Udo Jürgens

Habe Angst vor einer neuen Beziehung

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Udo Jürgens. Ein Mann, viele Frauen - der Entertainer im Gespräch über seine gescheiterte Ehe und rettende Einsamkeit.

Zwei Monate zog sich Udo Jürgens, 71, aus der Öffentlichkeit zurück. Eine Zeit, die der Entertainer für sich gebraucht hat. Um sich von seinem Bruder John, der Anfang des Jahres an Krebs starb, zu verabschieden. Um die Scheidung von Langzeit-Liebe Corinna, die seit zwei Jahren läuft, zu verarbeiten. Und um Kräfte für seine Tour, die am 19. Oktober in Deutschland startet, zu sammeln.

Lebenslust
Am 30. September begeht der österreichische Bühnenstar, der in der Schweizer Hauptstadt Zürich seine zweite Heimat gefunden hat, seinen 72. Geburtstag. Mit dem Altern hat er Frieden geschlossen. Sein Lebensmotto druckte er auf das Cover seines neuen Live-Albums (seit 1. 9. im Handel): „Jetzt oder nie! Ich bin heute zu einer intensiv gelebten Gegenwart fähig. Meine schönste Zeit? Da antworte ich: Jetzt!“

ÖSTERREICH traf Udo Jürgens in seinem Stammlokal, der Broadway Bar in Wien, und sprach mit ihm über die Liebe und das Leben.

ÖSTERREICH: Wir sitzen in der Broadway Bar. - Hier haben Sie schon viele Stunden verbracht. An welche Momente erinnern Sie sich?

Udo Jürgens: Hier habe ich mit Billy Joel vierhändig Klavier gespielt und mit dem Geiger Julian Rachlin musiziert. So eine Bar ist für einen Mann ein ganz wichtiger Ort. Der Ort, an dem man Klarheit über manche Dinge bekommt, an dem man Freunde trifft oder sich auch ganz allein zurückzieht. Das Leben in einer Bar hat in meinem Leben immer eine große Rolle gespielt.

ÖSTERREICH: Sie sind meistens mit einer ganzen Männerrunde unterwegs. Wie wichtig sind diese Freundschaften für Sie?

Jürgens: Ich hab mich ja einmal als ‚Männermann' bezeichnet. Die Freundschaften unter Männern sind nicht behaftet mit diesen Kleinigkeiten, die das Leben zwischen Ehemann und Ehefrau erschweren. Zum Beispiel, diese Fragen: Wer hat angerufen? Was hast du mit der? Das kann vollkommen harmlos sein, und trotzdem fühlt man sich verpflichtet, eine Erklärung abzugeben. Ich denke mir dann: Was bin ich für ein Trottel!

ÖSTERREICH: Sie sagen, Sie wollen sich gegenüber einer Frau nicht rechtfertigen. Klingt nach einem klassischen Macho. Sind Sie einer?

Jürgens: Ich bilde mir ein, keiner zu sein. Doch die Emanzipation ist auch nicht vollkommen geglückt und gibt uns viele unlösbare Fragen auf. Aber ich gebe zu: Ich fühle mich in einer Männergesellschaft sicherer als in Gesellschaft einer Dame. Ich habe Angst, dass ich mich nicht richtig verhalte oder ihr zeige, dass ich Interesse habe. Dann bin ich immer sehr zurückhaltend und nicht so entspannt.

ÖSTERREICH: Derzeit sind Sie wieder allein. Die Scheidung von Corinna läuft. Wann ist sie denn amtlich?

Jürgens: Es wäre jetzt an der Zeit, dass es soweit ist. In der Schweiz muss man alle Formalitäten erledigen und vor Gericht seine Aussage machen, einzeln und gemeinsam. Dann gibt man einen Schriftsatz ab. Irgendwann bekommt man eine Nachricht, dass man geschieden ist. Wenn der Bescheid jetzt kommt, werde ich es mit meiner Frau zusammen bekannt machen.

ÖSTERREICH: Paul McCartney ist gerade im Scheidungskrieg. Haben Sie nicht die Angst, dass Sie und Corinna sich wegen des Geldes streiten?

Jürgens: Wie ist es möglich, dass eine Frau nach vier Jahren Ehe 300 Millionen Euro verlangen darf, ohne sich strafbar zu machen? Das ist hochgradig unmoralisch. Meine Frau und ich haben uns ausgesprochen. Wir sind kultivierte Menschen und haben eine faire Lösung gefunden. Alles ohne Streit.

ÖSTERREICH: Natürlich steht die Frage im Raum: Gibt es eine Neue?

Jürgens: Nein, ich bin nicht auf der Suche. Es gibt Freundschaften, an denen mir sehr viel liegt – auch zu Frauen. Da kann sich schon einmal mehr ergeben, aber ich denke überhaupt nicht an Bindung oder Beziehung. Schon gar nicht an Ehe.

ÖSTERREICH: Wie stellen Sie sich Ihre künftige Frau vor? So wie in Ihrem Lied „17 Jahr, blondes Haar&“?

Jürgens: Ich bitte Sie! 17? In meinem Alter wäre das lächerlich.

ÖSTERREICH: Haben Sie nicht die Hoffnung, jemanden zu finden, mit dem Sie alt werden können?

Jürgens: Im Moment bin ich glücklich, so wie es ist. Ich fürchte mich viel mehr davor, dass ich in eine neue Beziehung rutsche. Ich fühle mich wohl, jetzt allein zu sein, und mich auf meine Kinder und Kindeskinder konzentrieren zu können. Ich möchte im Augenblick nicht in die Abhängigkeit einer Beziehung geraten. Sollte sich eine anbahnen, würde ich vorschlagen: Lass uns aneinander erfreuen, aber nicht gleich zusammen ziehen.

ÖSTERREICH: Erinnert mich an Ihr Lied „Verdammt in alle Einsamkeit“. Ist das Ihr Schicksal?

Jürgens: Irgendwie schon. Meine Beziehung zur Einsamkeit ist eine ständige Hassliebe. Ich wünsche sie mir herbei, dann wenn ich sie in Übermaßen habe, hasse ich sie.

ÖSTERREICH: Waren Sie in Ihrer Zweisamkeit auch einsam?

Jürgens: Natürlich, und das empfindet man viel bitterer. Aber das entsteht nicht durch den Partner, sondern in der eigenen Seele. Wahrscheinlich habe ich mich geweigert, mich zu öffnen. Ständige Zweisamkeit ist für mich belastend. Die Einsamkeit ist wichtig für mein Leben. Ich suche sie sogar sehr bewusst.

ÖSTERREICH: Was finden Sie daran, allein zu sein?

Jürgens: Einen kleinen Teil von mir selbst – und da entstehen dann meine Lieder.

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