Behörden-Affäre

Kind (15) ›legal‹ in diesem Bordell

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Eine 15-Jährige schaffte mit einem gefälschten Reisepass an.

Unfassbar, aber wahr: Die 15-jährige Erika, die in einem Klagenfurter Bordell anschaffen musste, hatte sich eine behördliche Arbeitserlaubnis als Prostituierte mit einem falschen Pass organisiert. Laut dem gefälschten Dokument ist sie 19 Jahre alt.

„Nichts Auffälliges“.
Doch vonseiten der zuständigen Behörden ist man sich keiner Schuld bewusst. Birgit Trattler vom Gesundheitsamt Klagenfurt, die die ­Arbeitsgenehmigung („Deckel“) ausgestellt hat, zu ÖSTERREICH: „Wir haben ihren Pass auf Namen, Foto und Gültigkeit kontrolliert. Es war nichts Auffälliges zu erkennen.“

Außerdem: Die mehrere Stunden andauernde Gesundenuntersuchung hätten langjährige, gewissenhafte Mitarbeiter durchgeführt. „Bei jungen Mädchen schauen wir doppelt hin. Falls die Damen sehr jung aussehen, melden wir das der Polizei. Das war nicht der Fall“, so Trattler.

Auch Rotlicht-Größe Stefan Wetzl, in dessen Laufhaus sich die 15-Jährige ein Zimmer gemietet und dort ihren minderjährigen Körper an Freier verkauft hatte, will nicht der Schuldige sein. „Das Mädchen hatte eine offizielle Arbeitsgenehmigung als Prostituierte, den sogenannten Deckel“, sagt der Rotlicht-König zu ÖSTERREICH: „Den Pass habe ich nicht kontrolliert. Es sind wohl die Behörden und ich auf das Mädchen hereingefallen“ (Interview siehe unten).

Die Ermittlungen in diesem Behördenskandal laufen auf Hochtouren. Gabriele Lutschounig von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt: „Wir haben ein Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandels eingeleitet und ermitteln gegen alle, die als Verdächtige in Betracht gezogen werden können.“

 

ÖSTERREICH: Was sagen Sie dazu, dass in Ihrem Laufhaus in Klagenfurt eine 15-Jährige angeschafft hat?
Stefan Wetzl: Ich wusste nicht, dass ihr Ausweis gefälscht war. Mir ist die Arbeitsgenehmigung, der Deckel, wichtig.

ÖSTERREICH: Und den hatte das Mädchen?
Wetzl: Ja, selbstverständlich. Sonst hätte sie nie ein Zimmer bei mir bekommen. Wir schicken die Mädels immer vorab zum Arzt und zum Magistrat. Die geben dann die Arbeitsgenehmigung, um als Prostituierte zu arbeiten. Ich bin ­also genau wie die Behörden auf das Mädchen reingefallen.

ÖSTERREICH: Die 15-Jährige soll in ihrer Heimat misshandelt und missbraucht worden sein …
Wetzl: Natürlich gibt es brutale Zuhälter, und das ist nicht schön, aber ich vermiete nur die Zimmer an die Mädchen. Die haben ihre Schlüssel und sind frei. Unser Haus ist korrekt geführt. Strawanzer kommen bei mir nicht mal auf den Parkplatz.

Interview: M. Lassnig

 

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