Die neuen Wohnaccessoires in Metalloptik erinnern an eingefrorene Bewegungen und wirken klar und puristisch. Auf der Einrichtungsmesse Ambiente in Frankfurt zeigten viele Hersteller Vasen, Schalen, Schreibtischlampen und Beistelltische in Chromoptik, Platin, Aluminium und Silber. Auffällig sind geschwungene Formen und bewegte Strukturen. Das Spiel der Lichtreflexion schafft ein edles Ambiente.
"Der Trend geht zur Wohnarchitektur und orientiert sich an den verspiegelten Glasflächen der Hochhäuser", sagt Nadine Philipp von der Messe Frankfurt, die die Ambiente ausrichtet. Transparenz sei das Schlagwort bei den verwendeten Materialien, die schillernd und reflektierend, diffus und netzartig und oftmals auch gefrostet wirken. Die Farbpalette erinnere an das irisierende Spektrum einer Seifenblase: Die Chrom- und Silberoptik kombinieren die Designer mit Grautönen, Lachs, Schwarz und Weiß.
Die Edelstahl-Produkte von Alessi beispielsweise spielen mit der Bewegung. Der Designer und Architekt Mario Trimarchi entwarf mit "La Stanza dello Scirocco" eine Serie von Tafelaufsätzen. Die asymmetrischen Schalen und Körbe bestehen aus Stahlplättchen, die in einer fragilen Konstruktion nur an einzelnen Punkten miteinander verbunden sind. So zerbrechlich scheint die Form vom kleinsten Windhauch veränderbar.
Inspiriert fühlte sich Trimarchi dabei von einem Naturschauspiel in seiner Heimat: "In großen Landhäusern auf Sizilien gibt es ein 'Scirocco-Zimmer'. In dem fensterlosen Raum halten sich die Familien auf, wenn draußen der Sandsturm Scirocco aus Afrika herübertobt." Auch die Schneckenschale "Amèlia", die Lluís Clotet für Alessi entwarf, scheint mit ihrer zerknitterten Optik in einer Wellenbewegung eingefroren. Sie bietet so Delikatessen optimalen Halt. Die Vase "Flower Tube" vom Designer Marti Guixé sieht aus wie ein halb aufgeschnittener Zylinder. Die halbkreisförmige Innenseite der Vase spiegelt und verzerrt die Farben und Formen der Blume.
Die Neuheiten des Herstellers Gunter Lambert zeigen fast virtuell anmutende Strukturen. Wie eine filigrane Blume wirkt die Drahtschale "Anthea". Sie besteht aus verkupfertem und schwarz patiniertem Eisendraht. Jedes Stück wird von Hand an unzähligen Punkten verlötet. Das Windlicht "Noor" wird aus verkupfertem, gedrehtem und anschließend vernickeltem Flachdraht gefertigt. Auch die Drahtkörbe aus der Serie "Rana" sind aus verkupfertem und vernickeltem Draht zu ihrer Form verflochten und punktverlötet.
Die Porzellan-Manufaktur Rosenthal überrascht mit der limitierten Neuauflage mehrerer Vasen-Klassiker: Das Modell "Fast" ist ursprünglich eine Hommage an die Objektvasen der Ming-Dynastie. Die Neuinterpretation im Platin-Gewand wirkt wie erstarrt bei der Übertragung ins digitale Zeitalter. Auch die "Tütenvase" - ein Klassiker von 1972 - mutet in der neuen Platin-Optik futuristisch an. Der Designer Georg Vellmanns hat unter anderem eine 120 Zentimeter hohe "Schlangenvase" aus Aluminium entworfen, die an die fließende Vorwärtsbewegung eines Reptils erinnert. Und die Vasen aus der Linie "Wachs" erinnern an das gleichnamige Material in einem flüssigen, Blasen aufwerfenden Zustand.
"Das Spiel mit der Wahrnehmung ist ein großes Thema", sagt Claudia Herke vom Bora.Herke-Stilbüro in Frankfurt. Die neuen Accessoires stünden für eine "Weiterführung des Purismus", seien aber viel organischer und sensibler geformt. Auch polygonale Formen aus der Natur - wie die Prismen-Struktur von Kristallen und Diamanten - seien jetzt häufiger bei Wohnaccessoires zu beobachten.
Eine nahezu unsichtbare Bewegung aus der Natur war die Inspiration der Designerin Astrid Keller, die für die Silbermanufaktur Koch & Bergfeld Corpus Vasen entworfen hat: Sie erinnern an Blumenkelche, die sich dem Licht entgegenstrecken. Die Objekte aus 925/000 Sterlingsilber sind streng in der Linienführung, aber organisch in ihrer Verformung. Einige Kelche schließen sich nach oben zusammen, einige öffnen sich und scheinen zu blühen.