In der Wiener Staatsoper hat Verdis geniales Alterswerk „Falstaff“ Premiere.
Der fette Ritter Falstaff, eine Allegorie der mittelalterlichen Laster Gefräßigkeit, Faulheit und Unzucht, wurde von Shakespeare für sein zweiteiliges Historiendrama King Henry IV. als komische Gegenfigur zur Staatshandlung erfunden. Sir John treibt sich mit dem Thronfolger Prinz Hal, Saufkumpanen und Tagedieben in Londoner Wirtshäusern herum und besticht durch sprühenden Witz und verführerische Anarchie.
Ehre. Berühmt ist sein Monolog über die Nichtigkeit der Ehre in der Schlacht von Shrewsbury („What is honour? A word“), der von Verdis Librettisten Arrigo Boito in die commedia lirica des belcantesken Meisters aus Busseto übernommen wurde.
Liebhaber. Verdis letzte Oper basiert auf Shakespeares leichter Komödie The Merry Wives of Windsor, die zu den schwächsten Werken des unsterblichen Elisabethaners zählt: Königin Elizabeth hatte sich ein Stück mit Falstaff als Liebhaber gewünscht, das der englische Barde in zwei Wochen abliefern musste. Falstaff ist hier von seiner ursprünglichen Gerissenheit, Schlagfertigkeit und Lebensfülle fast völlig verlassen. Die Bürgerfrauen Mistress Ford und Mistress Page, um deren Gunst er aus finanziellen, nicht erotischen Motiven wirbt, entlarven ihn als Schmarotzer und Tölpel.
Genial. In der Staatsoper hat heute Verdis geniales Alterswerk in der Regie des konservativen Schotten David McVicar Premiere. Den ramponierten Edelmann singt Ambrogio Maestri, am Pult steht der 80-jährige indische Stardirigent Zubin Mehta. „Ich habe mir für meinen wahrscheinlich letzten Falstaff eine werktreue Inszenierung, die in der Shakespeare-Zeit spielt, gewünscht“, sagt er. Und: „Während in Aida und Otello Leitmotive à la Wagner zu hören sind, kehrt Verdi im Falstaff wieder zu Mozart und Rossini zurück.“
E. Hirschmann-Altzinger