Autodiebe

BMW-Bande nach 39 Coups gefasst

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Neun Verdächtige in Haft. 1,3 Millionen € Schaden.

Anfang dieser Woche bremsten Fahnder der Soko Kfz und des Bundeskriminalamts (BK) die BMW-Bande endgültig aus: Montag klickten in Wien für den Ungarn Tibor T. die Handschellen, Dienstag für István R. in Budapest. Die beiden gelten als Drahtzieher einer Gang magyarischer Autodiebe, die seit Sommer 2010 unter Lenkern von Luxuskarossen in Österreich für Gänsehaut gesorgt hat.

Nobelhobel
Wer hochpreisige Modelle der Marke BMW (X5, X6) fuhr, war zwar sicher unterwegs, parkte aber riskant. Denn immer öfter waren derartige Prunkstücke über Nacht weg. Bei Gelegenheit ließ die Bande gern auch teure Audis (Q7) mitgehen.

Tatorte: Parkhäuser (am Airport Schwechat), Parkplätze vor den Festspielen in St. Margareten, vor Thermen (Bad Waltersdorf) oder Villen (in Rust, Podersdorf, Breitenbrunn und Wien). Schaden insgesamt: 1,3 Millionen Euro.

22 Gangster
Zwar spürte die Kripo sieben gestohlene Nobelhobel wieder auf. Auch kleine Fische gingen ins Netz. Aber erst Zug um Zug kam die Soko an die Profi-Gang heran. Jetzt ist geklärt: Die BMW-Bande bestand aus 22 Dieben und Hehlern. Neun sitzen mittlerweile in U-Haft. Nach dem Rest wird namentlich gefahndet. Gegen Capo Zoltán Nagy (46) läuft ein EU-weiter Haftbefehl.

Nur 10 Prozent Erlös
Bisher 39 Coups können den Autodieben zugeschrieben werden. Handschrift bei den Taten: „Spione forschten in Österreich lohnende Objekte aus“, so BK-Sprecher Oberst Helmut Greiner. „Dann reisten Fahrer und Techniker aus Ungarn an“, weiß Soko-Chefinspektor Andreas Kummer: „Die Autos wurden mit einer speziellen Software geknackt (siehe unten) und dann sofort über kleine Grenzübergänge nach Ungarn gebracht.“

Auf der Flucht vor der Polizei riskierten die Gangster einmal 250 km/h – mit Erfolg. Ihr Lohn: 200 Euro für die Fahrer. Die Capos bekamen von Hehlern für einen gestohlen Wagen nur 10 Prozent des Marktwertes. Deshalb wurden Autos oft zerlegt – und die Ersatzteile verkauft.

Dieses Gerät knackt alle Autos

Zauberkasten
© TZ ÖSTERREICH/Fuhrich

(c) TZ ÖSTERREICH/Fuhrich

Hightech ist das Geheimnis der Autoknacker. Das Kernstück ist der „Zauberkasten“ (oben), der im Internet um 5.000 Euro zu kaufen ist. So funktioniert er:
  • Mit einem sogenannten „Polenschlüssel“ (Profis haben Rohlinge für Fahrzeuge jedes Konzerns) wird zuerst die Tür aufgesperrt. Dann bleiben genau 20 Sekunden, bis die Alarmanlage anschlägt.
  • Die Zeit reicht den Dieben, um sich in den Bordcomputer einzuloggen. Dafür hängen sie den „Zauberkasten“ an: Das Gegenstück zum Diagnosestecker, der in Werkstätten zum Einsatz kommt. Per Spezialsoftware wird der Alarm gestoppt und das Lenkrad entriegelt. Der Wagen kann gestartet werden.
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