Coronavirus

So feiern wir in Zeiten der Quarantäne Ostern

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Die Virus-Krise stellt die christliche Welt an ihrem wichtigsten Fest vor ganz besondere Herausforderungen.

Hunderttausende Menschen pilgern üblicherweise zu Beginn der Kar­woche nach Rom, um gemeinsam mit dem Papst das höchste christliche Fest zu begehen. Dieses Jahr aber ist alles anders. Die Virus-Krise zwingt die Gläubigen, zu Hause zu bleiben. Papst Franziskus wird zwar sämtliche Messen am Altar des Petersdoms ze­lebrieren, aber gänzlich ohne Publikum. Dazu entfallen wichtige Zeremonien, wie der Kreuzweg beim Kolosseum am Karfreitag und natürlich auch die weltberühmte Ostermesse auf dem Petersplatz.

Polizeikontrolle zu Hause

Auch im privaten Bereich sorgen die Quarantänemaßnahmen für Einschnitte. Große Familienfeierlichkeiten dürfen nicht stattfinden. Ein Erlass des Sozialministeriums sieht vor, dass Treffen in einem geschlossenen Raum, an denen mehr als fünf Personen teilnehmen, die nicht im selben Haushalt leben, untersagt sind. Die Polizei ist berechtigt, Nachschau zu halten. Allerdings ist derzeit noch nicht ganz klar, ob dies auch umsetzbar ist. Das Ministerium gab zu Verwirrung gestiftet zu haben und verspricht am Montag eine Klarstellung zu veröffentlichen.

Kanzler Kurz appelliert

Sebastian Kurz appelliert im Gespräch mit ÖSTERREICH an die Disziplin der Österreicher: „Ich weiß, dass es schwerfällt, gerade zu Ostern. Aber es ist ganz entscheidend, dass es keine Familienfeiern zu Ostern gibt, dass Eltern und Großeltern nicht besucht werden.“ Er selbst geht diesbezüglich mit gutem Beispiel voran: „Ich werde meine Eltern oder Freunde nicht treffen, denn ich will sie nicht gefährden.“

Kritik der SPÖ

Dieser Oster-Erlass stößt aber auf heftige Kritik. SPÖ-Geschäftsführer Christian Deutsch nannte es „völlig inakzeptabel“, dass als Dank für „die bisherige Kooperationsbereitschaft der Bevölkerung Gesundheitsminister Anschober per Erlass der Polizei Zutritt zum Schnüffeln in Privathaushalten gewährt“.

Ostergeschenke kaufen: Online und im Supermarkt

Auch bei Supermärkten gibt es Einschränkungen. Waren, die nicht ursächlich mit Nahrung zu tun haben, also Spielzeug, Fahrräder und Ähnliches, werden nur noch bis einschließlich Karfreitag verkauft. Am Karsamstag gibt es nur noch Zwiebel, Milch und Eier. Diese Einschränkung erlegten sich die Supermarktketten in Österreich freiwillig auf, um einen Streit mit Fachhandelsverbänden zu befrieden.

Toni Faber
© TZOe Bruna
Toni Faber predigt in Karwoche in leerem Stephansdom.

Dompfarrer Toni Faber: "Es ist ein beklemmendes Gefühl"

ÖSTERREICH: Dieses Ostern wird heuer gravierend anders. Was bedeutet das für Sie?

Toni Faber: Die Karwoche wird heuer unter besonderen Umständen gefeiert, wir werden im Dom nur zu fünft feiern. Es ist ein beklemmendes Gefühl, allein in der Kirche Messen abzuhalten.

ÖSTERREICH: Ostern ist ein Fest der Familie. Auch hier wird es viele Einschränkungen geben.

Faber: Das wird besonders hart für die Familien, sich nicht zu treffen zu Ostern, gemeinsam zu feiern und Ostereier zu suchen, Osterschinken zu essen und sich beste Wünsche auszurichten. Besonders für unsere Alten in den Alten- und Pflegeheimen, die Erkrankten in den Spitälern, die nicht persönlich besucht werden können – für sie und ihre Angehörigen ist es ganz besonders bitter.

ÖSTERREICH: Welche gesellschaftlichen Veränderungen wird die Krise bringen?

Faber: Ich bete dafür, dass wir mehr Dankbarkeit für einander haben. Vor allem für jene, die die kleinen Aufgaben, die jetzt ganz große geworden sind, verrichten – in den Supermärkten, im Pflegebereich, in der Aufrecht­erhaltung der öffentlichen Dienste. Ich wünsche mir, dass wir gegenüber diesen Menschen die Wertschätzung behalten.

ÖSTERREICH: Wenn schon die Kirchen geschlossen sind: Wie können Gläubige ihr Osterfest im Sinne der Liturgie gestalten?

Faber: Dazu gibt es viele Tipps auf unserer Website www.netzwerk-gottesdienst.at. Man kann sich zu Hause eine kleine Hauskirche aufbauen, liturgische Texte mitlesen und sich seine Palmzweige selbst segnen.(zac)

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