Zucker ist Gift für die Zähne, Äpfel sind die besseren Zahnbürsten und Backpulver macht weiß – was ist dran, an den gängigsten Zahnmythen?
Morgens sofort nach dem Essen die Zähne putzen, die Zähne mit möglichst viel Druck bearbeiten, damit sie auch ja sauber werden und wenn es zum Zähneputzen an Zeit fehlt, greifen wir einfach zum Apfel, der ist gesund und reinigt die Zähne – ohne Putzen. Und zum Schutz vor Löchern in den Zähnen greifen wir zu Honig, der ist zwar süß, soll aber angeblich gegen Karies wirken. Stopp, bevor hier irgendjemand noch den Selbstversuch startet – weil, was ist eigentlich dran an den Zahnmythen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden? Wir sind den Überlieferungen auf die Spur gegangen und haben beim Experten, Zahnarzt Dr. Rainer Loitzl, nachgefragt, was jetzt eigentlich wahr und was falsch ist. Zugegeben, ein paar Punkte haben uns selbst erstaunt, aber lesen Sie selbst!
Wahr oder falsch, was ist dran?
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Zucker ist Gift für die Zähne!
Nicht ganz. Zucker an sich ist kein Problem – vorausgesetzt die häusliche Zahnhygiene stimmt. Problematisch wird es, wenn man nach dem Verzehr von Süßem aufs Zähneputzen vergisst. Über Nacht verrichten Bakterien ihr Werk, deren Nahrungsgrundlage der Zucker ist. Verdauen Sie diesen, scheiden Sie im weiteren Verlauf Säure aus, die Zähne demineralisiert und somit zu Karies führt.
Zähneputzen hält schlank
Stimmt! Und zwar fanden US-Forscher heraus, dass ein Bakterium, das bei einer Entzündung des Zahnhalteapparats auftritt, schuld an Übergewicht sein könnte. Zudem belegen Studien, dass eine Parodontitis – so der Fachbegriff – unter anderem Bluthochdruck, Diabetes, Rheuma und Herz-Kreislauf-Störungen begünstigen kann. Heißt: Besser einmal zu oft die Zähne putzen als zu wenig!
Nach dem Essen Zähneputzen
Stimmt nicht ganz! Wichtig: nicht sofort putzen. Denn: die in manchen Lebensmitteln (z. B. Obst) enthaltene Säure macht den Zahnschmelz kurzfristig weicher, wodurch es zu Putzschäden kommen kann. Deshalb immer mindestens eine halbe Stunde abwarten. Tipp: Spülen mit lauwarmem Wasser – geht immer!
Backpulver für weiße Zähne?
Nicht ganz. Backpulver oder auch Salz sind zwar, ob ihrer körnigen Struktur, in der Lage Zahnbeläge zu entfernen, doch das strahlende Ergebnis ist von kurzer Dauer. Denn die Körner können zu Putzschäden im Zahnschmelz führen, in denen sich Farbpartikel später leichter und noch kräftiger festsetzen.
Fluoridfreie Zahnpasta ist besser
Nicht ganz! Fluorid sei gesundheitsschädlich hört man immer wieder – das trifft nur dann zu, wenn es in großen Mengen aufgenommen wird. Zahnpasta für Erwachsene enthält höchstens 0,15 Prozent und Kinderzahnpasta gar nur 0,05 Prozent – kein Problem bei sachgerechter Anwendung.
Honig macht Zähne gesund
Stimmt! Neuseeländische Forscher fanden heraus, dass die in naturbelassenen Honigsorten enthaltenen Inhibine das Wachstum von Karies hemmen. Schmeckt gut, tut gut! Dennoch sollten eine halbe Stunde nach dem Verzehr – trotz Anti-Karies-Wirkung – die Zähne geputzt werden.
Je härter die Borsten, desto Besser
Falsch! Harte Borsten können dem empfindlichen Zahnschmelz schaden. Deshalb lieber zu mittelharten Bürsten greifen. Tipp: Mit einem kleineren Bürstenkopf erreicht man auch die hintersten Backenzähne ohne Mühe. Übrigens: Auch festes Schrubben ist nicht ideal, da Zahnfleisch und -schmelz verletzt werden können. Effektiv ist die BASS Technik – Handzahnbürste schräg (45 Grad) auflegen und mit mäßigem Druck vom Zahnfleisch zu den Zähnen wischen.
Apfel statt Zahnbürste
Falsch! Äpfel enthalten zwar Vitamine und Mineralien, die Zähne gesund halten – aber auch Säuren, die den pH-Wert des Speichels verändern und den Zahnschmelz angreifen. Tipp: Die fruchtigen Vitaminbomben mit Milchprodukten (z. B. Joghurt) mischen – enthaltene Mineralstoffe, vor allem Kalzium und Phosphat, lagern sich im Schmelz ein und stärken ihn.
Rosskastanien gegen dicke Backen
Stimmt! Präparate mit Rosskastanie (Apotheke) sollten eine Woche vor einer größeren Zahnbehandlung eingenommen werden. Das in den Rosskastanien enthaltene Aescin ändert die Durchlässigkeit der Venenwände, sodass diese weniger durchlässig für Wasser werden und es so zu weniger Wassereinlagerung im Gewebe und damit zum Beispiel nach einer Zahnoperation zu weniger Schwellung kommt.
Zahnbürste monatlich wechseln
Stimmt! Alle ein bis zwei Monate sollte die Zahnbürste oder – bei einer elektrischen Zahnbürste – der Bürstenkopf gewechselt werden. Nicht nur, dass sich unzählige Bakterien sammeln, auch die Putzleistung lässt nach zwölf Wochen um rund 30 Prozent nach. Auch nach Erkältung, Grippe oder Herpes ist ein Zahnbürstenwechsel empfehlenswert!
Die Mythen beginnen in der Kindheit
Manche Erwachsene sind der Ansicht, Milchzähne bedürfen keiner besonderen Pflege. „Das ist falsch“, weiß Dr. Loitzl. „Regelmäßige Zahnhygiene wird für Kinder zur Routine, diese nehmen sie in ihr späteres Leben mit. Weiters können sich die Schäden von Milchzähnen auf das umliegende Gewebe und die zweiten Zähne übertragen.“ Doch nicht nur die Milchzähne gehören gepflegt – Zahngesundheit sollte uns alle etwas angehen, denn sie ist maßgebend für unseren Allgemeinzustand. „Im Mundraum angesiedelte Bakterien – z. B. die einer Parodontitis, können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Zudem ist ein gesundes Lächeln einfach schöner“, so Dr. Loitzl.
Ein Lächeln sagt mehr als 1.000 Worte
Sie sehen jemanden und entscheiden im Bruchteil einer Sekunde, ob das Gegenüber sympathisch ist oder mal lieber schnell von dannen ziehen sollte. Maßgeblich beeinflusst wird diese Entscheidung durch das Lächeln der Person. Kein Wunder also, dass am Wunschzettel das Hollywood-Lächeln gleich neben der Designer-Tasche steht. Das verleitet viele zu „weißmachenden“ Selbstversuchen. „Von Aufhellungsmethoden wie dem Putzen mit grobkörnigen Zahnpasten, Backpulver oder Salz rate ich meinen Patienten ab – das schädigt den Zahnschmelz. Eine gute Möglichkeit, um weißere Zähne zu bekommen, ist die professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt, ein Bleaching sowie sanfte Aufhellungsmethoden mit der Kraft des Lichts.“ Und jetzt: viel Spaß beim Putzen – aber bitte richtig!