Regierung wollte durch die harten Maßnahmen deutlicheren Rückgang erzielen.
Wien. In Wien wurden am Samstag 371 Neuinfektionen verzeichnet, das sind jetzt die meisten im Bundesländervergleich. In Niederösterreich gab es 298 neue Corona-Fälle, in Oberösterreich waren es 265, in der Steiermark 228, in Tirol 162, in Salzburg 151, in Kärnten 127, in Vorarlberg 78 und im Burgenland 43. In den vergangenen 24 Stunden verstarben erneut 66 Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert waren.
- Tote. Die 7.000er-Schallmauer ist damit überschritten worden. 7.053 Corona-Infizierte sind bisher mit oder durch Corona verstorben.
- Intensivpatienten. Etwas entspannt hat sich derzeit zumindest die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen. 352 waren es am Samstag. Gesundheitsminister Rudi Anschober hatte unter 200 Intensivpatienten als Ziel genannt. Zum Vergleich: Am Ende des Sommers waren es knapp 50. 2.010 Personen sind hospitalisiert, das sind minus 1,6 Prozent im Vergleich zum Vortag.
Nur 700 Neuinfektionen pro Tag wäre guter Wert
- Zielwert. Für ein Aufmachen sei die Neuinfektionszahl viel zu hoch, argumentiert MedUni-Wien-Vizerektor Oswald Wagner. Er sitzt im Beraterteam des Bundeskanzlers. Ideal wären rund 700 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Zufriedenstellend wäre auch ein längerfristiger Wert knapp unter 1.000, heißt es.
- Briten-Mutation. Zu den Neuinfektionen kommt noch der alarmierend hohe Anteil der Briten-Mutationen in den Teststraßen in Wien. Sie sorgen zusätzlich für Alarm-Stimmung. Bei der britischen Mutation ist die Infektiosität um den Faktor 0,5 erhöht.
Idealwert: 7-Tages-Inzidenz deutlich unter 50
- Inzidenz. Die Sieben-Tages-Inzidenz hat sich zuletzt zwischen 130 und 150 eingependelt. Alle Experten sind sich aber darüber einig, dass auch diese Werte in den kommenden Wochen nach unten gedrückt werden müssen: Eine 7-Tages-Inzidenz „deutlich unter 50“ muss erzielt werden, wird gefordert. Für Statistiker wie Erich Neuwirth wäre ein Wert von 25 eine „schöne Zielvorstellung“.
(wek)
MedUni-Vizerektor Wagner: »Brauchen eine letzte Kraftanstrengung«
ÖSTERREICH: Sie warnen vor Öffnungsschritten. Wie ernst ist die Situation?
Oswald Wagner: Beim ersten Lockdown gingen die Infektionszahlen noch stark zurück, das ist diesmal nicht der Fall. Entweder halten sich also die Menschen nicht mehr an den Lockdown, oder die britische Variante, die ja viel ansteckender ist, zirkuliert schon stark und beeinflusst die Zahlen.
ÖSTERREICH: Also kein Aufsperren?
Wagner: Die Rate der Neuinfektionen ist für ein Aufmachen aus unserer Sicht viel zu hoch.
ÖSTERREICH: Sie haben selbst gesagt, die Menschen würden sich nicht mehr an die Maßnahmen halten. Was kann man in dieser Situation machen?
Wagner: Ich glaube, dass man den Menschen sagen kann, mit einer großen Kraftanstrengung kommen wir aus dieser Situation heraus. Wenn es uns gelingt, mit einem konsequenten Lockdown in zwei bis drei Wochen beispielsweise die 7-Tages-Inzidenz auf deutlich unter 50 zu senken.
ÖSTERREICH: Wann könnte man wieder aufsperren?
Wagner: Wenn ich abnehme, sage ich ja auch nicht, ich nehme zwei Wochen ab, sondern ich will ein Ziel erreichen. Und wenn das geschafft ist, könnte es gewisse Lockerungen geben, aber nur mit einer strikten FFP2-Maskenpflicht. Dann könnten wir ohne einen weiteren Lockdown durchkommen, bis Impfungen greifen.
(gü)