Zynga

"FarmVille"-Firma vor Börsengang

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Erfolg des US-Internetkonzerns am Freitag stark an soziale Netzwerke gebunden.

Sie sind aufeinander angewiesen. Ohne Facebook wäre Zynga gar nicht in der Lage, am Freitag den größten Börsengang eines US-Internetkonzerns seit Google anzupeilen. Der Erfolg des einen ist maßgeblich an den des anderen geknüpft. Facebook ist der Star unter den sozialen Netzwerken. Zynga nutzt die Plattform erfolgreicher als alle Konkurrenten, um Kunden für seine Spiele zu gewinnen. Bald wird Zynga dem großen Bruder einen Schritt voraus sein. Das US-Unternehmen wagt deutlich eher den Gang aufs Parkett und fühlt damit auch für Facebook vor. Der größte Börsengang der jüngeren Geschichte an der Wall Street soll im kommenden Jahr stattfinden.

10 Mrd. Dollar
Wie stark Facebook dies vorantreibt, wird auch davon abhängen, wie sich Zynga nun bewährt. Der Marktführer bei den Social Games mit monatlich 260 Millionen aktiven Nutzern peilt Kreisen zufolge bei seinem Nasdaq-Debüt eine Bewertung von 10 Mrd. Dollar (7,6 Mrd. Euro) an. Dass die Früchte hoch hängen, zeigte der Handelsstart des asiatischen Wettbewerbers Nexon an der Tokioter Börse, der nicht so rund ablief wie erhofft.

Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland wird der Milliarden-IPO mit Argusaugen verfolgt. Die dominierenden Online-Spieleanbieter Wooga und Bigpoint erhoffen sich von Zynga Hinweise darauf, ob sie selbst einen IPO erfolgreich auf die Beine stellen könnten. "Wir drücken Zynga die Daumen, dass sich diese hohe Bewertung als nachhaltig erweist", sagt Bigpoint-Chef Heiko Hubertz. Es sei auch ein Test für den gesamten Spiele-Markt. Zynga müsse sich von Facebook lösen und stärker auf andere Plattformen setzen.

Eine Emission hat auch Bigpoint - bekannt für Spiele wie "Seafight" und "Battlestar Galactica" - im Blick. Die Option eines Börsengangs sei charmant, verrät der Manager. Doch zuvor müsse Bigpoint weiter wachsen. Großes Ziel des Hamburger Unternehmens ist es, neben der Vermarktung eigener Spiele verstärkt auch als Online-Distributor zu agieren und mit dem Know-How durch die Präsenz in einzelnen Ländern zu punkten. Sich breiter aufzustellen, ist das Motto. Bisher verdient Bigpoint vor allem mit Browser-Spielen - also Spielen, die über die bekannten Webbrowser wie den Internet Explorer von Microsoft oder Apples Safari laufen.

Wie Zynga würde es auch Wooga ohne Facebook wohl nicht geben. Das noch sehr junge Berliner Unternehmen ist derzeit hinter Zynga und der etablierten Electronic Arts mit Spielen wie "Monster Land" und "Brain Buddies" erfolgreichster Anbieter von Social Games auf Facebook. Unter den Großen ist Wooga nach der Emission von Zynga einziger Vertreter, der nicht an der Börse gelistet ist. Unter Zugzwang sieht sich der Konzern deswegen noch lange nicht. Man beobachte den Börsengang mit Interesse, sagt Wooga-Chef Jens Begemann. Wooga sei erst etwas mehr als zwei Jahre am Markt und konzentriere sich somit zuvorderst auf das Unternehmenswachstum.

Um sich auf breitere Füße zu stellen, strebt Wooga stärker ins Geschäft mit Spielen für mobile Geräte. Jüngst brachte der Konzern das populäre "Diamond Dash" als iOS-Version für die iPhones und iPads von Apple heraus. Die Markteinführung in 120 Ländern sei gut angelaufen, sagt eine Firmensprecherin. Zurzeit würden täglich 250.000 Downloads verzeichnet. Das Spiel wird kostenlos angeboten. Geld kommt erst in die Kassen, wenn sich Spieler mit virtuellen Gütern ausrüsten. Beim Spiel "Monster World" sind das beispielsweise die beliebten Zauberstäbe.

Um sich von den Facebook-Fesseln freizumachen, engagiert sich auch Branchenprimus Zynga immer stärker im Mobile-Gaming. Der Erfolg scheint dem Unternehmen recht zu geben. Täglich nutzen 13 Millionen Spieler weltweit auf ihren Handys und Tablets die Zynga-Angebote. Das sind fast zwei Millionen mehr als noch im Oktober. Doch auch diese Wachstumraten können nicht vertuschen, dass 95 Prozent des Umsatzes mit Spielen auf Facebook erwirtschaftet wird. Und Facebook verdient bei den Zynga-Erlösen kräftig mit, schließlich muss der Spiele-Anbieter 30 Prozent der Einnahmen an den bekannten Wirt abtreten. Schon allein das dürfte Facebook neben den Werbeeinnahmen für den IPO optimistisch stimmen.

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