Malversation & Schulden

Das Drama um die Burg

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Bundestheater-Holding-Chef Springer alarmiert: Bundestheater krass unterdotiert.

Theater. Zur gestrigen Pressekonferenz von Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann anlässlich des Festivals Szene Ungarn (14. bis 20. 3.) kam die versammelte Kulturjournalisten-Elite. Wohl nicht nur aus Interesse an ungarischen Theatergruppen, sondern auch in der Hoffnung, Hartmann das „Drama um die Burg“ kommentieren zu hören.

13 Millionen Euro Miese in der Saison 2012/13

  • Der Schock. Ein Zwischenbericht der Wirtschaftsprüfer KPMG hatte die Öffentlichkeit alarmiert: Man erfuhr von „gefälschten Belegen und ­Vorspiegelung falscher Tatsachen“. Bald wurde ruchbar, dass das Burgtheater in der Saison 2012/13 eine Miese von 13 Mio. Euro eingefahren hatte.
  • Die Sünde. Die Vizedirektorin und kaufmännische Leiterin der Burg, Silvia Stantejsky, wurde gefeuert. Sie bestreitet alle Vorwürfe, gilt im Ensemble als „Sündenbock“.
  • Das Misstrauen. 83 von 116 Ensemblemitgliedern sprachen Hartmann und dem Chef der Bundestheater-Holding, Georg Springer, das Misstrauen aus. Burg-Doyen Michael Heltau: „Es glaubt doch niemand, dass ein einzelner Mensch für das Schlamassel verantwortlich ist!“
  • Der Alarm. Holding-Chef Springer ging in die Offensive: „Die Staatsoper ist unter­finanziert, die Volksoper am Rande des Überlebens, und das Burgtheater steckt in einer hohen Schuldenzahl.“
  • Die Politik. Die Grünen forderten personelle Konsequenzen, die FPÖ ein „Köpferollen“. Kulturminister Josef Ostermayer traf sich gestern mit Burg-Schauspielern: „Ich hoffe durch das Gespräch etwas zur Entspannung der emotionalen Situation beigetragen zu haben.“ Der nächste Akt im Drama um die Burg folgt bestimmt.

Hartmann: "Ein Gulasch"

Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann sucht jetzt den Dialog mit dem Ensemble.
Statement. „Ich befinde mich in einem intensiven Dialog mit Teilen des Ensembles. Denn die Ereignisse erzeugen einen enormen Druck. Dabei handelt es sich sozusagen um eine Art ,Gulasch‘ von Problemen: Da ist die ,Causa Stantejsky‘, und hier gibt es ja bereits einen fertigen KPMG-Bericht (Anm.: Veröffentlichung am 28. 2.). Und da ist die notorische Unter­dotierung des Hauses, die ja schon mein Vorgänger Bachler wiederholt zum Thema gemacht hat und die sich jetzt notwendigerweise zuspitzt. Die Folge ist, dass die Schauspieler Angst um ihre Existenz haben und sich sorgen, um das künftige Schicksal dieses stolzen Burgtheaters.“

Christoph Hirschmann

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