auch Versicherungswerte zeigten sich mit starken Aufschlägen, der Branchenindex legte fast 14 Prozent zu.

Ein Börsianer verwies darauf, dass die Bankenaktien in der vergangenen Woche sehr stark unter Druck gestanden hatten, "so dass eine Reaktion fällig war". Laut einem Analysten von Goldman Sachs seien Staatsanleihen die sicherste Posten in einer Bankbilanz. "Wird deren Wert infrage gestellt, hat dies einen Dominoeffekt für sämtliche anderen Vermögenswerte." Die staatlichen Rettungsmaßnahmen könnten auf lange Sicht das Vertrauen der Anleger wiederherstellen und so auch den Bankentiteln helfen, so der Analyst.

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Ölsektor profitiert

Im Ölsektor profitierten die Aktien von deutlich gestiegenen Ölpreisen. Total sprangen um 7,65 Prozent auf 40,23 Euro nach oben. Royal Dutch Shell erhöhten sich um 3,65 Prozent auf 22,04 Euro. Minenbetreiber in London zeigten sich von deutlich festeren Metallpreisen beflügelt.

Situation in Wien

Die Wiener Börse hat am Montag in Reaktion auf das Notfallpaket für die Eurozone von EU und IWF mit massiven Gewinnen geschlossen. Der ATX stieg um 210,37 Punkte oder 9,10 Prozent auf 2.522,14 Einheiten. Damit verbuchte der Wiener Aktienindex den größten prozentuellen Tagesgewinn seit Herbst 2008 und den viertgrößten Tagesgewinn seiner Geschichte. Die tatsächliche Entwicklung des ATX lag heute rund 137 Punkte über der Händlerprognose im APA-Konsensus von 2.385 Punkten. Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr MEZ: Dow Jones/New York +4,01 Prozent, DAX/Frankfurt +5,29 Prozent, FTSE/London +5,16 Prozent und CAC-40/Paris +9,65 Prozent.

Erste Bank und Raiffeisen International

Stark nach oben ging es in Folge europaweit vor allem mit den Bankenwerten. Auch in Wien sahen die beiden Bankenschwergewichte Erste Group (plus 15,18 Prozent auf 32,25 Euro) und Raiffeisen International (plus 17,50 Prozent auf 36,53 Euro) massive Gewinne. Bankenwerte hatten zuletzt besonders unter der griechischen Schuldenkrise und den Ängsten vor einem Übergreifen auf andere Länder gelitten.

Aber auch fast alle anderen Aktien im Wiener prime market konnten stark zulegen. Unter den ATX-Schwergewichten stiegen voestalpine um 10,83 Prozent auf 26,60 Euro. OMV legten 6,82 Prozent auf 26,00 Euro zu. Telekom Austria gewannen 6,43 Prozent auf 9,76 Euro. Zweistellige Pluszeichen sahen auch Immofinanz (plus 10,34 Prozent auf 2,88 Euro) sowie am Tag vor Vorlage ihrer Quartalszahlen Intercell (plus 10,61 Prozent auf 18,25 Euro).

ATX +210,37 % / DAX +302,82 % / FT-SE-100 +264,40 % / CAC-40 +327,70 % / SPI +233,13 / FTSE MIB +2.125,03 % / IBEX-35 +1.305,80 % / AEX +22,89 % / BEL-20 +215,17 % / SX Gesamt +18,72 % / Euro-Stoxx-50 +258,71 %

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Die Wiener Börse hat am Montag mit massiven Kursgewinnen geschlossen. Schon zur Eröffnung hatte der Markt in Reaktion auf das Nothilfepaket von EU und IWF kräftig zugelegt und konnte sein Plus im Verlauf weiter ausbauen. Auch an anderen Börsen in Europa ging es rasant nach oben. Der Wiener Aktienindex ATX stieg gegenüber dem Freitag-Schluss (2.311,77) um 210,37 Punkte oder 9,10 % auf 2.522,14 Zähler.

Der ATX verbuchte damit den größten Prozentgewinn seit November 2008 und den viertgrößten Gewinn seiner Geschichte. Nur im Herbst 2008 konnte der ATX im Zuge der Turbulenzen der Finanzkrise an drei Tagen noch stärker zulegen. Gegenüber Ultimo 2009 liegt der ATX per heute 26,58 Punkte oder 1,07 % im Plus. Der ATX Prime schloss mit einem Plus von 8,86 % oder 98,26 Punkten bei 1.206,82 Einheiten.

Entspannung dank Nothilfepaket

Die Euro-Staaten haben mit ihrem beispiellosen Nothilfepaket zumindest kurzfristig die angestrebte Entspannung an den Finanzmärkten geschafft und den Euro stabilisiert. Die Gemeinschaftswährung legte unmittelbar nach Bekanntwerden des Kredithilfepakets für Schuldennotfälle im Euro-Raum von insgesamt 750 Mrd. Euro um mehr als zwei Euro-Cent zu und notierte am Montag in Europa bei knapp 1,30 Dollar. Auch die Aktienbörsen, die am vergangenen Freitag massiv eingebrochen waren, schnellten nach oben. In Frankfurt lag das Plus bis zu Mittag bei fast fünf Prozent. Die Bundesregierung erklärte, die Märkte hätten wohl das Signal verstanden. Einige Experten und Politiker befürchten aber, der Währungsraum werde nun zu einer "Haftungsgemeinschaft" zulasten Deutschlands, und die Unabhängigkeit der EZB gerate in Gefahr.

"Wir schützen das Geld der Menschen"

"Dieses Paket dient der Stärkung und dem Schutz unserer gemeinsamen Währung", verteidigte Kanzlerin Angela Merkel die Beschlüsse. Sie unterstrich: "Wir schützen das Geld der Menschen in Deutschland." Die einmalige Krisenreaktion sei nötig geworden wegen eines Angriffs der Spekulanten auf den Euro und den gesamten Währungsraum. Wie Vizekanzler Guido Westerwelle sprach sie von einem starken Signal an die Märkte, dass die Euro-Länder willens, bereit und in der Lage sind, Angriffe gegen ihre Währung zurückzuschlagen. Zugleich plädierten sie für scharfe Finanzmarktregulierung und die Bekämpfung der Spekulation.

Nach einem Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs am Freitag hatte sich die EU-Finanzminister in der Nacht zum Montag kurz vor Öffnung der fernöstlichen Finanzmärkte auf ein Hilfsprogramm geeinigt, um damit Bedrohungen für Euro-Länder und den Währungsraum insgesamt abzuwehren. Nach heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten ging es darum, "ein Auseinanderbrechen des Euro zu verhindern", den drohenden Kollaps der Euro-Zone mit allen erdenklichen Mitteln zu vermeiden, wie es der deutsche Regierungssprecher Ulrich Wilhelm beschrieb. IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn nannte das Programm wohl ausreichend, um die Märkte zu beruhigen.

440 Mrd. Euro von Euro-Mitgliedern

Vereinbart wurden Notkredite für überschuldete Länder aus einem bestehenden EU-Topf von 60 Mrd. Euro, neu über den Kapitalmarkt finanzierte Kredithilfen unter Verbürgung durch Euro-Mitglieder von 440 Mrd. Euro und IWF-Gelder von rund 250 Mrd. Euro. Unabhängig davon beschloss die Europäische Zentralbank, zur Stabilisierung Staatsanleihen von Problemländern anzukaufen.

Wenn auch auf Deutschland zunächst keine konkrete Hilfszahlungen für weitere Schuldennotfälle aus dem Paket nach Griechenland folgen, so wird sich das größte Euro-Land doch auf die Übernahme erheblicher Risiken einstellen müssen. Der rechnerische Bürgschaftsanteil an dem Teil-Programm von 440 Mrd. Euro liegt auf Basis der deutschen EZB-Quote allein schon bei gut 123 Mrd. Euro. Da aber, wie Wilhelm sagte, Euro-Partner, die derzeit selbst mit massiven Problemen kämpfen, nicht herangezogen werden, könnte der deutsche Risikoanteil noch höher ausfallen. Ob letztlich Gelder fällig werden, hängt davon ab, wie das Programm ausgeschöpft wird und ob die Kredite von den Nehmerländer dann zurückgezahlt werden.

Ein Teil des Programms, die 60 Mrd. Kreditmittel aus bestehenden EU-Mitteln, kann nach Wilhelms Worten schon ganz kurzfristig bei Bedarf abgerufen werden. Für die Verbürgung des größeren Hilfeteil von 440 Mrd. Euro muss aber ein Gesetz verabschiedet werden, über das das Kabinett bereits am Dienstag auf einer Sondersitzung befinden soll. Eines Eilverfahrens wie bei der Griechenland-Hilfe bedarf es aber nach Regierungsangaben nicht. Kredite aus den neuen Programmen sollen nur unter schärfsten Sparauflagen ausgegeben werden. Zudem vereinbarten die Euro-Länder, ihre Konsolidierungsanstrengungen generell noch einmal zu verstärken. Portugal und Spanien wollen bereits bis nächste Woche zusätzliche Sparvorschläge vorlegen.

Kritiker bemängelten aber, die Hilfebeschlüsse bedeuteten den Einstieg in eine "Transfer-Union", in einen umfassenden Beistandsmechanismus für Notlagen einzelner Länder auf Kosten der Gemeinschaft. Der FDP-Finanzpolitiker Frank Schäffler schrieb an seine Fraktionskollegen, die Beschlüsse verstießen gegen die europäischen Verträge und schafften eine Transfer-Union sowie Inflationsgefahren. Eine Gruppe von Euro-Skeptikern kündigte bereits an, wie schon im Falle Griechenland, erneut eine Klage beim deutschen Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zu erwägen.

ZUM NACHLESEN auf der nächsten Seite: Was sich Europa hat einfallen lassen, um die gemeinsame Währung zu stabilisieren.

Die EU und der IWF haben in einer bisher beispiellosen Aktion einen 750 Mrd. Euro schweren Rettungsschirm für strauchelnde Euro-Länder beschlossen, um die Gemeinschaftswährung vor Spekulationsangriffen auf den Finanzmärkten zu schützen. Wie die spanische Finanzministerin und EU-Ratsvorsitzende Elena Salgado in der Nacht auf Montag mitteilte, gibt es 60 Mrd. Euro, die von EU und IWF gemeinsam aktiviert werden können, dazu 440 Mrd. Euro von den Mitgliedstaaten der Eurozone.

Der IWF selbst kann diese Summe noch um die Hälfte bis maximal 250 Mrd. Euro ergänzen. Zunächst hatte Salgado den IWF-Anteil nur mit 220 Mrd. Euro angegeben. Der IWF legt aber auch bei der EU-Gemeinschaftshilfe von 60 Mrd. Euro noch einmal die Hälfte drauf. Dies ergibt eine Gesamtsumme von 750 Mrd. Euro zur Unterstützung der schuldengeplagten Euro-Länder. Es habe die ganze Zeit informelle Gespräche mit IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn gegeben, sagte Finanzminister Josef Pröll.

Österreich haftet für bis zu 13 Mrd. Euro

Die bilateralen Hilfen in Höhe von 440 Mrd. Euro würden durch Garantien der Euro-Länder aufgebracht, was bis zuletzt "heftig umstritten" gewesen sei, sagte Pröll. Für Österreich ergibt dies einen Haftungsrahmen von 12 bis 13 Mrd. Euro.

Deutschland hatte ursprünglich auf Krediten der Euro-Länder bestanden, sei aber letztlich bereit gewesen ein "Spezialvehikel" zu schaffen. Ihm sei wichtig gewesen, dass nicht Geld flüssig gemacht werde zusätzlich zur Griechenland-Hilfe, sagte Pröll.

Es gibt auch von der EZB "entsprechende Vorschläge, wie es weitergehen kann", so Pröll. Die EZB sei unabhängig, ihr sei aber offensichtlich klar, "dass in diesem Kontext Akzente gesetzt werden müssen." Tatsächlich kündigte die EZB unmittelbar nach der Einigung der Finanzminister an, durch den Kauf privater und staatlicher Anleihen stabilisierend auf den Markt eingreifen zu wollen, um angesichts "dysfunktionaler Marktsegmente" für Liquidität zu sorgen.

EZB will "giftige" Anleihen ankaufen

Laut EU-Währungskommissar Olli Rehn plant die EZB "sehr bedeutsame Operationen" zur Stabilisierung des Euro. In der Griechenland-Krise hatte sich die EZB entsprechenden Aufrufen noch verweigert.

Durch die Teilnahme Deutschlands sei der gesamte Haftungsschirm dramatisch aufgewertet, deshalb habe er ein angedachtes Mischmodell aus Krediten und Haftungen abgelehnt, sagte Pröll. Ansonsten hätten die restlichen Länder eine wesentliche Verschlechterung ihrer Bonität im Haftungsschirm gehabt.

Pröll sprach von einem "klaren Signal der EU und der Euro-Gruppe in der Frage der Stabilisierung unserer Währung" sowie auch der ökonomischen Perspektive der EU. Spanien und Portugal, die wegen ihrer Schuldenprobleme zuletzt Spekulationsangriffen ausgesetzt waren, hätten sich verpflichtet, bis zur nächsten Sitzung der EU-Finanzminister am 18. Mai zusätzliche "bedeutende Konsolidierungsmaßnahmen" für 2011 und 2012 zu präsentieren, sagte Pröll. Diesen seien nicht quantifiziert worden, auch seien keine detaillierten Maßnahmen zur Regulierung beschlossen worden. "Portugal und Spanien stehen nicht an, akut unter die Arme gegriffen zu werden", betonte Pröll.

Die spanische Ratsvorsitzende Elena Salgado erklärte nach der elfstündigen Sitzung der EU-Finanzminister, Ziel sei es gewesen, einen Stabilisierungsmechanismus für die Eurozone zu schaffen. Der Mechanismus werde im Bedarfsfall durch EU und IWF gemeinsam aktiviert.

Rechtsgrundlage ist Artikel 122 Absatz 2 des EU-Vertrags. Dieser sehe eine finanzielle Unterstützung der Mitgliedstaaten vor, die aufgrund außergewöhnlicher Umstände Schwierigkeiten bekommen. "Und wir gehen davon aus, dass wir es jetzt mit außergewöhnlichen Umständen zu tun haben".

Task Force diskutiert Europäischen Währungsfonds

Die Union wird auch bei ihren Plänen zur Schaffung eines Europäischen Währungsfonds (EWF) aufs Tempo drücken. Die dazu von Ratspräsident Herman Van Rompuy einberufene Taskforce wird im Lichte der außergewöhnlichen Ereignisse bereits am Mittwoch tagen und nicht erst am 21. Mai.

Die Finanzminister sprachen sich laut Salgado auch für schnelle Fortschritte bei der Regulierung der Finanzsysteme und der Aufsicht, insbesondere des Derivatenmarktes, aus. Die spanische Sozialistin forderte auch die Prüfung einer Finanztransaktionssteuer, wie sie von Österreich schon seit längerem gefordert wird.

Die Einigung, die die Finanzminister unbedingt noch vor Börsenauftakt im Fernen Osten verkünden wollten, verfehlte ihre Wirkung nicht. An der Börse in Tokio stieg der Euro am Montag in der Früh (Ortszeit) über die Marke von 1,29 Dollar, nachdem er am Freitag in New York noch bei 1,2755 Dollar gelegen hatte.

Internationale Pressestimmen:

Neue Zürcher Zeitung: "Was nun geschieht, bricht eine Reihe von Tabus. Ähnlich wie am Höhepunkt der Bankenkrise sind die Euro- und EU-Staaten bereit, ordnungspolitische Bedenken zurückzustellen und mit einem Notplan Schlimmeres zu verhindern."

Le Figaro: "Die bisher unvorstellbare Schaffung von Interventionsmechanismen und gemeinschaftlicher Garantien bedeutet eine genossenschaftliche Aufteilung finanzieller Risiken. Dies ist das entscheidende Signal an die Finanzmärkte, um die Spekulation oder auch die Panik der letzten Tage einzudämmen. Diese aus der Krise geborene neue Finanz-Solidarität wird im Gegenzug eine Wirtschaftsregierung erfordern. Dies wird den Einfluss der großen Länder, von Frankreich, aber besonders von Deutschland, verstärken."

De Standaard: "Griechenland hat Murks gebaut. Die Spekulanten sind gottlos. Deutschland ist zu streng und zu gierig. Die Ratingagenturen sind teuflisch. Alles wahr. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass die Entgleisung absehbar und im Entwurf der Union vorbestimmt war. Nun ist es soweit. Der einzig richtige Weg ist der nach vorn. Jeder kleine Schritt rückwärts kann für Europa katastrophale Folgen haben. Das nationale Interesse, sowohl der gesunden als auch der kranken Länder, ist mit dem gesamteuropäischen verbunden. Ohne Europa keine Rettung. Aber es genügt nicht, immer mehr Geld ins internationale Börsencasino zu stecken. Europa muss stärker Widerstand leisten."

Marktanalysten zum EU-Schutzschirm

Die EU-Finanzminister haben am Wochenende einen Schutzschirm für hochverschuldete Länder beschlossen. Zudem zeigte sich die EZB erstmals bereit Staatsanleihen zu kaufen. Marktanalysten äußersten sich dazu in ersten Reaktionen wie folgt:

Heino Ruland, Analyst von Ruland Research: "Dies ist der Beginn einer 'Umverteilung-von-Einkommen'-Gesellschaft, welche erfolgreiche Volkswirtschaften der Region schwächt und die Volkswirtschaften stützt, die nicht in einer Position sind, die Konsequenzen aus dem Beitritt zur Europäischen Währungsunion zu tragen. Das wird das Wachstum in der gesamten Region auf längere Sicht schwächen, insbesondere weil die Interessen von nüchtern handelnden Wirtschaften wie Österreich, Belgien, Finnland, den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland bei der Auflegung des EU-Hilfspaketes ignoriert wurden. Auf sehr kurze Sicht wird es helfen, die Risikoaufschläge gegenüber Bundesanleihen zu senken bei den Volkswirtschaften, die in den vergangenen Wochen und Monaten schlimm gelitten hatten. Die kurzfristigen Wirkungen wurden bereits sichtbar im asiatischen Handel."

Masafumi Yamamoto, Devisenstratege von Barclays Capital: "Das sieht nach Notlösungen aus zur Behandlung von Symptomen. Das ist nicht die Art von Maßnahmen, mit denen die Probleme an der Wurzel gepackt werden."

James Nixon, Analyst von Societe Generale: "Die überraschendste Entwicklung ist die Ankündigung, dass die EZB in den privaten und öffentlichen Kreditmarkt eingreifen wird, aber jede Intervention sterilisieren will. Das stoppt kurz vor dem Quantitative Easing und sieht eher danach aus, als ziele es auf den Kauf von Anleihen aus Peripherie-Staaten, wenn die EZB entscheidet, dass die Rendite zu hoch ist."

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