Run auf Apple-Handys Wegen Lira-Absturz

iPhones als Geldanlage: Türken kaufen Apple-Shops leer

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Türkische Währung um 40% abgestürzt - Run auf Smartphones derart groß, dass der US-Konzern den Verkauf stoppen musste.

Dass  iPhones  im Vergleich zu Android-Smartphones deutlich weniger schnell an Wert verlieren, ist hinlänglich bekannt. Diese Eigenschaft sorgt nun in der Türkei für einen regelrechten Ansturm auf die  Apple -Smartphones. Durch den Absturz der türkischen Währung sind iPhones in dem Land derzeit begehrt wie nie. Die Nachfrage ist derart hoch, dass Apple den Verkauf einiger Produkte über seine türkische Website zeitweise gestoppt hat. "Derzeit nicht verfügbar", hieß es auf der Internetseite am Mittwoch, einen Tag nach dem rasanten Absturz der Lira auf ein neues Rekordtief.

iPhones als Wertanlage

Seit Jahresanfang hat die Lira mehr als 40 Prozent an Wert verloren. Dagegen wirkt selbst die ebenfalls vergleichsweise hohe Inflation im Euro-Raum harmlos. Alleine seit Beginn der vergangenen Woche beläuft sich der Kursverlust der Lira auf fast ein Viertel. "Die Menschen strömen in unsere Läden", sagte ein Mitarbeiter eines Apple Stores in Istanbul. Sie sähen iPhones und andere Elektronikprodukte als ein Wertaufbewahrungsmittel und weniger als einen Gebrauchsgegenstand. "Die Leute wissen, dass sie die Sachen ein Jahr später für mehr verkaufen können, als sie bezahlt haben." Ein Sprecher von Apple in der Türkei war zunächst nicht erreichbar für einen Kommentar.

iPhones als Geldanlage: Türken kaufen Apple-Shops leer
© www.apple.com/tr/iphone/
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Das iPhone 13 Pro gibt es in der Türkei ab 15.999 Lira, für das iPhone 13 mini werden mindestens 10.999 Lira fällig.
 

Vergleichsweise günstig

Smartphones, Computer und Kosmetika oder andere importierte Waren kosten in der Türkei wegen des Lira-Absturzes derzeit deutlich weniger als etwa in den USA. Hinzu kommt eine Inflation von rund 20 Prozent. Viele Türken gehen davon aus, dass der Preisanstieg weitergeht.

Ein Dollar kostet derzeit mit rund 13 Lira so viel wie noch nie. Zuletzt verlor die türkische Währung 2018 so rasant an Wert - damals war eine schwere Wirtschaftskrise die Folge. Die Notenbank des Landes hatte den Leitzins vergangene Woche auf 15 Prozent abgesenkt, auch auf Druck des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der erklärter Gegner von Zinserhöhungen ist. Zentralbanken in anderen Ländern machen genau das Gegenteil: Um der steigenden Inflation Einhalt zu gebieten, erhöhen sie die Zinsen oder bereiten Zinsanhebungen vor.

Zinssenkungen seien "rücksichtslos" 

Ökonomen in der Türkei kritisieren die Zinssenkungen massiv und bezeichnen sie als "rücksichtslos". Unternehmen warnen vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch den Lira-Verfall. "Wenn die Zentralbank nicht bald einschreitet, kann das Finanzsystem dem nicht mehr standhalten", warnte der frühere Chefvolkswirt der Notenbank, Hakan Kara, auf Twitter. Die Inflation könne bei den aktuellen Wechselkursen in den kommenden Monaten auf mehr als 30 Prozent steigen.
 

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