Grundwasser-Neubildung sank in den letzten 100 Jahren um 25 Prozent.
Die Alpen mit ihren Gletschern, Seen und Quellen sind Europas Süßwasserreservoir. In manchen Regionen ist laut europäischer Wasserexperten jedoch eine Tendenz zur Verringerung der Wasserreserven bemerkbar und die voranschreitende Gletscherschmelze könnte auf Zeit gesehen dem Kontinent den Wasserhahn zudrehen - und das bei ständig steigendem Bedarf nach dem kostbaren Nass. Der Einfluss des Klimawandels auf die alpinen Wasserressourcen und Strategien gegen das Mangelrisiko werden bis zum 22. September in einer internationalen Konferenz in Graz diskutiert.
Grundwasser-Neubildung sinkt
Beobachtungen der vergangenen 100 Jahre belegen in den österreichischen Alpen steigende Temperaturen, eine Reduzierung der Niederschläge sowie ein signifikantes Absinken der Grundwasserneubildung von rund 25 Prozent. Dies schilderten die Projektverantwortlichen des EU-Projektes "Alp Water Scarce" am Mittwoch im Umfeld der Abschlusskonferenz in Graz. Die Grundwasserspiegel könnten - allein schon aufgrund des steigenden Wasserverbrauchs im Tourismus und Landwirtschaft - weiter sinken.
Hitzewellen prognostiziert
Für den Alpenraum werden aber auch häufiger auftretende Hitzewellen im Sommer vorhergesagt und für den jährlichen Niederschlag erwarten die Experten ein Nord-Süd-Gefälle: leichter Anstieg im Norden, deutlicher Rückgang im Süden. Aufgrund von Wasserknappheit können sich vor allem Konflikte zwischen der Energieversorgern, Landwirtschaft und Tourismus ergeben.
Ziel des dreijährigen EU-Projektes "Alp Water Scarce" war es, Strategien gegen das Risiko der Wasserknappheit in den Alpen, das vor allem Energieversorger, die europäische Landwirtschaft und den Tourismus treffen könnte - zu etablieren. Das Institut de Montagne der Universität von Savoyen hat das Projekt mit Partnern aus Österreich, Frankreich, Italien, Slowenien und der Schweiz koordiniert. Dabei wurden 22 Untersuchungsgebiete in Österreich, Frankreich, Italien, Slowenien und der Schweiz, die bereits jetzt punktuell mit dem Problemen von Wasserengpässen konfrontiert sind, analysiert. Für Österreich liegen sie vor allem in Kärnten und der Steiermark (Koralpe, die Karawanken, Jauntal, Gurktal, Steirisches Becken, Steirisches Randgebirge - Wechsel).
Frühwarnsysteme
Die Daten dienen dazu, nationale und transnationale Wassermanagement-Konzepte für alpine Regionen mit möglicher zukünftiger Wasserknappheit zu erstellen. Konkret wurden bereits vier Frühwarnsysteme für das Einzugsgebiet der Arly (Hoch-Savoyen), das Einzugsgebiet des Piave, Kärnten und Slowenien entwickelt: In Kärnten zielt das System darauf ab, die Trinkwasserversorgung nachhaltig zu gewährleisten, in Slowenien soll es einen sparsamen Umgang mit Wasser in der Landwirtschaft unterstützen, schilderte Eric Brunat von der Universität Savoyen.