Der Schock über die blutigen Ereignisse Dienstag in einer Gemeindebauwohnung in Wien sitzt im ganzen Land noch tief: Ein Ehemann (44) hatte eiskalt ein Massaker an der eigenen Familie geplant, weil die Frau ihn verlassen wollte. Auch die Tochter musste sterben.
Wien. Dass der Abend nicht ruhig verlaufen würde, hatten alle schon geahnt, dass er aber derart enden würde, überstieg alle negative Vorstellungskraft. Im Aufzug hatte die 24-jährige Tochter von Zlatica M. untertags noch zu einer Nachbarin gesagt: "Nicht wundern, dass es heute etwas lauter werden könnte" - die Eltern würden in Scheidung leben. Wenige Stunden später sollte Katarina M., die erst vor wenigen Wochen ihr zweites Kind bekommen hatte - und die mit ihrem Lebensgefährten (26) und den Kids - vor Ort gekommen war, um ihrer Mutter beim Trennungsgespräch beizustehen und die Situation zu kalmieren, mit einer Kugel aus Vaters Pistole im Kopf am Boden liegen. In der Nacht auf Freitag verstarb sie im AKH an ihren schweren.
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Gemeindebau beim Vorgartenmarkt wurde Schauplatz von Horror-Ereignissen.
Ein Nachbar und Ersthelfer schilderte seine entsetzlichen Eindrücke, die er machen musste, wie folgt: Er war gerade nach Hause gekommen und hatte sieben Knaller gehört und gezählt: "Als ich an der Wohnung anklopfte, hat mir ein Mann mit der Schusswunde die Tür geöffnet. Ich stand dann mitten am Tatort, wo zwei schwer Verletzte am Boden lagen. Ich vermute, einer der Frauen wurde ins Herz geschossen, überall war so viel Blut in kurzer Zeit. Die andere Frau hatte einen Kopfschuss". Weiters erzählt er von einem kleinen Jungen, der wie erstarrt auf der Couch saß und den er ebenso wie das Baby, das er hernach im Kinderwagen in der Küche entdeckte, und den im Vorzimmer und Stiegenhaus herumirrenden Malteser Hund der Familie M. zu einer Nachbarin brachte.
Hier springt der 44-Jährige nach einem Schusswechsel mit der Polizei in seinen Mercedes.
Ebenfalls in der Wohnung und unmittelbare Zeugin der schrecklichen Ereignisse war die jüngste Tochter (15) des serbischen Ehepaares, die von Vaters Zorn bzw. eiskalt geplantem Amoklauf im Familienkreis verschont geblieben war: Mit einer alten belgischen Pistole, die er sich illegal beschafft und besessen hatte, war Nenad M. in die Vorgartenstraße gekommen. Den silbernen Mercedes stellte er direkt vor dem Haus in der Vorgartenstraße ab, und zwar so schief ein, dass - im Nachhinein betrachtet - klar war, dass er nicht lange bleiben und später schnell aus dem Parkplatz abdampfen wollte, sprich: Der Serbe, der schon einmal vor mehr als 10 Jahren einen gewalttätigen Auszucker gehabt hatte, aufgrund dessen die Gattin in ein Frauenhaus geflüchtet war und ihm ein Betretungs- und Waffenverbot in seinen Augen eingebrockt hatte, wollte diesmal einen endgültigen Schlussstrich ziehen. Nach dem pervertierten Motto eines ursprünglich biblischen Gelübdes: "....bis dass der Tod uns scheidet!"
Nenad verhielt sich "seltsam" und war eifersüchtig
Gekommen war der bullige Arbeiter und Chauffeur angeblich, um seine letzten persönlichen Sachen zu holen (noch war er an der Adresse gemeldet) und wohl auch, um die Scheidungspapiere zu unterschreiben. Der Schwiegersohn (26) bemerkte von Anfang an, dass Nenad sich "seltsam" verhielt und merkte - später im Spitalspatient, wo ihm ein Projektil aus der Schulter operiert wurde, in einer Vernehmung durch die Polizei an, dass der Vater einer Lebensgefährtin "eifersüchtig" war. Was zum Bild des Mannes und Familienoberhauptes passt, der sich nicht vorstellen kann, dass man ihn verlässt, weil er ein Tyrann ist, sondern, weil es einen anderen geben MUSS der ihm die Frau und ihre Zuneigung gestohlen und damit sein Leben als nach eigener Einschätzung eh friedlicher Zeitgenosse ruiniert hat. Und über Unterhalt und Besuchsregelungen für die Teenie-Tochter und die Enkelkinder wollte er schon gar nicht reden. Dosta! (serbisch für Basta! bzw. Genug, das reicht!)
In diesem Mercedes wurde der Tote gefunden. Zuvor hatte er versucht, mit dem Auto zu flüchten und baute dann einen Unfall bei einer Baustelle
Nach den Schüssen auf seine Frau, die auf der Stelle tot war, und seine Tochter - die im AKH den Kampf um ihr Leben verlor - sowie den Schwiegersohn, auf den er als erstes feuerte, rannte der Nenad M. hinunter zu seinem Auto, lieferte sich unterwegs noch ein Feuergefecht mit der Polizei und raste davon. Dass er nicht weit kam, ist einer Baustelle bzw. Baugrube zu verdanken, an der er nicht vorbeikam. Wenden oder zurückfahren konnte er auch nicht, weil die halbe Wiener Polizei hinter ihm her war. Da dürfte er sich selbst im Auto erschossen haben.
Zurück ließ er ein Schlachtfeld: Zwei Enkelkinder als Zeugen, die ihre Mutter und die Oma verloren haben und die ihren Opa für immer als Zweifachkiller in Erinnerung haben werden sowie eine Teenagertochter als Vollwaise, Nachbarn, die ebenfalls lernen müssen mit dem Erlebten zu leben, eine Gesellschaft, die genug hat von Patriarchen, die Leben nehmen, wenn sie selbst damit am Ende sind.