Theater-Aufreger

Späte Wien-Premiere für Jelineks Skandal-Stück „Burgtheater“

1985 verpönt, dann 40 Jahre lang von Autorin Elfriede Jelinek gesperrt. Jetzt erstmals in Wien. Milo Rau bringt mit Birgit Minichmayr, Caroline Peters und Marvie Hörbiger den Theater-Aufreger „Burgtheater“ an die Burg. Heute steigt die „Urlesung“. 

Es war einer der größten Theater-Skandale der 80er Jahre. 1985 brachte die später Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ihr böse Posse „Burgtheater“ in Bonn zur Uraufführung und löste damit eine Welle der Empörung aus. Dass sie dabei anhand der Publikums-Lieblinge Paula Wessely, Attila und Paul Hörbiger Österreichs Mitschuld am Nationalsozialismus thematisierte, brachte Jelinek bald den Ruf als „Nestbeschmutzerin“ ein. Daraufhin hatte sie 40 Jahre lang die Aufführungsrechte gesperrt. „Wenn man’s in Wien aufführt, wird’s sicher der größte Theaterskandal der Zweiten Republik!“

Jelinek schickt Grußbotschaft an Burgtheater
© APA/TZ Österreich Bruna Christian


Jetzt bringt es der revolutionäre Wiener Festwochen-Intendanten Milo Rau den Aufreger auf die Burgtheater-Bühne. Also dorthin wo einst die Premiere geplant war. Zwischen 18. Mai und 20. Juni stehen gleich sieben Vorstellungen mit Schauspielgranden wie Birgit Minichmayr (Käthe), Caroline Peters (Istvan) oder Marvie Hörbiger (Schorsch) am Plan. Schon heute, Donnerstag liefern das Ensemble an der Burg in einer „Urlesung“ den gesamten Stücktext, eine Entdeckung. Und die wird auch live auf YouTube gestreamt.

Späte Wien-Premiere für Jelineks Skandal-Stück „Burgtheater“
© APA/HANS KLAUS TECHT

Eine berühmte Schauspielerfamilie, Geraunze und Geraune in mörderischer Kunstsprache: Für Rau werden dies dabei nur einige der Ausgangspunkte für ein größeres szenisches Panoptikum sein, denn bei der Aktualisierung von „Burgtheater“ setzt er auf weitere Reizthemen: Als neue Figuren gibt es den „letzten echten Wiener und woke Podcaster. Dazu wird es um Antisemitismusdebatten , die neuen Kulturkriege oder Hitler als Linksextremen gehen. „Das hat Potenzial zum Skandal“, so Rau.

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