THEMA DER WOCHE

19 Coups in Folge - Wer stoppt endlich diese Bankomatsprenger?

Sie arbeiten in Clustern, ändern ständig ihre Vorgangsweise, kommen mal mit PS-starken Autos, andere mit Motorollern oder Motorrädern, zuletzt düsten zwei sogar mit einem E-Scooter davon - und wenn es rumst, wachen ganze Ortschaften auf. Wer stoppt die "Plofkraker"?

Eskalation. Bis jetzt wurden erst vier Komplizen geschnappt. Sie können oder wollen nicht reden, einer, weil er auf der Intensivstation liegt, die drei anderen halten sich eisern an das Gesetz mafioser Strukturen: nichts zugeben, schweigen, während andere in die Bresche springen und weitermachen als wäre nicht gewesen. Das passierte, als sich Anfang April in Wien ein flüchtender Bankomatsprenger vulgo "Knallknacker" (so die deutsche Übersetzung für "Plofkraker") eine Kugel im Allerwertesten einfing. Die drei anderen, die mit ihm in der Leopoldstadt um 4 Uhr in der Früh das Foyer einer Bank Austria in die Luft gejagt hatten, tauchten unter - wohl kaum zu Fuß.

Nur wenige Tage war eine Ruhe, dann krachte es in Wels. Wieder in den frühen Morgenstunden zerlegten sie eine Sparkassen-Filiale im Stadtteil Pernau. Bilder vom Tatort zeigten eine völlig zerstörte Fassade und Scherben im Umkreis von mehreren Metern. Ein Wunder dass niemand verletzt wurde - wobei Experten davon ausgehen, dass eines Nachts ein Coup völlig eskalieren könnte, wenn sich ein doch nicht so gut ausgebildeter "Sprengmeister" selbst in die Luft jagt und dabei seine Komplizen oder gar Anrainer und Zeugen mit in den Tod reißt. 

Bnkomat tirol gesprengt reith im alpbachtal

Bild der Zerstörung in Reith im Alpbachtal.

© Zoom Tirol

Einen Vorgeschmack auf die Horror-Version lieferte die Bande junger Holländer mit nordafrikanischen Wurzeln vor einer Woche in Gmunden, als die Sprengladung, die sie am Bankomaten einer VKB-Filiale im Einkaufszentrum SEP angebracht hatten, wohl viel zu hoch dosiert war - durch die Detonation entfalteten sich explosionsartig nämlich alle Airbags in deren mit laufendem Motor vor der Filiale wartenden Flucht-Audi. Darauf suchten sie schnell nach einem Ersatz und crashten eine benachbarte Matura-Party. Die vermummten Gangster wollten zuerst drei jungen Frauen den Pkw rauben, was misslang, weil sie aus Angst und Schlaftrunkenheit den Autoschlüssel nicht fanden. Ein Schüler weiteren gab den Masken-Männern schließlich den Schlüssel zu seinem grauen VW Tiguan - mit dem die Bande davonraste. Nicht auszudenken, wenn einer der sicherlich auch bewaffneten "Plofkraker" die Nerven verloren hätte.

Wenige Tage darauf kann man wieder von Glück reden, dass genau dieser Cluster nicht andere mit ins Verderben riss, als er  mit einem gestohlenen BMW X1 auf der Flucht vor der Polizei in Marktl in Bayern mit Vollgas aus einem Kreisverkehr auf einen Erdwall flog: Alle drei wurden schwer verletzt, einer liegt wie gesagt auf der Intensivstation, ein vierter Komplize hat sich abgesetzt - und war vielleicht beim nächsten Coup nur zwei Tage danach als Spontan-Aushilfe bzw. Verstärkung in Tirol schon wieder im Einsatz? Zu diesem Coup in Reith im Alpbachtal kamen sie mit E-Scootern, das Fluchtauto - das auf jeden Fall funktionieren sollte, auch wenn es noch so krachte - wartete offenbar außerhalb des Ortes. Um 3.30 Uhr zerriss eine Explosion mitten im Ort die Stille. Die 19. Attacke der Bande in diesem Jahr ging generalstabmäßig über die Bühne.

Die meisten Sprengungen gab es übrigens im Jahr 2018: Damals kam es zu 21 Angriffen auf Geldautomaten.  So wie es aussieht, werden sie das heuer noch locker überbieten - wenn nicht noch ein kriminalistisches Wunder passiert.

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