Heimische Bürger stehen Chip im Gehirn, Robo-Prothesen, etc. überraschend offen gegenüber.
Ob Beinprothese oder Chip im Gehirn - die Einsatzgebiete von Human-Augmentation (HA)-Technologie sind breit gefächert. Eine aktuelle Studie der Sicherheitsfirma Kaspersky zur Einstellung der Bevölkerung in sieben europäischen Ländern, bei der auch 500 Verbraucher in Österreich befragt wurden, zeigt: Die Akzeptanz von Exoskeletten, Prothesen und Chips im Körper ist hoch. So würde fast jeder zweite Befragte in Österreich (49 Prozent) einen augmentierten Menschen daten. Auch am Arbeitsplatz (29 Prozent) hätten die Befragten nichts gegen einen modifizierten Kollegen einzuwenden. Mit der aktuellen Befragung schreibt Kaspersky seine internationale Studie aus dem Jahr 2020 fort ( wir berichteten ).
Hier ist die Akzeptanz am höchsten
Die Akzeptanz von HA scheint dann zu steigen, wenn ein Mensch aus medizinischen Gründen augmentiert ist - insbesondere bei Arm- und Beinprothesen. Jeder zweite Befragte (52 Prozent) hatte zudem laut Eigenaussage auch schon Kontakt mit einer augmentierten Person.
Tendenziell lässt sich feststellen: Männer und jüngere Befragte akzeptieren Human Augmentation in ihrem unmittelbaren Umfeld eher als Frauen oder Ältere. Erfolgt eine Augmentation aus medizinischen Gründen, wird das weniger skeptisch gesehen, als wenn sie auf einer nicht notwendigen, freiwilligen Entscheidung basiert. Außerdem zeigt sich der Süden Europas, speziell die Iberische Halbinsel aufgeschlossener als der Norden. Die österreichischen Zahlen entsprechen fast immer in etwa dem europäischen Durchschnitt.
Was in Österreich Befragte von HA halten
Bei der allgemeinen Akzeptanz sieht die Sache wie folgt aus: Fast die Hälfte (47 Prozent) der Befragten in Österreich sagt, jede Person solle frei darüber entscheiden können, ob sie ihren Körper zum Beispiel mit RFID-Chips technologisch erweitern möchte oder nicht. Eine Human Augmentation ohne medizinische Indikation empfinden 26 Prozent als mutig (Männer: 29 Prozent, Frauen: 22 Prozent) - 17 Prozent halten diese für "merkwürdig". Grundsätzlich geben 35 Prozent der Befragten an, augmentierte Personen schon immer akzeptiert zu haben.
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Konsequenzen von Human Augmentation für unsere zukünftige Gesellschaft: 19 Prozent der Befragten befürchten die Verstärkung sozialer Unterschiede, weitere 20 Prozent sehen sogar neue Konflikte am Horizont. Ein zukünftiges Zusammenleben augmentierter und nicht augmentierter Personen empfinden 11 Prozent als aufregend, 15 Prozent sind jedoch besorgt darüber und 9 Prozent haben sogar eine gewisse Angst davor. Eine optimistische Einschätzung zeigen 33 Prozent, mit signifikanten Unterschieden zwischen den verschiedenen Altersgruppen (25- bis 34-Jährige: 46 Prozent, 55- bis 64-Jährige: 19 Prozent).
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Human Augmentation am Arbeitsplatz: 29 Prozent würden laut Studie die Zusammenarbeit mit einem augmentierten Kollegen begrüßen, während 14 Prozent dies sie als unfair ablehnen, denn sie haben das Gefühl, dass dadurch ein unfairer Vorteil entstünde. Besonders groß ist die Akzeptanz mit 50 Prozent bei den 25- bis 34-Jährigen, besonders gering bei den Befragten ab 55 Jahren (16 Prozent). Ein gespaltenes Bild ergibt sich auch bei der Frage, ob immer mehr augmentierte Menschen eine stärkere Repräsentanz auf Regierungsebene brauchen. 29 Prozent alle Befragten in Österreich sagen ja, 36 Prozent nein.
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Augmentation in der Familie: Wären der Partner oder ein enges Familienmitglied in irgendeiner Form augmentiert, würden sich 38 Prozent damit nicht wohl fühlen. Generell ist die Akzeptanz von Bein- (31 Prozent) und Armprothesen (32 Prozent) sowie gechipten Fingern (26 Prozent) am höchsten, während Exoskelette (16 Prozent) und eine bionische Gehirnoptimierung (14 Prozent) am wenigsten Anklang finden.
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Akzeptanz augmentierter Freunde: Eine Human Augmentation von Bekannten und Freunden ohne medizinische Notwendigkeit würden 27 Prozent der Befragten in Österreich vorbehaltlos mittragen (25- bis 34-Jährige: 38 Prozent), während 19 Prozent strikt dagegen sind (55- bis 64-Jährige: 31 Prozent). Für 43 Prozent hängt die Unterstützung von der Art des geplanten Eingriffs ab.
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Würden die Österreicher eine augmentierte Person daten? 49 Prozent hätten keine Probleme damit, eine augmentierte Person zu daten (Männer: 51 Prozent, Frauen: 48 Prozent) und weitere fünf Prozent haben bereits einschlägige Erfahrungen gemacht. Generell hatten 52 Prozent schon einmal Kontakt zu Personen mit Human Augmentation (Männer: 55 Prozent, Frauen: 47 Prozent).
Fazit und Forderung
"Einerseits stößt Human Augmentation in Europa bereits auf breite Unterstützung und großes Interesse", konstatiert Marco Preuß, Leiter des europäischen Forschungs- und Analyse-Teams bei Kaspersky. "Andererseits gibt es verständlicherweise noch Bedenken bezüglich möglicher Folgen von Human Augmentation für unsere Gesellschaft. Regierungen, hochrangige Wirtschaftsvertreter und bereits augmentierte Personen sollten daher zusammenkommen, um gemeinsam die Zukunft von Human Augmentation zu gestalten. Nur so können wir sicherstellen, dass sich diese spannende Branche in einer regulierten und sicheren Form weiterentwickelt."
Hannes Sjöblad, Managing Director und Mitbegründer von DSruptive Subdermals, ergänzt, dass Human-Augmentation-Technologie nicht als High-End-Hightech-Lösung für wenige und privilegierte Menschen angesehen werden sollte. "Sie muss erschwinglich und für alle zugänglich sein - jeder sollte in der Lage sein, die Vorteile von Augmentation nutzen können."