Händels Meisterwerk „Ariodante“ wurde erstmals an der Wiener Staatsoper gespielt.
Die gute Nachricht zuerst: Händels Musik ist so grandios, dass das Publikum trotz mittelmäßiger Sänger und einer lähmenden Inszenierung begeistert ist. Am Samstag musizierten der amerikanisch-französische Alte-Musik-Spezialist William Christie und sein Originalklang-Ensemble Les Arts Florissants mit Feuer und Leidenschaft Händels meisterhafte Opera seria Ariodante zum ersten Mal überhaupt im Haus am Ring.
Virtuos. In der historisierenden, sterbenslangweiligen Inszenierung des Schotten David McVicar entsprach ein einziger Sänger den hohen Ansprüchen des „Caro Sassone“: Der französische Countertenor Christophe Dumaux, der schon in Christofs Loys toller Ariodante-Regie neben der wunderbaren Cecilia Bartoli bei den Salzburger Festspielen für Furore gesorgt hatte, brillierte mit virtuosen Koloraturen als Bösewicht Polinesso und war auch schauspielerisch ein Ereignis.
Passabel. Enttäuschend verlief das Debüt der englischen Mezzosopranistin Sarah Connolly als Ariodante, den Händel für den Kastraten Giovanni Carestini komponiert hatte. Die beschwipsten Stakkatokaskaden in der Bravourarie Con l’ali di costanza waren unbeweglich und verschleppt, auch die berühmte g-Moll-Sarabande Scherza infida, in der Ariodante seine verlorene Liebe beweint, geriet teilnahmslos und uninspiriert. Chen Reiss war eine passable Ginevra, ziemlich unerträglich waren Hila Fahima als Dalinda und Rainer Trost als Lurcanio. Schade um das geniale Stück!
Kritik: E. Hirschmann