Oper Zürich

Umstrittener Auftritt: Netrebko singt in Kriegsinszenierung von Verdi

Anna Netrebko steht auf der Zürcher Opernbühne – und sorgt mit einer eindrucksvollen, aber politisch brisanten Inszenierung von Verdis "La Forza del Destino" für Gesprächsstoff. 

Am Sonntag feierte die russisch-österreichische Sopranistin Anna Netrebko ihr Bühnencomeback im Opernhaus Zürich. Die umstrittene Künstlerin verkörpert in Giuseppe Verdis Oper "La Forza del Destino" die Hauptrolle – in einer Inszenierung, die das Geschehen in die Schweiz verlegt.

Anna Netrebko in Verdis

Anna Netrebko in Verdis "La Forza del Destino" 

© Instagram

Regisseurin Valentina Carrasco präsentiert die Oper als modernes Kriegsdrama mitten in der Alpenrepublik. Schon zu Beginn verwandelt sich das Opernhaus in einen fiktiven Kinosaal: Explosionen, Nachrichtenbilder und Drohnenangriffe auf Zürich werden eingeblendet. Die Bühne zeigt eine "Investmentbank" mit der Aufschrift "Zürich", Schauplätze wie die UNO in Genf oder das Davoser Kongresszentrum erscheinen im Verlauf des Stücks. Mit 3D-Soundeffekten, Militäruniformen und Schweizerdeutschem Gemurmel entsteht ein beklemmendes Szenario.

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Stimmgewalt und Perfektion

Trotz des provokanten Konzepts bleibt der künstlerische Fokus klar: Anna Netrebko überzeugt gesanglich auf höchstem Niveau. Ihre Interpretation der Leonora verbindet Kraft und Zerbrechlichkeit – und lässt keinen Ton ungenutzt. Auch Bariton George Petean und Netrebkos Ex-Partner Yusif Eyvazov liefern starke Auftritte. Nach der Pause kehrt Netrebko erst für die finale Szene zurück, die zu den Höhepunkten des Abends zählt.

Kunst und Kontroverse

Netrebkos Vergangenheit als Putin-Sympathisantin überschattet ihr Comeback jedoch teilweise. Trotz späterer Distanzierungen bleiben ihre früheren Aussagen zum Krieg in der Ukraine umstritten. Seit 2022 gibt die Sängerin keine Interviews mehr. Dass sie nun eine Frau spielt, die vor Krieg und Isolation flieht, sorgt für zusätzliche Diskussionen.

Die Entscheidung, Netrebko ausgerechnet in dieser Produktion auftreten zu lassen, wird kritisch gesehen. Dennoch bleibt ihre künstlerische Leistung unbestritten. Die Inszenierung polarisiert – und zeigt zugleich, dass Kunst auch unbequeme Fragen stellen darf.

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