Harald Krassnitzer feiert heuer nicht nur filmisch ein Fest der Gefühle, sondern steht zugleich an einem Wendepunkt seiner Karriere: Der langjährige Tatort-Star verabschiedet sich Schritt für Schritt von seiner Kultrolle.
Während die Filmwelt sich auf seinen neuen Weihnachtsfilm einstimmt, steht für Harald Krassnitzer zugleich ein beruflicher Wendepunkt an: Nach Jahrzehnten verabschieden er und Adele Neuhauser das Wiener Tatort-Duo Moritz Eisner und Bibi Fellner. Die Dreharbeiten zu ihren letzten gemeinsamen Fällen sind bereits abgeschlossen. Ihr finaler Fall trägt den Titel „Dann sind wir Helden“ – gedreht im Herbst 2025 und zur Ausstrahlung 2026 geplant. Mit diesem Kapitel geht eine Ära zu Ende, die österreichisches Fernsehen geprägt hat wie kaum eine andere.
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Parallel dazu zeigt Krassnitzer in seinem neuen Weihnachtsfilm „Weihnachtsüberraschungen“, wie viel Humor, Chaos, Verletzlichkeit und Wärme in der festlichen Zeit stecken. Im Mittelpunkt steht die Erkenntnis, dass Glück oft dort entsteht, wo Erwartungen zerbrechen und Menschen einander wieder näherkommen.
Krassnitzer spricht im Gala-Interview offen darüber, warum diese Turbulenzen auch im echten Leben so vertraut wirken. Weihnachten sei eine Zeit, „an die wir hohe Erwartungen stellen“, sagt er. Schon im November beginne ein regelrechter Erwartungsstau – perfekte Geschenke, perfektes Essen, perfekter Baum. „Und dann steht man inmitten eines unglaublich lauten Getriebes und wundert sich, dass die stillste, schönste und liebevollste Zeit nicht stattfindet.“
Die Magie des Unperfekten
Gleichzeitig finden sich in seinen Erinnerungen viele jener magischen Momente, die Weihnachten prägen: das kindliche Staunen über das Christkind, aber auch die Nervosität davor, nicht brav genug gewesen zu sein. Er erzählt von Schneeballschlachten, von durchnässter Kleidung und von der Wohligkeit eines heißen Tees: „Welche Glückseligkeit aufkommt, wenn diese beiden auf die Geschmacksnerven treffen und in dir explodieren und eine Wärme und Geborgenheit erzeugen.“
Dass ausgerechnet das Unperfekte zu unvergesslichen Momenten führen kann, zeigt für ihn eine Familienerinnerung, die längst Kultstatus hat: die verbrannte Gans, Kartoffelklöße, die zu Suppe zerflossen, und ein Abend, der zur reinen Lachtherapie wurde. „Wahrscheinlich wurde es eines unserer schönsten Weihnachtsfeste, weil wir wahnsinnig viel gelacht haben.“
Krassnitzer über seine Ehe
Ein Fixpunkt ist für ihn und Ehefrau Ann-Kathrin Kramer ein Ritual, das bewusst entschleunigt: Morgens laufen Chansons von Hildegard Knef und Wolf Biermann, später trudeln Freunde und Familie ein. Es wird geplaudert, zugehört, spaziert. Weihnachten ohne großen Pomp – dafür mit Nähe.
Krassnitzer spricht mit spürbarer Wärme über seine Ehe, die seit vielen Jahren als besonders harmonisch gilt. Und überraschend offen darüber, wie sehr ihn Kramer noch immer berührt. „Sie überrascht mich tagtäglich, weil sie ja tagtäglich immer schön ist und ich mich jeden Tag freue, wenn ich sie sehe.“ Im Alter von 65 merke man stärker, „dass die Einschläge näherkommen“. Freunde werden krank, man spüre die eigene Endlichkeit. „Dann rechnet man nach: Wie viele Sommer habe ich noch? Vielleicht 15, vielleicht 20.“ Genau daraus entstehe ein neues Bewusstsein für das Glück, das man hat: „Es ist eine Verdichtung dessen, was man hat – und eine Verdichtung des Glücks.“
Harald Krassnitzer und seine Ehefrau Ann-Kathrin Kramer.
„Weihnachtsüberraschungen“ selbst lebt ebenfalls von Nähe, Chaos und Menschlichkeit. Krankenschwester Nora (Morgane Ferru) freut sich auf ihren ersten Weihnachtsurlaub, bis ihr Bruder Moritz (Brix Schaumburg) plötzlich auftaucht. Ihre Mutter Ellen (Margarita Broich) wiederum verheimlicht eine Beziehung mit dem verwitweten Nachbarn Rolf – gespielt von Krassnitzer –, der seine Kinder Bent (Anton Spieker) und Katja (Henrike Fehrs) mitbringt. Geheimnisse, eine kaputte Heizung und jede Menge Familienchaos führen dazu, dass die Lage eskaliert, bevor mehrere kleine Weihnachtswunder alles wieder zurechtrücken.
Während auf der Leinwand die Liebe siegt, bedeutet der Abschied vom Wiener Tatort für Krassnitzer einen tief empfundenen Umbruch. Doch vielleicht ist es genau diese Mischung aus Gelassenheit, Dankbarkeit und Bewusstsein für das Wesentliche, die seine Worte durchziehen – und die erklärt, warum sein letzter Tatort-Fall passenderweise „Dann sind wir Helden“ heißt.